ARD-DeutschlandTrend Mehrheit für Syrien-Einsatz
Im Eiltempo peitscht die Bundesregierung das Mandat für den Syrien-Einsatz der Bundeswehr durch das Parlament. Den militärischen Beistand im Kampf gegen den IS halten 58 Prozent der Deutschen für richtig. Außerdem im ARD-DeutschlandTrend: Die AfD legt zu.
Sollte Deutschland Frankreich helfen, militärisch gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ in Syrien vorzugehen? 58 Prozent der Deutschen sprechen sich für einen solchen militärischen Beistand aus, 37 Prozent sind dagegen. Das hat eine Umfrage des ARD-DeutschlandTrends von Montag bis Dienstag dieser Woche im Auftrag der tagesthemen ergeben.
Die Zustimmung zu einem solchen militärischen Beistand variiert je nach parteipolitischer Präferenz: 65 Prozent der SPD-Anhänger, 63 Prozent der AfD-Anhänger und 58 Prozent der Unions-Anhänger befürworten eine militärische Unterstützung durch Deutschland. Die Grünen-Anhänger sind eher gespalten: 51 Prozent sind dafür, 45 Prozent dagegen. Nur bei den Anhängern der Linkspartei spricht sich eine Minderheit von 32 Prozent für einen militärischen Beistand aus, eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent ist dagegen.
Wenn man bei den Befürwortern nachfragt, wie ein solcher militärischer Beistand aussehen sollte, dann geben 59 Prozent von ihnen an, dass sie Aufklärungsflüge und Tankflugzeuge, wie sie die Bundesregierung geplant hat, für richtig erachten. 34 Prozent der Befürworter plädieren für eine aktive Beteiligung an Luftangriffen, 22 Prozent könnten sich sogar vorstellen, Bodentruppen zu entsenden. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich.
Mehrheit befürchtet Terroranschläge in Deutschland
Nach den Anschlägen von Paris fürchten 61 Prozent der Deutschen, dass es in nächster Zeit auch Anschläge in Deutschland geben wird. 38 Prozent fürchten dies nicht. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Zeitverlauf: Mitte Januar 2015, nach den Anschlägen auf das Satire-Magazin "Charlie "Hebdo und den koscheren Supermarkt in Paris, gaben 45 Prozent der Befragten an, dass sie Terroranschläge auch in Deutschland befürchten - 53 Prozent verneinten dies damals. Im Juli 2015, nach weiteren Anschlägen in Tunesien und Kuweit, sorgte sich eine Mehrheit von 63 Prozent vor Attentaten in Deutschland, 35 Prozent sorgten sich diesbezüglich nicht. Die Angst, dass es auch in Deutschland zu Terroranschlägen kommen könnte, ist also seitdem - trotz der Ereignisse vom 13. November - im Wesentlichen konstant geblieben.
Allerdings befürchten auch 63 Prozent der Befragten, dass ein Bundeswehreinsatz in Syrien die Gefahr terroristischer Anschläge in Deutschland erhöhen wird. Nur 34 Prozent glauben, dass die Gefahr gleich hoch bleiben wird; 2 Prozent meinen sogar, dass sie sinken wird.
Gelassenheit überwiegt in der Bevölkerung
54 Prozent der Deutschen meinen, dass unser Land alles in allem gut geschützt ist gegen terroristische Angriffe, 41 Prozent sind gegenteiliger Auffassung. Nur 36 Prozent der Befragten achten im Alltag verstärkt auf verdächtig aussehende Personen und Gegenstände; eine Mehrheit von 63 Prozent tut dies nicht. Nur ein Viertel (26 Prozent) meidet große Menschenansammlungen, zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten oder in Bahnhöfen. Eine deutliche Mehrheit von 73 Prozent verändert ihr Verhalten diesbezüglich nicht.
Zufriedenheit mit Bundesregierung steigt wieder
Seit Beginn der Flüchtlingskrise büßte die Bundesregierung kontinuierlich an Beliebtheit ein: Im Juli 2015 gab noch eine Mehrheit von 57 Prozent an, mit der Arbeit der Regierung zufrieden zu sein; im November sagte dies nur noch eine Minderheit von 42 Prozent. Jetzt, im Dezember, steigt das Ansehen wieder an: 48 Prozent der Deutschen sind mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden, 51 Prozent hingegen sind damit weiterhin nicht zufrieden.
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 37 Prozent, genauso viel wie im Vormonat. Die SPD verbesserte sich um einen Punkt auf 25 Prozent, die Linkspartei verschlechterte sich um einen Punkt auf 8 Prozent, die Grünen blieben stabil bei 11 Prozent. Die FDP verlöre einen Punkt und landete bei 4 Prozent, die Alternative für Deutschland (AfD) gewönne zwei Punkte hinzu und erreichte 10 Prozent. Das ist der höchste Wert, der im DeutschlandTrend bisher gemessen wurde.
Woher kommen die AfD-Unterstützer?
Anhand der Daten zur Sonntagsfrage von Infratest dimap seit September 2015 kann man errechnen, woher die Unterstützer für die AfD kommen: Die Umfragewerte werden mit dem Wahlergebnis der Bundestagswahl von 2013 verglichen. So lässt sich ein grobes, aber doch aussagekräftiges Bild der (fiktiven) Wählerwanderung zeichnen: Die Zuwächse der AfD würden zu einem großen Teil gespeist aus dem konservativen Lager: Nach unserer aktuellen Sonntagsfrage würden rund 950.000 Stimmen von bisherigen Unionswählern kommen. Da die Union im politischen Spektrum zunehmend links der Mitte verortet wird, lässt sich rechts der Mitte Platz. Die AfD bekommt aber auch Auftrieb aus dem Lager der SPD und der Linkspartei: Von diesen Parteien bekäme die rechtspopulistische Partei jeweils rund 250.000 Stimmen.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1003 Befragte
Erhebungszeitraum: 30. November bis 1. Dezember 2015
Sonntagsfrage: 1.503 Befragte
Erhebungszeitraum: 30. November bis 1. Dezember 2015
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
*bei einem Anteilswert von 5 Prozent **bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund 3 Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa 1 Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb in der Regel keine Partei unter 3 Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.
In der publizierten "Sonntagsfrage" werden hingegen alle Parteien aufgeführt, die aktuell im Parlament vertreten sind, die in einer Umfrage auf einen Anteilswert von mindestens 3 Prozent kommen oder solche Parteien oder Gruppierungen, die auch bei niedrigen Anteilswerten eine Chance auf ein Mandat besitzen (so etwa der SSW in Schleswig-Holstein, für den die 5-Prozent-Hürde nicht gilt).