DeutschlandTrend
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ARD-DeutschlandTrend Schulz deutlich vor Merkel

Stand: 02.02.2017 22:15 Uhr

Die Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat beschert der SPD Spitzenwerte im ARD-DeutschlandTrend. Würde der Kanzler direkt gewählt, würde Schulz locker an Merkel vorbeiziehen. Außerdem ist das Vertrauen der Deutschen in die USA auf einem Tiefpunkt.

Wenn die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen könnten, dann hätte im Moment Martin Schulz von der SPD ganz klar die Nase vorn: 50 Prozent würden sich für ihn entscheiden, das sind neun Punkte mehr im Vergleich zu Mittwoch vor einer Woche, kurz nachdem Schulz nominiert worden war. 34 Prozent würden Angela Merkel wählen, sieben Punkte weniger als noch vor einer Woche. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend im Auftrag der tagesthemen ergeben.

Zum Vergleich: Im Herbst 2012, nach der Nominierung von Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten der SPD, gab es keinen vergleichbaren "Euphorie-Effekt". Im Oktober 2012 gaben bei der Direktwahlfrage 49 Prozent an, dass sie sich für Angela Merkel entscheiden würden. 38 Prozent hätten damals dem Herausforderer Steinbrück ihre Stimme gegeben, wenn sie den Bundeskanzler direkt hätten wählen können.

50 Prozent wünschen sich eine SPD-geführte Regierung

Dass die SPD nun ihren Kanzlerkandidaten benannt hat, stärkt bei den Menschen den Wunsch nach einem Wechsel in der Bundespolitik: 50 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die nächste Bundesregierung von der SPD geführt wird. 39 Prozent sind der Auffassung, dass die nächste Bundesregierung von der Union geführt werden soll.

Einen Wunsch nach Wechsel gab es auch kurz nach der Nominierung von Steinbrück, aber dieser war nicht ganz so stark: Im Oktober 2012 hatten sich 46 Prozent für eine SPD-geführte Bundesregierung ausgesprochen, 42 für eine unionsgeführte Bundesregierung.

Wie nachhaltig die Schulz-Euphorie sein wird, hängt vor allem davon ab, wie sich die SPD inhaltlich im Wahlkampf positionieren wird. Denn 68 Prozent der Parteiwähler geben an, dass für ihre Wahlentscheidung die Lösungsvorschläge der Partei zu Sachfragen am wichtigsten ist. Nur 17 Prozent finden die Person des Spitzenkandidaten am wichtigsten; zwölf Prozent entscheiden aufgrund ihrer langfristigen Bindung an die Partei. Hier ist zu beachten, dass bis zur nächsten Bundestagswahl noch sieben Monate Zeit sind.

Ex-Außenminister Steinmeier beliebtester Politiker

Auf Platz eins der Liste der beliebten Politiker liegt Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier: 79 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden (+1 Punkt im Vergleich zum Vormonat). Ihm folgt Finanzminister Wolfgang Schäuble mit 62 Prozent Zustimmung (-1). Martin Schulz erreicht 55 Prozent Zustimmung (-2). Mit ihm gleichauf ist Bundeskanzlerin Angela Merkel - sie verliert einen Punkt und kommt ebenfalls auf 55 Prozent Zustimmung. Mit der Arbeit von Innenminister Thomas de Maizière sind 50 Prozent zufrieden bzw. sehr zufrieden (-7). Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, erreicht 49 Prozent Zustimmung (+1). Der neue Außenminister und ehemalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel erreicht 42 Prozent Zustimmung (-1). Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer verliert elf Punkte und kommt auf 34 Prozent Zustimmung.

Sonntagsfrage: Nominierung von Schulz stärkt SPD

Auch bei der Sonntagsfrage macht sich die Nominierung von Martin Schulz bemerkbar: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union auf 34 Prozent, drei Punkte weniger als im Januar. Die SPD kann sich um acht Punkte verbessern und käme auf 28 Prozent - das ist der beste Wert, der für die SPD im DeutschlandTrend in dieser Legislaturperiode bisher gemessen wurde. Die Linke und die Grünen verlieren jeweils einen Punkt und landen beide bei acht Prozent. Die FDP verbessert sich um einen Punkt und kommt auf sechs Prozent. Die Alternative für Deutschland büßt drei Punkte ein und landet bei zwölf Prozent.

In der Frage, welche Regierungskoalition sich die Bürger wünschen, findet die Große Koalition die größte Zustimmung: 43 Prozent fänden die Fortführung des Bündnisses aus CDU/CSU und SPD gut bzw. sehr gut für Deutschland. Das sind allerdings fünf Punkte weniger im Vergleich zu November 2016. Eine Regierung aus Union und Grünen wird von 36 Prozent der Befragten bevorzugt (+/-0). Eine Koalition aus SPD, Grünen und Linke fänden 33 Prozent der Befragten gut oder sehr gut für Deutschland (+/-0), ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP 31 Prozent (kein Vergleichswert im November 2016). Dass Union, Grüne und FDP die Regierung stellten, fänden 28 Prozent gut bzw. sehr gut (-4).

Neun von zehn Deutschen besorgt um Demokratie in der Türkei

89 Prozent der Deutschen machen sich große Sorgen um die Demokratie in der Türkei. 83 Prozent sind der Auffassung, die Bundesregierung sollte der türkischen Regierung entschiedener entgegentreten (-5 Punkte im Vergleich zu August 2016). 76 Prozent geben an, dass sie es gut finden, dass Merkel mit ihrem Besuch Gesprächsbereitschaft gegenüber der Türkei signalisiert. 50 Prozent sind der Meinung, dass Merkel alles dafür tun sollte, das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei zu retten.

Gerade mal vier Prozent der Befragten geben an, dass sie die Türkei für einen vertrauenswürdigen Partner halten (-2 im Vergleich zu November 2016). 93 Prozent finden, dass die Türkei ein Partner ist, dem man nicht vertrauen kann.

Vertrauen in die USA sinkt auf das Niveau von Russland

Das Ansehen der Vereinigten Staaten hat nach dem Wechsel von Barack Obama zu Donald Trump massiv gelitten: 22 Prozent der Deutschen halten die USA noch für einen Partner für Deutschland, dem man vertrauen kann. Das ist ein Absturz von 37 Punkten im Vergleich zu der Befragung kurz vor der Wahl im November 2016 und zugleich der Rekordtiefstand im ARD-DeutschlandTrend. Die USA genießen damit aktuell in der deutschen Bevölkerung ein ähnlich geringes Vertrauen wie Russland (21 Prozent). 70 Prozent der Befragten halten die USA für einen Partner, dem man nicht vertrauen kann.

Die ersten Amtshandlungen von Donald Trump als Präsident stoßen auf wenig Zustimmung bei den Deutschen: Nur 26 Prozent der Befragten finden es gut, dass Trump seine Wahlkampfversprechen in die Tat umsetzt - 69 Prozent finden das nicht gut. Zwei Drittel der Bürger (67 Prozent) haben Sorge, dass durch die Politik Trumps die deutsche Wirtschaft geschwächt wird. 80 Prozent sind der Auffassung, dass die Europäische Union gegenüber Trump enger zusammenrücken muss.

Untersuchungsanlage
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews (CATI)***

Fallzahl: 1006 Befragte
Fragen zur eigenen wirtschaftlichen Lage: je ca. 500 Befragte
Erhebungszeitraum: 30. bis 31. Januar 2017
Sonntagsfrage: 1506 Befragte
Erhebungszeitraum: 30. Januar bis 01. Februar 2017
Fehlertoleranz: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap

* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 02. Februar 2017 um 22:15 Uhr.