ARD-DeutschlandTrend Extra Mehrheit hält Lockdown für angemessen
Die meisten Deutschen befürworten den erneuten Lockdown. Das ergab eine Umfrage für den ARD-DeutschlandTrend. Doch viele Familien und junge Erwachsene fühlen sich durch die Situation stark belastet.
Seit gestern sind weite Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland wieder heruntergefahren worden. Diese verschärften Maßnahmen, die die Corona-Pandemie eindämmen sollen, werden von einer Mehrheit der Bürger befürwortet: 69 Prozent - also gut zwei Drittel - halten die aktuellen Maßnahmen für angemessen. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend Extra ergeben.
Vor zwei Wochen, als Geschäfte und Schulen wie üblich noch geöffnet waren, hielten weniger Menschen die Maßnahmen für angemessen: 53 Prozent oder gut jeder Zweite. Anfang Dezember fanden auch 27 Prozent, dass die damaligen Maßnahmen zu weit gingen. Jetzt sagen das über die verschärften Maßnahmen nur noch 14 Prozent. Der Anteil derjenigen, die finden, dass die Maßnahmen nicht weit genug gehen, ist ungefähr gleich geblieben: Aktuell meinen das 16 Prozent, vor zwei Wochen meinten das 18 Prozent.
Mehrheit empfindet keine Belastung
Eine Mehrheit von 64 Prozent der Bürger sagt, dass die Einschränkungen sie weniger stark oder gar nicht belasten. Im vergangenen April empfanden 69 Prozent so. Damals gaben 31 Prozent an, dass die Einschränkungen sie sehr stark oder stark belasten. Das sind jetzt etwas mehr, nämlich 36 Prozent.
Wenn man nur auf die Haushalte mit Schulkindern schaut, so sagen sogar 44 Prozent der Bürger, dass sie sich sehr stark oder stark belastet fühlen. Auch von den 18- bis 39-Jährigen fühlen sich überdurchschnittlich viele belastet (45 Prozent), wohingegen bei den über 65-Jährigen nur 27 Prozent angeben, sehr stark oder stark belastet zu sein.
Akzeptanz für Auflagen an Silvester
Unter den konkreten Maßnahmen findet das Verbot von Alkoholkonsum bei den Befragten breiten Zuspruch (86 Prozent Zustimmung, 12 Prozent Ablehnung), ebenso das Verbot von Versammlungen und Feuerwerken auf öffentlichen Plätzen an Silvester und Neujahr (85 Prozent Zustimmung, 15 Prozent Ablehnung). Die Schließung des Einzelhandels und von Dienstleistungsbetrieben mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs befürworten 67 Prozent und 30 Prozent lehnen das ab.
Die Einschränkung der Betreuung durch Kindertageseinrichtungen findet bei 56 Prozent Zustimmung, 36 Prozent lehnen das ab. Mit geteilter Meinung blicken die Deutschen darauf, dass Gottesdienste bei Einhaltung eines Mindestabstandes von 1,50 Metern und Tragen von Masken weiter erlaubt bleiben: 50 Prozent befürworten das, 47 Prozent lehnen das ab.
Viele sehen Schulen schlecht vorbereitet
In den Schulen soll in den kommenden Wochen bis auf wenige Ausnahmen der Präsenzunterricht eingestellt werden und maximal sogenannter Distanzunterricht von zu Hause aus stattfinden. Dies befürworten 68 Prozent aller Befragten; 27 Prozent lehnen es ab. Unter Befragten, bei denen Schulkinder im Haushalt leben, ist die Zustimmung zu dieser Maßnahme mit 56 Prozent niedriger; 42 Prozent von ihnen lehnen diese Maßnahme ab.
Bei der Frage, wie gut die Schulen und Lehrerinnen und Lehrer auf den Unterricht von Zuhause aus vorbereitet sind, zeigt sich ebenfalls ein Unterschied. Unter denjenigen mit Schulkindern im Haushalt sind 28 Prozent der Meinung, dass die Schulen sehr gut oder gut auf die Situation vorbereitet sind; 70 Prozent meinen, die Schulen sind weniger gut oder schlecht vorbereitet. Bei denjenigen ohne Schulkinder im Haushalt sind 13 Prozent der Ansicht, dass Schulen sehr gut oder gut vorbereitet sind. 73 Prozent meinen, die Schulen sind weniger gut oder schlecht vorbereitet, 14 Prozent äußerten sich dazu nicht.
Wenige Kontakte an Feiertagen
Mit Blick auf die Weihnachtsfeiertage haben in den vergangenen Tagen offenbar einige Menschen ihre Pläne geändert: Aktuell planen 24 Prozent, ihre Kontakte zur Familie oder Besuche sehr stark einzuschränken (+5 Prozentpunkte im Vgl. zur Vorwoche), 36 Prozent planen dies stark einzuschränken (+6).
Hingegen wollen nur noch 23 Prozent die Kontakte zur Familie und Besuche an den Weihnachtstagen weniger stark einschränken (-8) und 14 Prozent gar nicht (-4). Unter den 18- bis 39-Jährigen sagen 71 Prozent, dass sie sich diesbezüglich sehr stark oder stark einschränken wollen.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1004 Befragte
Erhebungszeitraum: 15. bis 16. Dezember 2020
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: Infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent