Abgebrannte Böller liegen nach der Silvesternacht auf der Straße im Hintergrund sind Feurwehrfahrzeuge zu sehen.
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Regeln an Silvester Wo nicht geböllert werden darf

Stand: 31.12.2024 05:39 Uhr

In einigen Teilen großer Städte ist privates Feuerwerk zu Silvester bereits untersagt. Die Debatte über ein komplettes Verbot geht weiter. Ein Überblick über einige Regeln.

An welchen Tagen darf geböllert werden?

Nur am 31. Dezember und am 1. Januar darf man das in Deutschland. An anderen Tagen ist das Böllern nur mit einer Sondergenehmigung des zuständigen Ordnungsamts erlaubt. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldbußen von bis zu 10.000 Euro rechnen.

"Klarer Auftrag heute Nacht", Jochen Kopelke, Vors. Gewerkschaft der Polizei, zu Vorbereitungen für Silvesternacht

tagesschau24, 31.12.2024 10:00 Uhr

Was muss ich beim Feuerwerkskauf beachten?

Besonders wichtig: Nur geprüftes Feuerwerk kaufen! Dieses kann man an der Registriernummer erkennen. Die ersten vier Ziffern der Registriernummer geben Auskunft darüber, welche Prüfstelle in Europa den Artikel geprüft hat. Das kann man im Zweifelsfall im Internet nachschauen. Die Kennnummer 0589 steht zum Beispiel für die deutsche Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM).

Das Sprengstoffgesetz erlaubt für den privaten Gebrauch nur Feuerwerk der Kategorien F1 und F2. Darunter fallen Tischfeuerwerk, Knallfrösche, Wunderkerzen und kleinere Raketen und Batteriefeuerwerk. Einige besondere Typen der Kategorie F2 dürfen nur von besonders qualifizierten Personen mit Befähigungsschein abgebrannt werden.

Illegale Feuerwerkskörper dürfen wegen der höheren Schall- und Sprengwirkung überhaupt nicht gezündet werden. Hier gibt es im Extremfall bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafen bis zu 50.000 Euro.

Zu beachten ist außerdem, dass Raketen und Batterien (Kategorie F2) nur von erwachsenen Personen ab 18 Jahren gezündet werden dürfen. Kleinstfeuerwerk der Kategorie F1, wie zum Beispiel Wunderkerzen, dürfen auch Jugendliche und Kinder ab dem vollendeten 12. Lebensjahr nutzen.

Wo gibt es Böllerverbote?

Das unterscheidet sich je nach Stadt und Gemeinde. Es gibt aber auch Orte, an denen bundesweit grundsätzlich nicht geböllert werden darf: In der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie neben leicht brennbaren Gebäuden wie Reet- und Fachwerkhäusern. Auch bei größeren Menschenansammlungen gilt ein bundesweites Böllerverbot.

Zahlreiche Städte und Gemeinden verhängen auch eigene Feuerwerksverbote, um neuralgische Punkte zu schützen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagenturen epd und dpa ergab. Eine Auswahl der Regeln:

In Köln gilt für große Bereiche der Innenstadt ein Böllerverbot, rund um den Dom dürfen die Feiernden auch keine Feuerwerkskörper dabeihaben.

Frankfurt am Main weitet seine Verbotszonen im Vergleich zum Vorjahr aus. Sie umfassen die Fußgängerbrücke Eiserner Steg über den Main sowie die zentrale Fußgängerzone auf der Zeil mit den beiden belebten Plätzen Hauptwache und Konstablerwache.

In Hamburg gilt ein Böllerverbot auf dem Rathausmarkt und an der Binnenalster, in Stuttgart wird der Stadtkern besonders mit einer Verbotszone geschützt, und München lässt zeitweise am Marienplatz, in der Fußgängerzone in der Altstadt und am Viktualienmarkt kein Feuerwerk zu.

Welche Gefahren gehen von Feuerwerk aus?

Immer wieder verletzen sich Menschen beim Umgang mit Pyrotechnik schwer - teils sogar tödlich. Am vergangenen Jahreswechsel starb etwa im rheinland-pfälzischen Koblenz ein 18-Jähriger beim Zünden eines Böllers. Ein 22-jähriger Mann kam laut Polizei im sächsischen Boxberg beim Zünden einer verbotenen Kugelbombe ums Leben.

Illegales Feuerwerk, das oft aus dem Ausland nach Deutschland geschmuggelt werde, enthalte häufig gefährliche Blitzknallsätze, sagt Hanspeter Scheibe vom Deutschen Sprengverband. In Deutschland zugelassene Böller dürfen dagegen ausschließlich Schwarzpulver enthalten.

Während ein legaler Böller mit zwei Gramm Schwarzpulver lediglich einen blauen Fleck verursachen könne, habe ein Blitzknallsatzböller mit der gleichen Menge das Potenzial, eine Hand abzureißen, warnt Scheibe.

Wer haftet, wenn etwas schiefgeht?

Wird ein Mensch verletzt oder das Feuerwerk mit Absicht auf Menschen geworfen, um diese zu verletzen, kann eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren drohen.

Auch parkende Autos sind in der Silvesternacht gefährdet. Wird ein Auto beschädigt, haftet dabei grundsätzlich der Verursacher. Dieser ist aber meist nur schwer zu ermitteln. In solchen Fällen springt dann in der Regel die Teilkaskoversicherung ein, die Schäden durch Feuer, Explosion und Glasbruch abdeckt.

Für Schäden durch mutwillige Beschädigung ist die Vollkasko zuständig. "Ohne diese Versicherungen bleiben Sie auf den Kosten sitzen", warnt Swen Walentowski vom Deutschen Anwaltverein (DAV). In jedem Fall solle man den Schaden der Polizei melden und Fotos für die Versicherung machen.

Wie steht es um ein allgemeines Verbot von Feuerwerk?

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gemeinsam mit einem Aktionsbündnis aus 29 weiteren Organisationen abermals ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk gefordert. "Gerade in Zeiten, in denen verschiedene Konflikte teils auf offener Straße ausgetragen werden, grenzt es an Wahnsinn, den Menschen hochexplosive Sprengkörper in die Hand zu drücken", sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Das Aktionsbündnis forderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dazu auf, die Sprengstoffverordnung zu ändern.

Die privaten Feuerwerke führten zu Verletzungen, einer hohen Belastung der Atemluft mit giftigen Verbrennungsabgasen, Tierleid und Tonnen an Abfall, wie Resch kritisierte. Silvester zu feiern, sei schön und notwendig, doch durch die zahlreichen Böller und Raketen befänden sich Ärzte sowie Polizei und Feuerwehr über Stunden und manchmal Tage in einer Ausnahmesituation.

Jochen Kopelke, Vorsitzender Gewerkschaft der Polizei, sagte: "Wir werden mit Feuerwerkskörpern angegriffen, teilweise gezielt in den Hinterhalt gelockt und beschossen." Besondere viele Polizistinnen und Polizisten wären an Silvester in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Stuttgart oder Frankfurt im Einsatz. Die Angriffe gingen überwiegend von jungen betrunkenen Männern aus.

Was ist mit Haustieren zu beachten?

Für Tiere bedeuten der Lärm von Böllern und die Lichtblitze der Raketen an Silvester massiven Stress, mahnt der Deutsche Tierschutzbund. Der Verband forderte erneut ein Verbot der privaten Böllerei und appelliert an die Bevölkerung, freiwillig auf private Feuerwerke zu verzichten, insbesondere wenn Haus- oder Wildtiere in der Nähe sind oder sein könnten - wie in der Nähe von Tierheimen, Ställen, Wäldern und Uferregionen.

Nach Angaben des Verbandes werden jedes Jahr zahlreiche Tiere um die Silvestertage als vermisst gemeldet. Nicht alle davon könnten wiedergefunden werden, erklärte Moira Gerlach, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.

Der Verband empfiehlt Tierhaltern, ihre Katzen und Hunde grundsätzlich mit einem Transponder mit Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Nur so könnten verloren gegangene Tiere ihrem Besitzer schnell und eindeutig zugeordnet werden. Spaziergänge mit Hund sollten - auch an den Tagen vor und nach Silvester - nur an der Leine stattfinden und zu den Zeiten, an denen wenig Feuerwerk zu erwarten ist. Katzen sollten am Silvestertag sicherheitshalber im Haus bleiben.

Mit Informationen von Laura Strätling, SWR, und Material der Nachrichtenagenturen dpa und epd