Hubertus Heil

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Heil lehnt Vorschlag zu Karenztag ab

Stand: 09.01.2025 03:19 Uhr

Arbeitnehmern sollte die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag gestrichen werden, fordert etwa der Allianz-Chef. Arbeitsminister Heil weist dies energisch zurück: "Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer."

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) stellt sich gegen Forderungen nach einer Streichung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den ersten Tag einer Krankmeldung. "Wer krank gemeldete Beschäftigte unter den Generalverdacht des Blaumachens stellt, hat ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land", sagte Heil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer." Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschränken, werde es mit ihm und der SPD nicht geben, versicherte der Minister.

Besonders Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen würden unter einer Wiedereinführung des Karenztages leiden, warnte Heil. "Es würde die Menschen hart treffen, die tatsächlich krank sind und die einen geringen Lohn haben, vor allem Frauen", sagte Heil. "Deshalb ist das der falsche Weg."  

Ein Arbeitgeber, der den Verdacht habe, dass jemand blau mache, könne auch ab dem ersten Tag das Vorlegen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen, sagte Heil. Wer beim Blaumachen erwischt werde müsse außerdem mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Allianz-Chef löst Debatte aus

Der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, Oliver Bäte, hatte angesichts des hohen Krankenstands in Deutschland vorgeschlagen, den sogenannten Karenztag bei Krankmeldungen wieder einzuführen. So würden Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen.

Der Konzernchef verwies Anfang der Woche im "Handelsblatt" darauf, dass Arbeitnehmer in Deutschland mittlerweile im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank seien, während der EU-Schnitt bei acht Krankheitstagen liege. Bäte hat damit eine Debatte über den Krankenstand in Deutschland angestoßen. Dieser liegt statistisch im internationalen Vergleich hoch. In der Bundesrepublik gilt - anders als in einigen anderen Ländern - seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag.