Kanzler Scholz beim G7-Gipfel
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Scholz' Kommunikation Wie der Kanzler spricht

Stand: 02.07.2023 03:27 Uhr

Scholz' Art der Kommunikation oder auch Nicht-Kommunikation ist oft Anlass für Kritik. Zu spröde und hölzern, häufig sparsam und floskelhaft. Dabei kann der Kanzler auch anders. Eine Auswahl.

Von Nicole Kohnert, ARD-Hauptstadtstudio

Es gibt Momente, da kann Olaf Scholz rhetorisch brillant sein. Dann legt er sein Redemanuskript zur Seite und spricht frei. So geschehen hin und wieder im Bundestag. Meist hat ihn zuvor Oppositionschef Friedrich Merz so provoziert, dass er gar nicht anders kann, als Kontra zu geben. Dann erlebt die staunende Öffentlichkeit einen "Scholz on fire", einen flammend-mitreißenden Redner, voller Emotionen. In diesen Momenten feiert ihn dann seine SPD-Fraktion und freut sich, dass "ihr Olaf" es doch kann

Doch meistens versteckt sich der Kanzler hinter Worthülsen und phrasenhaften Formulierungen, die er mantraartig im Bundestag, in Interviews, Talkshows und Bürgerdialogen wiederholt. Eine Auswahl: 

"Man muss dafür Sorge tragen"

Gerne fängt der Kanzler Sätze damit an, dass "man für etwas Sorge tragen muss". Um den Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen. Oder damit die Menschen mit den steigenden Preisen zurechtkommen. Das klingt zunächst einmal fürsorglich. Darin schwingt die Botschaft mit, der Kanzler kümmert sich. Allerdings bleibt er meist vage in seinen Formulierungen, die dann folgen. Etwa, "dass etwas angepackt" werden muss. Doch wer in seiner Regierung "es" dann anpackt und zuständig ist oder wie die konkrete Umsetzung aussieht, bleibt nebulös.

"Bazooka", "Wumms" und "Doppel-Wumms"

Mit "Wumms" aus der Krise kommen oder mit einem 200 Milliarden Euro schweren "Doppel-Wumms" die hohen Gas- und Strompreise bekämpfen - wenn Scholz zur Comic-Sprache greift, hat das verlässlich auch medial "Wumms". Als Finanzminister führte er rhetorisch die "Bazooka" ein und meinte damit die zahlreichen Förderprogramme, die in der Corona-Krise die Wirtschaft retten sollten. Schon damals erntete er Verwunderung für seinen sprachlichen Ausflug in die Comic-Welt. Als Kind habe er selbstverständlich Comics gelesen, sagte Scholz kürzlich bei "Maischberger". Welche genau, blieb aber wie so oft bei Scholz nebulös.  

"You'll never walk alone - Keiner wird allein gelassen"

Für die einen ist es eine Fußball-Hymne, für andere ein altes Lied aus einem Musical. Für den Kanzler ist es eine kurze, knackige Formel, um Zuversicht in schwierigen Zeiten zu verbreiten. Vielleicht ist es auch sein Pendant zu Angela Merkels "Wir schaffen das". Egal, ob es um hohe Energiepreise, die Inflation oder auch diverse Entlastungspakete der Bundesregierung geht, Scholz greift in seinen Reden zu diesem Spruch. Gemeint damit: Der Staat ist an deiner Seite und wird schon helfen. Neu ausgedacht hat er sich das nicht. Schon 2007 schrieb er einen Aufsatz mit dem Titel "You'll never walk alone - das sozialdemokratische Projekt in einer globalisierten  Welt".

"Respekt"

Das Wort "Respekt" fehlt nur sehr selten in seinen Reden. Es ist das Leitmotiv von Scholz' Kanzlerschaft, mit dem er 2021 auch in den Wahlkampf zog. Und erfolgreich war. Scholz, inzwischen Kanzler, verwendet es nun auch gern, um auf die eigenen Erfolge hinzuweisen, etwa den 12-Euro-Mindestlohn oder die Angleichung des Rentenwerts im Osten an den im Westen Deutschlands.

Zum 160. Geburtstag seiner SPD sagte Scholz Ende Mai: "Die Sozialdemokratie des 21. Jahrhunderts muss einstehen für eine Gesellschaft des Respekts. Respekt, das heißt, dass niemand auf andere herabschaut, weil er oder sie sich selbst für stärker hält, für gebildeter, für reicher oder für besonders woke." Für Scholz' Verhältnisse ist das eine ziemlich detaillierte Umschreibung dessen, was er mit dem Begriff verbindet.

"Als ich Erster Bürgermeister in Hamburg war"

Ein Klassiker, den Kanzler Scholz immer wieder zur Aufführung bringt: seine Zeit als Erster Bürgermeister in Hamburg von 2011 bis 2018. Der Kanzler referiert gern, was er in Hamburg erreicht hat - vom sozialen Wohnungsbau bis hin zum Ausbau von Kita-Plätzen. Auf seiner Website beschreibt er seine Zeit in der Hansestadt so: Er habe dabei das schöne Gefühl gehabt, seinen Job gemacht zu haben.