Blick auf das Bundeskanzleramt.

Vorgezogene Bundestagswahl Das sind die Kanzlerkandidaten

Stand: 10.11.2024 08:31 Uhr

Die Ampelkoalition ist zerbrochen, eine Neuwahl Anfang 2025 ist sehr wahrscheinlich. Wen schicken Union, SPD, Grüne und AfD als Kanzlerkandidaten ins Rennen? Ein Überblick.

Die Union: Friedrich Merz

Am 17. September hat die Union entschieden: Sie schickt CDU-Chef Friedrich Merz ins Rennen ums Kanzleramt. Nach der Entscheidung hat der 68-Jährige angekündigt, er wolle sich als Kanzlerkandidat nicht verstellen, um volksnäher zu wirken.

"Ich vermute mal, dass die Bevölkerung in den nächsten Monaten den Friedrich Merz kennenlernen wird, der er ist", sagte der designierte Kanzlerkandidat dem Sender RTL. Er sei anders, als er oft dargestellt werde - "viel freundlicher, auch viel näher an der Bevölkerung, als mir manchmal bescheinigt wird".

Gelassen äußerte sich der CDU-Chef über seinen wahrscheinlichen SPD-Gegenspieler im Wahlkampf, Kanzler Olaf Scholz. Merz verwies auf seine guten Umfragewerte im Vergleich zu Scholz: "Das ist neu, das hat es in Deutschland noch nie gegeben, dass ein Herausforderer so stabil mit seiner eigenen Partei doppelt so stark ist wie die Partei des Bundeskanzlers. Und dass ein Herausforderer in allen Kompetenzwerten vor dem Amtsinhaber liegt, das haben wir auch in Deutschland noch nie erlebt."

Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend extra nach dem Ende der Ampelkoalition kommt die Union auf 34 Prozent der Stimmen, die SPD dagegen nur auf 16 Prozent.

Die SPD: Olaf Scholz oder Boris Pistorius?

Bundeskanzler Scholz wiederum hat immer wieder deutlich gemacht, dass er sich gegen Merz die besten Chancen ausrechnet. So richtig gut war die Nachricht, dass Merz Kandidat der Union ist, für ihn dann aber doch nicht. Denn die Kandidatenkür in der Union verlief viel schneller und reibungsloser, als man sich das in der SPD erhofft hat.

Scholz hatte sich zwar kurz vor der Sommerpause quasi selbst ernannt: "Ich werde als Kanzler antreten, um erneut Kanzler zu werden." Eine formelle Entscheidung gibt es aber bisher nicht.

Der 66-Jährige hat ein K-Problem und das hat einen Namen: Boris Pistorius. Der in allen Ranglisten der beliebtesten Politiker an Nummer eins stehende Verteidigungsminister wird schon seit langem in der SPD unter der Hand als möglicher Ersatz-Kandidat für den Bundeskanzler gehandelt.

"Natürlich kommt der beliebteste Politiker Deutschlands als SPD-Kanzlerkandidat infrage", sagte etwa der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter dem Tagesspiegel. "Wenn jemand wie Boris Pistorius ein solches Ansehen hat, muss die SPD auch darüber nachdenken, ob er die beste Wahl für die Kanzlerkandidatur ist oder ob man mit dem amtierenden Bundeskanzler ins Rennen geht." Zuvor hatte bereits Ex-Parteichef Franz Müntefering die K-Frage in einem Tagesspiegel-Interview für offen erklärt und Pistorius ausdrücklich gelobt.

Pistorius hat inzwischen schon eine Routine im Abblocken von Fragen nach einer möglichen Kanzlerkandidatur entwickelt. "Man kann viele Ideen haben, ich habe die Idee nicht", sagte er nach der Merz-Kür bei einer Wahlkampfveranstaltung in Potsdam auf die Erkundigung eines Bürgers danach.

Die Grünen: Robert Habeck

Bei den Grünen ist die Lage klarer. Wirtschaftsminister Robert Habeck will als Kanzlerkandidat antreten, wie er am Freitag in einer Videobotschaft angekündigt hat. Kommende Woche wird es einen bereits länger geplanten Bundesparteitag der Grünen in Wiesbaden geben. Dort dürfte dann Habecks Kanzlerkandidatur offiziell von den Delegierten beschlossen werden.

Dass der 55-Jährige der Spitzenkandidat seiner Partei wird, steht bereits seit längerer Zeit fest. Bis zuletzt hatten die Grünen - und auch er persönlich - aber offen gelassen, ob er als Kanzler- oder lediglich Spitzenkandidat für seine Partei ins Rennen geht.

Nachdem Außenministerin Annalena Baerbock im Juli gesagt hatte, dass sie diesmal nicht an der Spitze stehen will, lief alles auf Habeck hinaus. Baerbock war im Wahlkampf 2021 die erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei gewesen. Die Grünen landeten damals mit 14,7 Prozent auf dem dritten Platz.

Die AfD: Alice Weidel

Die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel haben sich darauf geeinigt, dass Weidel die AfD als Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf führen soll. Die Entscheidung muss noch von den Gremien der Partei bestätigt werden.

Bereits im ARD-Sommerinterview hatte Chrupalla gesagt: "Alice Weidel wäre eine sehr gute Kanzlerkandidatin, was ich auch unterstützen würde." Er greife damit aber keinen Entscheidungen vor. "Am Ende entscheidet das ein Parteitag oder die Basis in unserer Partei", betonte Chrupalla damals.

Ernsthafte Chancen auf eine Kanzlerschaft werden der 45-Jährigen derzeit allerdings nicht eingeräumt. Alle Parteien haben eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. November 2024 um 07:15 Uhr.