Vorgezogene Bundestagswahl Das sind die Kanzlerkandidaten
Die Neuwahl am 23. Februar wirft ihre Schatten voraus: Erstmals gibt es fünf Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen bei einer Bundestagswahl. Wen schicken die Parteien ins Rennen? Ein Überblick.
Die Union: Friedrich Merz
Die Union hat Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2025 nominiert. Nach der Einigung der beiden Parteichefs der Schwesterparteien CDU und CSU - Merz und Markus Söder - stimmten wenig später auch die Parteigremien zu.
Söder ließ Merz nach längeren Debatten über die K-Frage den Vortritt. Auch der Vorstand der CSU stellte sich geschlossen hinter die Kandidatur des CDU-Vorsitzenden. Das Votum aus Bayern hat starken Symbolcharakter: Mit der demonstrativen Geschlossenheit will die Partei Merz den Rücken stärken.
Vor der Bundestagswahl 2021 hatten noch Unstimmigkeiten zwischen Söder und dem damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet für Aufsehen gesorgt. Die Union verlor die Wahl und ging seit Jahren erstmals wieder in die Opposition. Merz ist daher - wie auch alle anderen Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen der Union vor ihm - im Wahlkampf auf die Unterstützung von Söder und dessen CSU angewiesen.
Die AfD: Alice Weidel
Die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel haben sich darauf geeinigt, dass Weidel die AfD als Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf führen soll. Der Bundesvorstand der AfD nominierte Weidel zur ersten Kanzlerkandidatin der Partei. Bei früheren Bundestagswahlen hatte die AfD auf die Aufstellung eines eigenen Kanzlerkandidaten verzichtet. Die Bestätigung von Weidel als Kanzlerkandidatin durch den Bundesparteitag Mitte Januar in Riesa gilt als Formsache.
Mit dem Schritt macht die AfD ihren Regierungsanspruch deutlich. In Umfragen liegt die Partei, die vom Verfassungsschutz in Teilen als rechtsextremistisch eingestuft wird, derzeit auf Platz zwei hinter der Union. Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung hat sie aber nicht, da keine andere Partei mit ihr koalieren will.
Die SPD: Olaf Scholz
Die SPD-Führungsgremien haben Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten nominiert. Wie aus Parteikreisen verlautete, fiel die Entscheidung für Scholz im Bundesvorstand einstimmig aus. Offiziell bestätigt werden muss Scholz nun noch bei einem Parteitag am 11. Januar.
Auch das SPD-Präsidium hat Scholz dem Vernehmen nach nominiert. Dort fand aber keine Abstimmung statt. Nach dem Bruch der Ampelkoalition Anfang November gab es in der SPD eine Debatte, ob Scholz der richtige Kanzlerkandidat ist. Angesichts schwacher Umfragewerte des Amtsinhabers hatte sich eine Reihe von Parteivertretern für den beliebten Verteidigungsminister Boris Pistorius ausgesprochen. Dieser teilte dann aber mit, er stehe nicht zur Verfügung.
Scholz muss nun mit einem schwierigen Wahlkampf um den erneuten Einzug ins Kanzleramt rechnen. Im ARD-DeutschlandTrend vom Dezember liegt seine Partei deutlich hinter der Union.
Die Grünen: Robert Habeck
Wirtschaftsminister Robert Habeck tritt als Kanzlerkandidat für die Grünen an. Die Bundesdelegiertenkonferenz der Partei wählte ihn am 17. November mit 96,5 Prozent Zustimmung. Im Zusammenspiel mit dem neuen Parteivorstand will er die Grünen in eine weitere Regierungsbeteiligung führen. Er wolle dabei "Prinzipientreue mit Pragmatismus" verbinden.
Dass der 55-Jährige der Spitzenkandidat seiner Partei werden würde, steht bereits seit längerer Zeit fest. Nachdem Außenministerin Annalena Baerbock im Juli gesagt hatte, dass sie diesmal nicht an der Spitze stehen will, lief alles auf Habeck hinaus.
Baerbock trat im Wahlkampf 2021 als erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei an. Die Grünen landeten damals mit 14,7 Prozent auf dem dritten Platz. Derzeit stehen die Grünen bei Umfragewerten zwischen elf und zwölf Prozent.
Das BSW: Sarah Wagenknecht
Das Bündnis Sahra Wagenkecht liegt derzeit in Umfragen bei vier bis acht Prozent. Für die Partei dürfte es also eher um den Einzug in den Bundestag gehen als um den ins Kanzleramt. Dass die 55-jährige Parteigründerin Wagenknecht trotzdem als "Kanzlerkandidatin" auftritt, begründet BSW-Generalsekretär Christian Leye so: "Die aktuelle Kanzlerkandidaten-Inflation bringt auch das BSW in Zugzwang."
Man sei nicht größenwahnsinnig, aber schlechtere Chancen als die Grünen oder die AfD habe man auch nicht, sagt Leye: "Wir haben uns jedoch zu diesem Schritt entschlossen, damit sich unsere Konkurrenten keinen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen."