Wahl in Hessen Wen AfD, FDP und Linke ins Rennen schicken
Ein ehemaliges SPD-Mitglied, ein langjähriger Bürgermeister und ein Duo: Wer sind die Spitzenleute von AfD, FDP und Linkspartei für die Landtagswahl in Hessen? Die Kurzporträts im Überblick.
Robert Lambrou, AfD
Der Diplomkaufmann kandidiert zum dritten Mal für die AfD, dieses Mal auf dem ersten Listenplatz. Vor seiner Karriere bei der AfD war der 56-Jährige Mitglied der SPD. Der Wiesbadener stammt aus einer deutsch-griechischen Familie. 2018 zog er erstmals für die AfD in den hessischen Landtag ein, seit 2017 ist er einer der beiden Landesvorsitzenden der Partei und seit 2019 Vorsitzender der Landtagsfraktion.
Lambrou wird in der AfD dem "gemäßigten" Flügel zugerechnet. Für sich selbst und seine Partei pflegt er gern das Label "bürgerlich-konservativ". Das hindert ihn nicht, den Landesverband seit November 2022 gemeinsam mit Andreas Lichert zu führen, dem Verbindungen zur rechtsextremen und vom Verfassungsschutz beobachteten "Identitären Bewegung" nachgesagt werden.
Lambrous politisches Feindbild sind die Grünen, sowohl im Land als auch im Bund. Der CDU hat er offensiv ein Koalitionsangebot gemacht. Wegen inhaltlicher Nähe sei eine Zusammenarbeit zwischen Union und AfD früher oder später unausweichlich.
Die AfD-Fraktion im Landtag fiel in den vergangenen Monaten durch interne Streits auf, mehrere Mitglieder wurden ausgeschlossen - andere gingen von selbst. Dennoch könnte die Partei Umfragen zufolge bei der Wahl am 8. Oktober zulegen. Ob die AfD aus Protest oder Überzeugung gewählt wird, spielt für Lambrou keine Rolle.
Tritt für die AfD an: Robert Lambrou
Stefan Naas, FDP
FDP-Spitzenkandidat Stefan Naas ist noch relativ neu in der Landespolitik. Erst seit 2019 sitzt er im Landtag und ist unter anderem wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Zuvor war er vor allem in der Kommunalpolitik aktiv, was er als "schönste Form der Politik" bezeichnet. Neun Jahre war der 49-Jährige Bürgermeister in Steinbach am Taunus.
Mit Naas als Spitzenkandidat für die Landtagswahl wollte die FDP zurück zu ihrem wirtschaftsliberalen Kern. Seine Vita passt dazu: erst die Banklehre, dann das Jura-Studium mit Promotion, anschließend arbeitete er unter anderem im Finanzamt in Frankfurt am Main und im hessischen Wirtschaftsministerium.
Im Wahlkampf bezeichnete sich der Liberale selbst als "Anti-Al-Wazir" und positionierte sich so gegen den amtierenden grünen Wirtschaftsminister, den er gerne ablösen möchte. Naas sieht sich als Kümmerer, der die hessische Wirtschaft mit Schlagworten wie Bürokratieabbau, Digitalausbau und Technologieoffenheit auf Vordermann bringen will.
Am liebsten würde Naas mit der CDU regieren, oder zusätzlich mit der SPD in einer so genannten Deutschlandkoalition. Doch die FDP-Kampagne zündet bisher nicht, Naas wirkt zudem in Interviews zuweilen unsicher. Bei der Wahl ist seine größte Herausforderung nun, die FDP über der Fünfprozenthürde zu halten.
Will mit der FDP den Wiedereinzug in den Landtag schaffen: Stefan Naas
Elisabeth Kula und Jan Schalauske, Die Linke
Die Linke tritt mit einem Spitzenduo an: Elisabeth Kula und Jan Schalauske. Beide haben in Marburg Politikwissenschaften studiert und waren dort auch kommunalpolitisch aktiv. Die 33-jährige Kula sitzt erst seit 2019 im Landtag, in der Linken-Fraktion ist sie schnell aufgestiegen.
Der 42-jährige Schalauske schaffte es 2015 bei der Oberbürgermeisterwahl in Marburg auf den dritten Platz, im hessischen Landtag sitzt er seit 2017. Ein Jahr später trat er erstmals als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl an. Seit 2021 führen Schalauske und Kula die Landtagsfraktion gleichberechtigt.
Es sind vor allem interne Querelen auf Bundesebene, wie etwa der Streit um Sahra Wagenknecht, die der hessischen Linkspartei im Wahlkampf zu schaffen machen. Aber Kula und Schalauske müssen auch gegen ihre eigene Unbekanntheit ankämpfen.
Mit dem Weggang von Janine Wissler nach Berlin 2021, verlor die Linke nicht nur ihr prominentestes Gesicht, sondern auch eine laute Oppositionsstimme. An dieses Erbe konnten Kula und Schalauske bislang nicht anknüpfen. Mit Versprechen wie einer Millionärssteuer, höheren Mindestlöhnen und günstigem ÖPNV will das Spitzenduo die Wähler von sich überzeugen. Den Umfragen zufolge hat die seit 2008 im hessischen Landtag vertretene Linke keine guten Chancen, nach der Wahl weiter dem Wiesbadener Landesparlament anzugehören.
Zwei für die Linke: das Spitzenduo Jan Schalauske und Elisabeth Kula