Ausreise aus Israel Bundeswehr hält sich für Evakuierung Deutscher bereit
Die ersten Sonderflüge aus Israel sind bereits in Deutschland gelandet. Weitere Lufthansa-Maschinen sollen heute abheben. Sollte sich die Lage in Israel jedoch weiter verschärfen, will die Bundeswehr die Deutschen evakuieren.
Die Bundeswehr bereitet sich in Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt darauf vor, deutsche Staatsbürger notfalls aus Israel auszufliegen. Das Verteidigungsministerium teilte mit, präventive Vorbereitungen sollten sicherstellen, dass die Bundesregierung im Falle eines Ausfalls des zivilen Flugbetriebs aus Israel alle notwendigen logistischen Vorkehrungen für eine rasche Abholung durch die Luftwaffe getroffen habe. "Im Falle einer weiteren Lageverschärfung stünde der militärische Evakuierungsverband der Bundeswehr bereit."
Zu den jetzt getroffenen Maßnahmen gehöre die Entsendung von gemeinsamen Krisenunterstützungsteams des Auswärtigen Amts mit Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr nach Israel und in umliegende Staaten.
Mehrfach hatte die Bundesregierung in den vergangenen Jahren auch die Flugzeuge der Luftwaffe und schwerbewaffnete Soldaten geschickt, um deutsche Bürger und andere Schutzbedürftige aus Kriegsgebieten auszufliegen. Dass dies bei einer Eskalation in Israel nun auch grundsätzlich möglich wäre, hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius bereits deutlich gemacht.
Auch heute Sonderflüge nach Deutschland
Am Donnerstag wurden bereits Hunderte Deutsche mit vier Lufthansa-Sonderflügen aus Israel nach Hause gebracht. Die erste Sondermaschine aus Tel Aviv landete mit 370 Passagieren am Donnerstagabend auf dem Frankfurter Flughafen. Ein weiteres Flugzeug folgte später. Auch in München landeten zwei Maschinen. Für heute sind vier weitere Sonderflüge geplant.
Insgesamt hätten am Donnerstag nach Angaben des Auswärtigen Amts 950 Deutsche und ihre Angehörigen Israel verlassen - außer den Sonderflügen sei als weitere Option eine Fähre nach Zypern organisiert worden. Ein Sprecher teilte mit, es hätten sich etwa 5.000 Menschen auf die Krisenliste des deutschen Botschaft in Israel setzen lassen. Er konnte aber nicht sagen, ob all diese Menschen ausreisen wollten. Insgesamt sind mehr als 100.000 deutsche Staatsbürger in Israel, viele auch mit doppelter Staatsbürgerschaft.
Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung
An der Organisation der Rückholungen gab es breite Kritik. So berichteten betroffene Deutsche, dass die Hotlines, über die die Buchung der Sonderflüge abgewickelt werden, extrem überlastet gewesen seien. Das ARD-Studio Tel Aviv zitiert eine Deutsche, die stundenlang am Telefon gehangen habe. "Ich habe es über 250 Mal probiert", erzählte sie.
Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt, übte Kritik an der Bundesregierung. Außenministerin Annalena Baerbock habe "versucht, das Problem der Ausreise mit möglichst wenig eigenem Aufwand an die Lufthansa auszulagern. Das Ergebnis ist anhaltendes Chaos", sagte Hardt. Es sei an der Zeit, dass sie handele und den Prozess zur Chefsache erkläre.
Baerbock weist Kritik zurück
In der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" wies Baerbock die Vorwürfe, nicht genug getan zu haben, zurück. Sie verwies auf die schwierige Situation vor Ort und die relativ hohe Zahl von 100.000 Deutschen und Doppelstaatlern in Israel. Wenn man alle Ausreisewilligen zum Flughafen gebeten hätte, wäre das "absolute Chaos" entstanden, sagte Baerbock.
"Aber ich weiß auch, was die deutsche Botschaft vor Ort von Tag eins an gemacht hat." So sei sie selber in Kontakt mit der isländischen Außenministerin gewesen, damit einige deutsche Schulklassen mit Flügen via Island hätten ausreisen können.
Lufthansa verlängert Flugstopp bis zum 22. Oktober
Unterdessen kündigte die Lufthansa-Gruppe an, den regulären Flugbetrieb nach Israel bis zum 22. Oktober auszusetzen. Dazu hätten sich die Fluggesellschaften - neben der Hauptmarke Lufthansa betrifft das Swiss, Austrian und Brussels Airlines - aufgrund der sich weiterhin unklar entwickelnden Situation entschieden. "Sicherheit hat für die Airlines der Lufthansa Group oberste Priorität."