Ausreise aus Israel Erste Sonderflüge in Deutschland gelandet
Wegen des Hamas-Angriffs wollen Tausende Deutsche Israel verlassen. Nun sind die ersten Sonderflüge mit Rückkehrern in Frankfurt und München gelandet. Im Laufe des Abends sollen noch weitere Maschinen ankommen.
Der erste Sonderflug mit in Israel gestrandeten Deutschen ist am Nachmittag in Deutschland gelandet. Die Maschine kam aus Tel Aviv und erreichte mit etwa einer Stunde Verspätung den Flughafen in Frankfurt am Main. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes waren 372 Deutsche an Bord.
Einige Minuten später landete auch der zweite Lufthansa-Sonderflug aus Israel in München. Für heute sind noch weitere Sonderflüge geplant. Insgesamt hätten im Laufe des Tages so 950 Deutsche und ihre Familienangehörigen Israel verlassen können, erklärte das Auswärtige Amt (AA).
Weitere Flüge, überlastete Hotline
Am Freitag sollen dann erneut insgesamt vier Flugzeuge deutsche Staatsbürger aus Israel ausfliegen. Ein Sprecher des AA hatte am Mittwoch gesagt, auf der Krisenliste der deutschen Botschaft in Israel hätten sich rund 5.000 Menschen eingetragen. Er konnte aber nicht sagen, ob all diese Menschen ausreisen wollten. Insgesamt sind mehr als 100.000 deutsche Staatsbürger in Israel, viele auch mit doppelter Staatsbürgerschaft.
Die Hotlines, über die man die Buchung der Sonderflüge abwickeln soll, sind allerdings extrem überlastet, berichten Betroffene. Dem ARD-Studio Tel Aviv liegen zahlreiche Aussagen und Zuschriften vor, in denen das Krisenmanagement der Botschaft in Tel Aviv, des Auswärtigen Amtes und auch der Lufthansa massiv kritisiert wird. So sei es problematisch, überhaupt in der Hotline durchzukommen. "Ich habe es über 250 Mal probiert", berichtet eine Deutsche, "seit viereinhalb Stunden hänge ich am Telefon."
Kritik an Organisation der Sonderflüge
Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt (CDU), kritisierte die Organisation der Sonderflüge. Die Ausreise der Deutschen komme nur schleppend voran. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) habe "versucht, das Problem der Ausreise mit möglichst wenig eigenem Aufwand an die Lufthansa auszulagern. Das Ergebnis ist anhaltendes Chaos", sagte Hardt. Es sei an der Zeit, dass sie handele und den Prozess zur Chefsache erkläre.
Sein Fraktionskollege, der verteidigungspolitische Sprecher Florian Hahn, sagte: "Die Lösung, so wie wir als CDU/CSU-Fraktion das auch bereits angeregt haben, wäre allerdings einfach: Unsere Luftwaffe steht und stand bereit, um sofort zu unterstützen. Wer aus ideologischen Gründen nicht auf die naheliegenden und richtigen Lösungen zurückgreifen möchte, ist für Krisenmanagement ungeeignet."
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Cornelia Möhring kritisierte, acht Flüge reichten bei weitem nicht aus, um alle Ausreisewilligen auszufliegen. Die Bundesregierung müsse alles in die Wege leiten, "um die Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft schnellstmöglich aus dem Kriegsgebiet auszufliegen".
Lufthansa stellt 550 Euro in Rechnung
Für die Teilnahme an den Sonderflügen wird nach einem sogenannten Landsleutebrief der deutschen Botschaft in Israel eine Gebühr in Höhe von 300 Euro pro Person fällig. Das Geld soll bei der Buchung über eine Hotline der Lufthansa im Auftrag des deutschen Außenministeriums eingezogen werden. Die Lufthansa stellt pro Person 550 Euro in Rechnung, 250 Euro übernimmt der Staat.
Die ersten Länder hatten bereits unmittelbar nach Beginn des Hamas-Angriffs Rückholaktionen für gestrandete Staatsbürger gestartet. Teilweise setzten sie dafür eigene Militärmaschinen ein. So landeten schon am Montag drei Militärflugzeuge mit aus Israel evakuierten polnischen Staatsbürgern in Warschau. Auch mehrere andere EU-Länder organisierten seitdem Sonderflüge und brachten Hunderte Menschen zurück.
Ausreise auch per Fähre
Das AA erklärte, man arbeite auch an anderen Ausreisemöglichkeiten etwa per Bus oder Schiff. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) teilte das Amt mit, für Donnerstagnachmittag sei eine Fähre nach Zypern organisiert worden. Deutsche Staatsangehörige seien darüber über das sogenannte "Elefand"-System informiert worden.