Deutsche in Israel Bundeswehr steht laut Pistorius für Evakuierungen bereit
Etwa 4.500 Deutsche wollen raus aus Israel - und warten auf einen Flug. Die Bundeswehr könnte laut Verteidigungsminister Pistorius bei der Ausreise helfen, die Organisation liege aber beim Auswärtigen Amt. Die Lufthansa will Sonderflüge anbieten.
Die Bundeswehr ist nach den Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius darauf vorbereitet, sich an der Evakuierung von Menschen aus Israel zu beteiligen. "Wir stehen jederzeit bereit zu tun, was zu tun ist", sagte er in Berlin. Die Organisation der Evakuierungen liege aber in den Händen des Auswärtigen Amtes.
Das Auswärtige Amt hatte gestern angekündigt, dass die Lufthansa an diesem Donnerstag und Freitag Sonderflüge zur Evakuierung von Deutschen aus Israel durchführen werde. Es soll sich um vier Flüge pro Tag handeln. Das Krisenreaktionszentrum des deutschen Außenministeriums hatte zuvor unter Hochdruck mit Fluggesellschaften darüber verhandelt, Flugkapazitäten zu erweitern.
Botschaft fordert auf, auch Flüge mit Zwischenstopps zu buchen
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es weiter, letzte technische Details würden zur Stunde geklärt. Das Ministerium will die in der Krisenvorsorgeliste "Elefand" registrierten deutschen Staatsangehörigen heute informieren, wie die Tickets für die Sonderflüge bei der Lufthansa gebucht werden können. Noch nicht registrierte ausreisewillige deutsche Staatsangehörige sollten sich umgehend in die Liste eintragen, hieß es weiter.
Die deutsche Botschaft in Tel Aviv forderte zudem Deutsche, die ausreisen wollten, dazu auf, auch Flüge mit Zwischenstopps etwa in Zypern oder der Türkei zu buchen. Zudem wies die Botschaft darauf hin, dass die israelische Fluglinie El Al ihr Angebot immer wieder ausbaue. Betroffene sollten regelmäßig die Angebote der Fluglinien überprüfen. Die Botschaft prüfe zudem, ob es regelmäßigen Fährverkehr zu europäischen Mittelmeerhäfen gebe.
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel warten zahlreiche deutsche Staatsbürger vor Ort darauf, das Land verlassen zu können. Es geht um etwa 4.500 Menschen, darunter viele Schulklassen und Jugendgruppen.
Der Flugverkehr am internationalen Flughafen Ben Gurion nahe Tel Aviv ist derzeit deutlich eingeschränkt. Rund die Hälfte der abgehenden Flüge wurde nach Angaben der Internetseite des Flughafens am Vormittag gestrichen.
Zypern wird zur Drehscheibe der Evakuierungen
Die EU-Inselrepublik Zypern hat ihre Flughäfen für die Evakuierungen von Menschen aus Israel zur Verfügung gestellt. Wie die Direktion des größten Flughafens der Insel in der Hafenstadt Larnaka mitteilte, seien allein am Dienstag 30 Flüge von und nach Israel eingeplant gewesen, berichtete das Nachrichtenportal der Zeitung "Philenews". Zudem könne der Flughafen von Paphos im Westen der Insel benutzt werden.
Nach ihrer Ankunft würden die Menschen, falls notwendig, medizinisch versorgt und in Hotels untergebracht. Anschließend reisten sie weiter in ihre Herkunftsländer, berichtete der zyprische Rundfunk.
Zahlreiche Staaten wollen Bürger ausreisen lassen
Auch die skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden wollen Landsleute aus Israel und den palästinensischen Gebieten holen. Das dänische Außenministerium teilte mit, an der Organisation von Sonderflügen zu arbeiten, mit denen dänische Staatsbürger und Bürger mit ständigem Wohnsitz in Dänemark auf eigene Kosten ausgeflogen werden sollen. Nach Ministeriumsangaben sind derzeit etwa 1.200 Personen in Israel und 90 in den palästinensischen Gebieten auf der sogenannten Dänenliste registriert.
Norwegen will in Zusammenarbeit mit der Fluglinie Norwegian einen Sonderflug organisieren, der sich am Abend auf den Weg von Tel Aviv nach Oslo machen soll. Schweden will ebenfalls Bürger aus Israel und den palästinensischen Gebieten holen. In der Nacht sei ein Beschluss gefasst worden, in Zusammenarbeit mit anderen Ländern eine unterstützte Ausreise durchzuführen, erklärte Außenminister Tobias Billström in einem schriftlichen Kommentar an die Nachrichtenagentur TT. Nach Schätzungen des Ministeriums befinden sich 3.000 Menschen mit Verbindungen zu Schweden in Israel und rund 800 in den palästinensischen Gebieten. Wann genau die Flüge stattfinden sollen, ist noch unklar.
Österreich und Spanien setzen Militärtransporter ein
Österreich und Spanien hatten bereits angekündigt, ihre Landsleute in den kommenden Tagen mit Militärtransportern auszufliegen. Auch das griechische Außenministerium kündigte an, 149 Touristen aus Israel ausfliegen zu wollen.
Österreich will heute ein Transportflugzeug des Bundesheeres für eine Rückholaktion seiner Staatsbürger losschicken. Die Maschine des Typs C-130 "Hercules" werde in den kommenden Tagen vier mal zwischen Israel und Zypern pendeln, sagte ein Heeressprecher. Von Zypern sollen die Österreicherinnen und Österreicher mit Linienflügen in ihre Heimat gelangen.
Auch die polnische Luftwaffe werde mehrere Transportflugzeuge nach Israel schicken, schrieb Präsident Andrzej Duda am Sonntag auf der Plattform X, vormals Twitter. "Soldaten unserer Spezialeinheiten werden den Schutz beim Boarding und die Sicherheit an Bord gewährleisten."