Ein Schild vor dem Eingang des Justizzentrums in Jena.
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Thüringen Untergetauchte Linksextremistin stellt sich

Stand: 20.03.2025 16:44 Uhr

In Thüringen hat sich nach Informationen von WDR und NDR eine mutmaßliche Linksextremistin den Behörden gestellt. Der Frau wird vorgeworfen, an gewaltsamen Angriffen auf Rechtsextremisten in Ungarn beteiligt gewesen zu sein.

Emilie D. steht im Verdacht, im Februar 2023 gemeinsam mit weiteren deutschen Linksextremisten an gewalttätigen Angriffen auf Teilnehmer des rechtsextremistischen Aufmarsches "Tag der Ehre" in Budapest beteiligt gewesen zu sein. Deshalb wurde die junge Frau mit internationalem Haftbefehl gesucht. Am heutigen Donnerstag nun stellte sich die aus Jena stammende 23-Jährige nach Informationen von WDR und NDR im dortigen Justizzentrum im Beisein ihres Anwalts.

In Deutschland ermittelt der Generalbundesanwalt gegen Emilie D. Sie gehört zu den Beschuldigen im sogenannten Verfahrenskomplex "Budapest". Die deutschen Strafverfolger ermitteln dabei gegen eine Gruppe deutscher Linksextremisten, denen unter anderem gefährliche Körperverletzungsdelikte vorgeworfen werden. Für eine kurzfristige Anfrage war der rechtliche Vertreter von Emilie D. nicht zu erreichen.

Emilie D. war kurz nach dem Neonazi-Aufmarsch "Tag der Ehre" in Ungarn vorläufig festgenommen worden. Sie soll dabei Pfefferspray und einen Hammer bei sich geführt haben. Später tauchte die Linksextremistin unter. Sie stand fortan auf der Fahndungsliste der Soko "LinX" des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA).

Johann G. im November 2024 festgenommen

Denis Kuhne, Leiter des Staatsschutzes beim LKA Sachsen, begrüßte, dass sich Emilie D. gestellt hat und verwies auf den Erfolg des Fahndungsdrucks. "Damit ist für uns klar, dass die Soko 'LinX' auf dem richtigen Weg ist, weitere Mitglieder der Gruppierung und Unterstützer zu verfolgen", so Kuhne.

Erst im November 2024 hatten Zielfahnder den ebenfalls gesuchten Johann G., alias "Gucci", in einem Regionalzug in Thüringen gefasst. Er galt lange als meistgesuchter Linksextremist Deutschlands, der auch an den gewalttätigen Angriffen in Budapest beteiligt gewesen sein soll.

Ende Januar dann hatten sich sieben weitere gesuchte Linksextremisten, die ebenfalls an den Übergriffen in Budapest im Februar 2023 beteiligt gewesen sein sollen, bei unterschiedlichen Polizeidienststellen und Gerichten bundesweit gestellt. 

Noch weitere Linksextremisten auf der Flucht

Nach der heutigen Festnahme sollen sich nach Informationen von WDR und NDR noch zwei weitere Linksextremisten aus dem sogenannten Verfahrenskomplex "Budapest" auf der Flucht vor den Strafverfolgungsbehörden befinden. 

Ungarische und deutsche Behörden ermitteln wegen der Gewalttaten am "Tag der Ehre" vor zwei Jahren und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gegen insgesamt 13 Deutsche.

Überstellung nach Ungarn?

Ob Emilie D. nun die Überstellung nach Ungarn droht, ist bislang nicht klar. Sechs der Linksextremisten, die sich im Januar gestellt haben, sollen in Deutschland angeklagt werden. Im Dezember 2023 hatten Zielfahnder in einem Hotel in Berlin die non-binäre Person Maja T. festgenommen, im Juni 2024 dann erfolgte Überstellung nach Ungarn. Dort hat inzwischen der Prozess gegen T. begonnen. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Auslieferung von Maja T. nachträglich als verfassungswidrig bezeichnet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 20. Januar 2025 um 14:00 Uhr.