
Festnahme Imamoğlus Erdoğan hat Angst
Erdoğan hat Imamoğlu kalt gestellt, damit die Opposition einen weniger beliebten Kandidaten in die Präsidentschaftswahl schicken muss. Es ist ein bekanntes Drehbuch - und hat nichts mit Demokratie zu tun.
Recep Tayyip Erdoğan hat große Angst vor Ekrem Imamoğlu. Er weiß, dass der Oberbürgermeister der Millionenmetropole Istanbul das Zeug dazu hat, die nächste Präsidentschaftswahl zu gewinnen.
Erfolgreich und beliebt bei weiten Teilen der Bevölkerung
Imamoğlu hat es bei Wahlen in Istanbul geschafft, säkulare Türken und Kurden, aber auch konservative, gläubige Muslime, die traditionell Erdoğan wählen, hinter sich zu scharen. Er kommt selbst aus einer religiösen Familie und weiß, wie man Koransuren rezitiert.
Der Oppositionsmann lenkt mit Erfolg die Geschicke Istanbuls, obwohl ihm Erdoğan ständig Steine in den Weg legt. Erdoğans Kalkül ist, einen Gegner wie Imamoğlu kalt zu stellen, damit die Opposition einen anderen, weniger beliebten Kandidaten ins Rennen schickt, den Erdoğan schlagen kann. Das Drehbuch kennt man von der letzten Präsidentschaftswahl. Warum jetzt?
Hoffen auf Trumps schweigende Zustimmung
Ganz klar. US-Präsident Trump hat ein Faible für Autoritäre und lässt Erdoğan machen. Nach einer Wahl, die Imamoğlu wohl aus dem Gefängnis beobachten darf, heißt es dann wieder, die Türkei sei eine Demokratie, denn man darf ja wählen.
Doch das sollte jetzt selbst der fanatischste Erdoğan-Fan - und davon gibt es auch hierzulande bekanntlich einige - begriffen haben. Wenn Oppositionelle mit besten Chancen für einen Wahlsieg weggesperrt werden, hat das nichts mehr mit Demokratie zu tun.