Dieses Satellitenbild von Planet Labs PBC soll den Aufbau von Zelten in der Nähe von Chan Yunis im Gazastreifen zeigen.
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Nahost-Krieg ++ Aufbau von Zelten für Geflüchtete bei Chan Yunis ++

Stand: 23.04.2024 23:00 Uhr

Vor einer von geplanten Militäroffensive in Rafah werden in der Nähe der Nachbarstadt Chan Yunis Zelte aufgebaut. Die israelische Armee hat zwei ranghohe Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz getötet. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

23.04.2024 • 23:00 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit beenden wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Das US-Verteidigungsministerium hat die Angriffe proiranischer Milizen auf US-Streitkräfte im Irak und Syrien am Sonntag offiziell bestätigt. "Am 22. April verübten mit dem Iran verbündete Milizen zwei erfolglose Angriffe auf US-Streitkräfte im Irak und in Syrien", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder. Es handle sich um die ersten Angriffe auf in der Region stationiertes Militär seit dem 4. Februar. Die irakische Regierung müsse alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Sicherheit der US-Streitkräfte im Irak und in Syrien vor Angriffen dieser Gruppen zu gewährleisten. 

Das Pentagon hatte sich zunächst mit Informationen zurückgehalten. Am Montag hieß es lediglich, Streitkräfte in der Region hätten als Maßnahme der Selbstverteidigung mit einem Kampfflugzeug einen Raketenwerfer zerstört, nachdem Berichte über einen fehlgeschlagenen Raketenangriff in der Nähe eines Stützpunktes im Nordosten Syriens eingegangen seien. Von US-Seite sei niemand zu Schaden gekommen. 

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, sowie das wichtigste Geberland Norwegen haben zu einer Wiederaufnahme der Finanzierung des umstrittenen UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) aufgerufen. "Ich rufe die Geber auf, das UNRWA - die Lebensader der palästinensischen Flüchtlinge - zu unterstützen", schrieb Lenarcic im Onlinedienst X. Die USA erklärten hingegen, sie wollten zunächst "echte Fortschritte" sehen.

Am Montag hatte ein unabhängiger Untersuchungsausschuss "Probleme bei der Neutralität" des UNRWA festgestellt. Allerdings habe Israel noch keine Beweise für seine Vorwürfe vorgelegt, wonach eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern der UN-Organisation Mitglieder terroristischer Organisationen seien, hieß es in dem Bericht des Ausschusses, der von der ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna geleitet wird. 

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat Israel erneut mit Zerstörung gedroht. "Die große Nation Iran" habe Israel für den Angriff auf das Botschaftsgelände in Damaskus Anfang April bestraft, sagte Raisi bei einem Besuch im Nachbarland Pakistan. Sollte Israel einen Fehler machen und "den heiligen Boden der Islamischen Republik Iran" angreifen, werde die Situation anders sein. "Und es ist nicht sicher, dass noch etwas vom zionistischen Regime (Israel) übrig bleibt", drohte der erzkonservative Geistliche.

Den mutmaßlich israelischen Angriff in der iranischen Stadt Isfahan vom Freitag erwähnte der Präsident nicht. Am 13. April hatten Irans Revolutionsgarden einen Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen ausgeführt, der auf eine mutmaßlich israelische Attacke auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus folgte. Bei jenem Angriff waren zu Beginn des Monats zwei Generäle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden getötet worden.

Die radikal-islamische Hamas hat dazu aufgerufen, den Druck auf Israel in allen Konfliktgebieten zu erhöhen. Anlässlich des 200. Tages seit Ausbruch des Krieges sollen an allen Fronten die Lage verschärft werden, sagte der Sprecher der al-Kassam Brigaden der Hamas, Abu Ubaida, in einer Fernsehansprache.

Der irische Außenminister Micheál Martin hat Israel wahllose Bombardements im Gazastreifen vorgeworfen. Die hohe Zahl getöteter Zivilisten sei inakzeptabel, sagte Martin in Ägypten und verwies auf einen Angriff am Wochenende in Rafah, bei dem 17 Kinder und zwei Frauen aus einer Großfamilie ums Leben gekommen waren.

Israel hat Einwohner in Teilen des nördlichen Gazastreifens zum Verlassen der Gebiete aufgefordert. Von den Evakuierungen ist der Bereich um die Ortschaft Beit Lahia betroffen. Das Gebiet sei eine "gefährliche Kampfzone", teilte ein Sprecher der israelischen Armee mit.

Vor einer von Israel geplanten Militäroffensive in Rafah werden in der Nähe der Nachbarstadt Chan Yunis Zelte aufgebaut. Ein israelischer Armeesprecher sagte der Nachrichtenagentur dpa, das Militär wisse vom Bau der Zelte, dies sei jedoch nicht mit der Armee koordiniert.

Auch palästinensische Augenzeugen im Gazastreifen berichteten von zahlreichen Zelten in dem Gebiet, die offenbar für Geflüchtete bestimmt seien. Veröffentlichte Satellitenbilder von Planet Labs PBC, die von der Nachrichtenagentur AP analysiert wurden, sollen den neuen Zeltkomplex bei Chan Yunis zeigen.

Das israelische Militär hat palästinensische Vorwürfe zurückgewiesen, es sei für Massengräber und mögliche Exekutionen bei einem Krankenhaus im Gazastreifen verantwortlich. Soldaten hätten vielmehr die Leichen auf der Suche nach sterblichen Überresten der israelischen Geiseln exhumiert.

"Die Behauptung, die IDF (Israelische Streitkräfte) hätten palästinensische Leichen begraben, ist haltlos und unbegründet", teilte das Militär mit. Die Leichen seien nach der Untersuchung an ihre Grabstätten zurückgebracht worden.

Die Hisbollah ist eigenen Angaben zufolge mit einem Drohnenangriff so weit auf israelisches Gebiet vorgedrungen wie noch nie seit Beginn des Krieges. Ziel des Angriffs seien israelische Militärstützpunkte nördlich der Stadt Akkon gewesen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angesichts der aufgeheizten Lage wegen des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas geraten viele Elite-Universitäten in den USA zunehmend unter Druck.

Um die Situation zu entschärfen, stellte die renommierte New Yorker Columbia University die Lehre auf den Onlinebetrieb um, wie Universitätspräsidentin Nemat Shafik mitteilte. In Yale gab es im Zuge anti-israelischer Demonstrationen mehr als 40 Festnahmen.

Vermittler Katar hat Israel und die militant-islamistische Hamas aufgefordert, sich konstruktiv an den festgefahrenen Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln zu beteiligen. "Wir müssen von allen Ernsthaftigkeit zu sehen bekommen", sagte der Sprecher des katarischen Außenministeriums Madschid al-Ansari.

Im Norden des Gazastreifens hat die israelische Armee Einwohnern zufolge die schwersten Angriffe seit Wochen gestartet. In der Nacht zum Dienstag seien ganze Straßenzüge dem Erdboden gleichgemacht worden, hieß es. Bewohner der Gegend seien in Panik geraten. Im Süden Israels wurde Alarm vor Raketenangriffen ausgelöst. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, ist einer Sprecherin zufolge entsetzt über Berichte über Massengräber im Gazastreifen. Angesichts des Grads der Zerstörung der Krankenhäuser Nasser in Chan Yunis und Al-Schifa in Gaza-Stadt sowie Berichten über Massengräber mit Hunderten Leichen sei es nötig, Alarm zu schlagen, sagte Türks Sprecherin Ravina Shamdasani.

Offensichtlich seien mehrere Leichen entdeckt worden. "Einigen von ihnen waren die Hände gebunden, was natürlich auf schwere Verstöße gegen internationale Menschenrechtsnormen und das humanitäre Völkerrecht hinweist und weiteren Untersuchungen unterzogen werden muss", so Shamdasani. Der UN-Hochkommissar arbeite daran, eine Bestätigung für die Berichte von palästinensischer Seite zu erhalten.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben zwei ranghohe Mitglieder der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah gezielt getötet. Eine israelische Drohne griff auch nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen am Morgen ein Fahrzeug in Adlun zwischen den Küstenstädten Tyros und Sidon an. Dabei sei ein Hisbollah-Mitglied getötet worden. 

Außerdem sei bei einem weiteren Vorfall in der Nacht ein weiteres Mitglied der Hisbollah-Flugabwehr gezielt getötet worden.

Am 200. Tag nach ihrer Entführung aus Israel in den Gazastreifen haben Angehörige und Unterstützer von mehr als 100 Geiseln mit einer Protestaktion in Tel Aviv auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht. Auf dem Platz vor dem Nationaltheater Habima legten sie sich unter anderem in einer Formation auf den Boden und hielten blutrot bemalte Hände in die Höhe. 

Am jüdischen Pessach-Fest, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei erinnert, gebe es für die Geiseln keine Freiheit, teilten die Familien nach Angaben der Nachrichtenseite ynet mit.

Der Beschuss auf israelische Städte vom Gazastreifen aus hält weiter an. In der Stadt Sderot und anderen Orten heulten am Dienstag erneut die Flugalarm-Warnsirenen. Berichte über Verletzte gab es zunächst aber nicht.

Die israelische Armee teilte mit, auf der Basis von Geheimdienstinformationen habe die israelische Luftwaffe mehrere Raketenabschussrampen der Terrororganisation Hamas im Süden des Gazastreifens beschossen. Zudem seien mehrere Hamas-Terroristen durch Scharfschützen erschossen worden.

23.04.2024 • 10:01 Uhr

Toter bei Luftangriff im Libanon

Bei einem mutmaßlich von Israel ausgeführten Luftangriff auf ein Auto im Libanon ist ein Mensch ums Leben gekommen. Augenzeugen und libanesische Staatsmedien berichteten, der Angriff habe sich am Dienstag in der Gegend um Adlun zwischen den Küstenstädten Sidon und Tyros ereignet, rund 40 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel. Israel kommentierte die Nachricht zunächst nicht.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor mehr als sechs Monaten kommt es fast täglich auch zu Gefechten zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und dem israelischen Militär. Israel hat immer wieder gezielt Mitglieder der Hisbollah oder der islamistischen Terrororganisation Hamas getötet, oft auch weit entfernt von der Grenze.

Der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian hat geplante Sanktionen gegen sein Land wegen des Großangriffs auf Israel als "rechtswidrig" und "bedauerlich" bezeichnet.

Die Außenministerinnen und Außenminister der 27 EU-Mitgliedstaaten hatten am Montag bei einem Treffen in Luxemburg EU-Chefdiplomat Josep Borrell den Auftrag gegeben, konkrete Vorschläge für Sanktionen vorzulegen. Sie sollen es ermöglichen, weitere Handelsbeschränkungen gegen den Iran zu erlassen, um dem Land den Bau und die Entwicklung von Drohnen und Raketen zu erschweren. Zudem ist vorgesehen, Strafmaßnahmen gegen Personen, Organisationen und Unternehmen zu verhängen, die an der Produktion von Drohnen und Raketen sowie ihrer Lieferung an Verbündete des Irans im Nahen Osten beteiligt sind.

Hintergrund der Sanktionspläne ist insbesondere der iranische Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen vor etwas mehr als einer Woche, der auf eine mutmaßlich israelische Attacke auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus folgte.

23.04.2024 • 09:36 Uhr

Flugabwehrradar im Iran getroffen?

Satellitenbilder vom Montag deuten darauf hin, dass bei dem israelischen Gegenschlag auf den Iran möglicherweise größere Schäden entstanden sind, als die iranische Führung eingestehen will. Die Bilder der Firma "Planet Labs PBC" zeigen ein Gebiet, das als Einsatzort für ein russisches Flugabwehrsystem genutzt wurde - dort sind Brandspuren zu erkennen.

Der Iran hatte Israel in der Nacht zum 14. April mit Hunderten Drohnen und Raketen angegriffen - die Attacke wurde von Israels Flugabwehr nahezu vollständig abgewehrt. Israel hatte eine Reaktion auf den beispiellosen direkten Angriff des Irans angekündigt. Am frühen Morgen des 19. April wurden dann aus dem Iran mehrere Explosionen nahe der Stadt Isfahan gemeldet, in der sich das Zentrum der iranischen Kernforschung befindet.

Ein durch AP zur Verfügung gestelltes Satellitenbild der Firma "Planet Labs PBC" von Isfahan zeigt Zerstörungen.

Ein durch AP zur Verfügung gestelltes Satellitenbild der Firma "Planet Labs PBC" von Isfahan zeigt Zerstörungen.

Angesichts propalästinensischer Proteste an der Columbia University in New York und anderen US-Universitäten hat Präsident Joe Biden vor Antisemitismus gewarnt, aber auch zu Empathie mit den Palästinensern aufgerufen. Biden war am Montag bei einer Rede anlässlich des Earth Day ("Tag der Erde") im Bundesstaat Virginia danach gefragt worden, ob er antisemitische Demonstranten verurteile. Er antwortete: "Ich verurteile die antisemitischen Proteste. Deshalb habe ich ein Programm entwickelt, das sich damit befasst. Ich verurteile auch diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern los ist." Seit Tagen demonstrieren Studierende an der renommierten Columbia University und anderen Universitäten in Solidarität mit den Palästinensern und gegen das Vorgehen der israelischen Führung.

An der Columbia University gibt es wegen pro-palästinensischer Proteste nur noch Onlinekurse

tagesschau, 23.04.2024 05:30 Uhr

Trotz internationaler Warnungen rückt die von Israel angekündigte Bodenoffensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens einem Medienbericht zufolge näher. Israel bereite sich darauf vor, Zivilisten aus Rafah in die nahe gelegene Stadt Chan Junis und andere Gebiete zu bringen, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf ägyptische Beamte, die über die israelischen Pläne informiert seien.

Zu diesem Zweck sollten Unterkünfte mit Zelten, Lebensmittelverteilungszentren und medizinische Einrichtungen wie Feldlazarette eingerichtet werden, hieß es. Diese Evakuierungsaktion werde zwei bis drei Wochen dauern und in Abstimmung mit den USA, Ägypten und anderen arabischen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt werden, hieß es.

Zu Beginn des jüdischen Pessach-Festes ist es in Israel erneut zu Protesten von Angehörigen der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gegen die Regierung des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanyahu gekommen. Hunderte Demonstranten versammelten sich am Abend vor einem Privathaus von Netanyahu in der Stadt Caesarea und forderten den Ministerpräsidenten auf, eine Einigung zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der radikal-islamistischen Hamas zu erzielen, wie die Times of Israel berichtete.

Die Mitgliedsstaaten der EU haben Chefdiplomat Josep Borrell beauftragt, konkrete Vorschläge für neue Iran-Sanktionen vorzulegen. Bei einem Anschlag mit einem Auto in Jerusalem wurden drei Menschen verletzt. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. April 2024 um 02:00 Uhr.