Rauch steigt in der Stadt Dschenin im Westjordanland auf.
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Krieg in Nahost ++ Israel meldet Tötung von Hamas-Führer in Dschenin ++

Stand: 30.08.2024 11:24 Uhr

Israels Militär hat bei einen Luftangriff im Westjordanland nach eigener Aussage mehrere Hamas-Mitglieder getötet. Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Harris will der Lieferung von Waffen an Israel festhalten. Die Entwicklungen im Liveblog.

Eine israelische Rakete hat im Gazastreifen nach Angaben einer US-Hilfsorganisation einen Konvoi mit Hilfsgütern getroffen. Mehrere Mitarbeiter eines örtlichen Transportunternehmens seien getötet worden, teilte die Organisation Anera mit. Von israelischer Seite hieß es, das Militär habe das Feuer eröffnet, nachdem bewaffnete Männer den Konvoi angegriffen hätten.

Die Anera-Direktorin für die palästinensischen Gebiete, Sandra Raschid, sagte, die Todesopfer seien Mitarbeiter eines Transportunternehmens gewesen, das die Organisation nutzte, um Hilfsgüter zum Krankenhaus des Roten Halbmonds der Emirate in Rafah zu bringen. Bei dem Angriff vom Donnerstag auf der Salah-al-Din-Straße im Gazastreifen sei das erste Fahrzeug des Konvois getroffen worden.

Israel hat bei dem großangelegten Militäreinsatz im nördlichen Westjordanland nach eigenen Angaben den für die Stadt Dschenin zuständigen Hamas-Führer getötet. Wissam Chasim sei in einem Fahrzeug in der Gegend unterwegs gewesen, hieß es in einer Erklärung der Armee, des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet sowie der israelischen Polizei. Er habe Anschläge geplant und ausgeführt.  In dem Wagen hätten zudem zwei weitere Hamas-Mitglieder gesessen. Die Einsatzkräfte töteten sie den Angaben nach bei einem Angriff mit einem Fluggerät, als sie versuchten, aus dem Fahrzeug zu fliehen. In dem Wagen seien Waffen und Sprengstoff gefunden worden.

Israels Sicherheitskabinett will Medienberichten zufolge an der Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten festhalten - und gibt bei einem zentralen Streitpunkt der Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg nicht nach.

Eine große Mehrheit habe bei einer Sitzung am gestrigen Abend für die Position von Regierungschef Benjamin Netanyahu votiert, meldeten mehrere Medien. Demnach stimmte einzig Verteidigungsminister Joav Galant dagegen, der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben Gvir enthielt sich.

Unter dem etwa 14 Kilometer langen sogenannten Philadelphi-Korridor verlaufen Israel zufolge etliche Tunnel der Hamas. Netanyahu pocht auf die Kontrolle, um Waffenschmuggel in den Gazastreifen zu unterbinden. Ägypten bestreitet die Existenz unterirdischer Schmuggelrouten.

Das israelische Militär hat im Zuge seines umfassenden Einsatzes im besetzten Westjordanland dort einen Luftangriff ausgeführt. Die Streitkräfte teilten mit, während des Anti-Terror-Einsatzes sei eine terroristische Zelle in Dschenin getroffen worden.

Nach israelischen Angaben zielen die Angriffe im Norden des Gebiets, bei denen seit Dienstagabend 16 Menschen getötet wurden, darauf ab, Anschläge zu verhindern. Die palästinensische Seite betrachten den Einsatz als eine Ausweitung des Krieges im Gazastreifen und einen Versuch, die jahrzehntelange Militärherrschaft Israels über das Gebiet aufrechtzuerhalten.

Luftangriffe sind Teil des seit Monaten andauernden Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen, kommen im Westjordanland jedoch selten vor.

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach Angaben palästinensischer Sanitäter mindestens neun Mitglieder einer Familie getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs auf ein Wohngebäude seien fünf Kinder und zwei Frauen. Vom israelischen Militär gab es noch keine Stellungnahme.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will an der Politik von US-Präsident Joe Biden in Bezug auf die Lieferung von Waffen an Israel festhalten. Auf die Frage, ob sie den Kurs ändern und Waffen an Israel zurückhalten würde, sagte Harris in einem Interview mit dem Sender CNN: "Nein."

Sie sagte zudem, es sei Zeit für eine Waffenruhe, ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln und zur Beendigung des Krieges. Harris betonte das Selbstverteidigungsrecht Israels, sagte jedoch auch, dass "viel zu viele unschuldige Palästinenser" getötet worden seien.

Nach Angaben der EU-Marinemission Aspides ist bei dem Angriff der Huthi-Rebellen auf einen Öltanker unter griechischer Flagge bislang kein Öl ausgelaufen.

Die Huthi-Rebellen im Jemen hatten den Öltanker angegriffen und unter anderem Bomben auf den bereits außer Gefecht gesetzten 274,2 Meter langen Öltanker "Sounion" geworfen, der mit rund einer Million Barrel Öl beladen ist.

Nach Schüssen auf ein UN-Fahrzeug im Gazastreifen erhöhen die Vereinigten Staaten mit deutlich schärferem Ton den Druck auf ihren Verbündeten Israel. Israel habe den Vorfall mit einem Kommunikationsfehler zwischen den israelischen Streitkräften erklärt, sagte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Robert Wood bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.

"Wir haben sie aufgefordert, die Probleme in ihrem System, die dies ermöglicht haben, unverzüglich zu beheben. Doch auch fast elf Monate nach Beginn dieses Konflikts sind Vorfälle wie der gestrige noch immer allzu häufig."

Die Vereinten Nationen hatten nach dem Vorfall von Dienstag Aufklärung von Israel gefordert. Das deutlich gekennzeichnete UN-Fahrzeug sei Teil eines Konvois gewesen, dessen Fahrt vollständig mit der israelischen Armee koordiniert worden sei. Es sei zehnmal von israelischen Schützen beschossen worden. Israel hatte eine Untersuchung angekündigt. Ein UN-Vertreter bestätigte der Nachrichtenagentur dpa die israelische Darstellung der fehlerhaften Kommunikation - dies entschuldige das Geschehene jedoch in keiner Weise.

Die pro-iranische Huthi-Miliz hat nach eigenen Angaben auf einem zuvor von ihr beschossenen und vor der Küste des Jemen vor Anker liegenden Öltanker mehrere Explosionen ausgelöst. Huthi-Chef Abdul Malik al-Huthi sagte, seine Truppen hätten den mit 150.000 Tonnen Rohöl beladenen Tanker Anfang der Woche "gestürmt" und mit Sprengfallen versehen.

In einem von Huthi-nahen Medien veröffentlichten Video ist zu sehen, wie maskierte Männer Sprengstoff auf dem Schiff anbringen und diesen dann zünden, was mehrere Brände an Bord auslöst.

Inzwischen hat sich die Miliz bereit erklärt, Rettungsteams Zugang zu dem unbemannten Schiff zu gewähren, von dem laut der EU-Mission Aspides eine erhöhte Gefahr für die Umwelt ausgeht.

Die einem griechischen Unternehmen gehörende "MV Sounion" war nach Angaben der britischen Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) am 21. August vor dem Hafen von Hodeida von den Huthi angegriffen worden. Laut griechischen Hafenbehörden war das Schiff auf dem Weg vom Irak nach Griechenland. Die 25-köpfige Besatzung wurde von der EU-Mission Aspides, die zum Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer stationiert ist, in Sicherheit gebracht. Laut dem Unternehmen Delta Tankers liegt das Schiff seitdem im Roten Meer zwischen Eritrea und dem Jemen vor Anker.

Die EU-Außenminister sind uneins über Sanktionen gegen israelische Regierungsmitglieder. Die Lufthansa verlängert ihren Flugstopp nach Teheran und Tel Aviv.