Lufthansa Maschinen am Boden.
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Krieg in Nahost ++ Lufthansa verlängert Flugstopp nach Nahost ++

Stand: 12.08.2024 12:07 Uhr

Die Lufthansa setzt ihre Flugverbindungen nach Nahost um eine weitere Woche aus. Die Hamas lehnt offenbar neue Verhandlungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen ab. Die Entwicklungen im Liveblog.

Der Vatikan hat angesichts eines drohenden Flächenbrands im Nahen Osten den Iran zur Zurückhaltung gemahnt. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin habe in einem Telefonat mit dem neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian die ernsthafte Sorge des Heiligen Stuhls über die Lage in der Region zum Ausdruck gebracht, hieß es in einer Mitteilung.

Der Chefdiplomat des Vatikans bekräftigte in dem Gespräch demnach die Notwendigkeit, eine Ausweitung des sehr ernsten Konflikts zu vermeiden und stattdessen auf Dialog, Verhandlungen und Frieden zu setzen.

Mit einem Fast- und Trauertag begehen Juden den neunten Tag des jüdischen Monats Av - im Gedenken an die Zerstörung der beiden jüdischen Tempel in Jerusalem während der Antike. Soldaten, die im Kampfeinsatz sind, sei das Fasten jedoch verboten, urteilte laut Medienberichten das israelische Militärrabbinat. Fasten während des Einsatzes sei "eine lebensbedrohliche Angelegenheit", so das Rabbinat. Soldaten im Einsatz in den verschiedenen Landesteilen und in den besetzten palästinensischen Gebieten müssten ebenso wie Soldaten im Wachdienst essen und trinken, um optimale Leistungen erbringen zu können.

Die Lufthansa setzt ihre Verbindungen nach Nahost um eine weitere Woche aus. Bis einschließlich dem 21. August sollen demnach alle Flüge von und nach Tel Aviv, Teheran, Beirut, Amman und Erbil ausgesetzt werden, teilte die Airline mit. Der bisherige Flugstopp hatte morgen auslaufen sollen. Die Lufthansa bietet Passagieren, die Tickets für die betroffenen Verbindungen mit Gültigkeit bis zum 31. August gebucht haben, kostenlose Stornierungen an.

Zudem würden sämtliche zur Lufthansa gehörenden Gesellschaften den Luftraum über dem Irak und dem Iran nicht nutzen. Diese Sperre betreffe sowohl Passagier- als auch Frachtmaschinen. Zur Lufthansa-Gruppe gehören neben der Kern-Airline noch Swiss, Austrian, Brussels Airlines und Eurowings.

Der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, hat die Forderungen des israelischem Sicherheitsministers Itamar Ben-Gvir, humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen zurückzuhalten, um so den Druck auf die Terrormiliz Hamas zu erhöhen, scharf kritisiert. Solche Äußerungen seien eine "Aufforderung zu Kriegsverbrechen", warnte Borrell beim Kurznachrichtendienst X.

Ben-Gvir hatte wiederholt gefordert, Israel sollte sich nicht auf ein Abkommen für eine Waffenruhe mit der Hamas einlassen, sondern stattdessen Hilfslieferungen solange zurückhalten, bis die militant-islamistische Palästinenserorganisation einknicke und alle Geiseln freilasse. Gleichzeitig hatte der Minister seiner eigenen Regierung gedroht, diese stürzen zu wollen, sollten zu umfassende Zugeständnisse an die Hamas gemacht werden.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien rufen Israel und die militant-islamistische Hamas zu weiteren Verhandlungen auf. Es dürfe keine weiteren Verzögerungen geben. Die Kämpfe müssten jetzt enden und alle von der Hamas noch festgehaltenen Geiseln freigelassen werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die drei Staaten betonten, dass die Menschen im Gazastreifen dringend auf humanitäre Hilfsgüter angewiesen seien. Gleichzeitig riefen Deutschland, Frankreich und Großbritannien insbesondere den Iran und seine Verbündeten dazu auf, auf Vergeltungsangriffe nach dem Tod des Hamas-Auslandschefs Hanija und des Hisbollah-Kommandeurs Schukr zu verzichten.

Die Hamas hat einen tödlichen Angriff im von Israel besetzten Westjordanland für sich reklamiert. Das israelische Militär teilte mit, bei der Attacke sei ein israelischer Zivilist getötet worden und ein weiterer habe Verletzungen erlitten. Den Angaben zufolge wurde aus einem Auto heraus das Feuer auf sie eröffnet. Die Hamas rechtfertigte die Tat mit einem israelischen Angriff auf eine Schule mit Tausenden Schutzsuchenden im Gazastreifen.

Angesichts eines erwarteten iranischen Angriffs auf Israel verstärkt das US-Militär seine Präsenz im Nahen Osten noch weiter. Verteidigungsminister Lloyd Austin habe die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots "USS Georgia" befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger "USS Abraham Lincoln" und seine Begleitschiffe ihren Transit in die Region beschleunigen, erklärte das Pentagon. Der Flugzeugträger mit seinen Kampfjets vom Typ F-35 komme zusätzlich zur bereits in der Region befindlichen Flugzeugträgergruppe "USS Theodore Roosevelt".

In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Yoav Gallant habe Austin angesichts der "eskalierenden regionalen Spannungen" nochmals die Verpflichtung der Vereinigten Staaten betont, "jeden möglichen Schritt zu unternehmen, um Israel zu verteidigen", erklärte das Pentagon weiter. 

Die Hamas lehnt offenbar eine neue Verhandlungsrunde zu einer Waffenruhe und der Freilassung von Geiseln im Gazastreifen ab. Wie die islamistische Palästinenserorganisation am Sonntag mitteilte, strebt sie die Umsetzung eines von US-Präsident Joe Biden im Mai vorgelegten Waffenruhe-Plans an, "anstatt weitere Verhandlungsrunden oder neue Vorschläge zu durchlaufen". Die Hamas fordert demnach von den Vermittlern, einen Plan basierend auf den US-Vorschlägen und der Resolution des UN-Sicherheitsrates vorzulegen und Israel zu "zwingen", den Vorschlag "einzuhalten".

Erstmals seit Monaten soll am Donnerstag eine neue Verhandlungsrunde unter der Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars stattfinden. US-Präsident Biden, Ägyptens Präsident Fatah al-Sisi und der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani hatten Israel und die Hamas am Donnerstag aufgerufen, die Gespräche am 15. August in Doha oder Kairo fortzusetzen. Kurz darauf stimmte Israel der Entsendung einer Delegation zu. 

Der Norden Israels ist erneut mit Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Das israelische Militär erklärte, rund 30 Projektile seien in Richtung des Ortes Kabri in der Nähe der Küstenstadt Naharija gefeuert worden. Es habe keine Verletzten gegeben. Einige der Projektile schlugen demnach auf offenem Gelände ein. Die schiitische Hisbollah-Miliz erklärte örtlichen Medien zufolge, der Angriff mit "Katjuscha"-Raketen habe einem Militärstützpunkt gegolten. 

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat einem Medienbericht zufolge in einem Gespräch mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin vor einem möglichen Großangriff Irans auf Israel in den kommenden Tagen gewarnt. Gallant habe in dem Telefonat die militärischen Vorbereitungen des Iran als Hinweis auf einen bevorstehenden Großangriff gedeutet, berichtete die US-Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Einschätzung des israelischen Verteidigungsministers beruhe auf aktuellen Beobachtungen iranischer Militäraktivitäten.

Bundeskanzler Scholz hat bei einem Telefonat mit Israels Regierungschef Netanyahu auf die Dringlichkeit eines Abkommens für den Gazastreifen hingewiesen. Israel ruft die Einwohner von Chan Yunis zur Flucht auf.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. August 2024 um 05:05 Uhr.