Ein Mädchen wird gegen Polio mit einer Schluckimpfung geimpft.
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Krieg in Nahost ++ Zweite Polio-Impfkampagne im Gazastreifen soll starten ++

Stand: 14.10.2024 02:58 Uhr

Im Gazastreifen soll ab heute wieder gegen Kinderlähmung geimpft werden - dafür wurden humanitäre Feuerpausen vereinbart. Bei einem Angriff auf ein ehemaliges Schulgebäude im Gazastreifen sind laut Zivilschutz 15 Menschen getötet worden. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwei Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens mit dringend benötigtem medizinischen Material beliefern können. "Der WHO und ihren Partnern ist es gestern nach neun Versuchen in dieser Woche endlich gelungen, die Krankenhäuser Kamal Adwan und Al-Sahaba zu erreichen", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Sonntagabend im Online-Dienst X.

Außer medizinischen Gütern wurden auch Blutkonserven und Treibstoff geliefert. Die Belieferung der Kliniken mit den Hilfsgütern, an der auch der palästinensische Rote Halbmond beteiligt gewesen sei, sei "inmitten anhaltender Kampfhandlungen abgeschlossen" worden. Tedros schilderte, die Fahrer des Hilfskonvois seien einer "demütigenden Sicherheitsuntersuchung" unterzogen und an einem Kontrollpunkt sogar vorübergehend festgenommen worden. Dies sei "inakzeptabel", urteilte der WHO-Chef. 

Israels Luftwaffe hat nach eigenen Angaben erneut eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Sie habe sich im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens in einem Gebäude befunden, das früher als Krankenhaus gedient habe, hieß es in der Nacht. In demselben Gebiet hatte die Armee nach eigenen Angaben bereits zuvor angegriffen.

Die Kommandozentrale habe Hamas-Terroristen zur Planung und Ausführung von Anschlägen auf Israels Truppen und den Staat Israel gedient, hieß es. Die Angaben der israelischen Armee lassen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Die Armee sprach von einem weiteren Beispiel für den systematischen Missbrauch ziviler Infrastruktur durch die Hamas, die damit gegen internationales Recht verstoße. Man habe vor dem "präzisen Angriff" zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee nicht.

Nach mehreren Angriffen auf israelische Einrichtungen in Schweden hat die Regierung des Landes die EU aufgerufen, die iranischen Revolutionsgarden offiziell als Terrororganisation einzustufen. "Wir wollen, dass Schweden mit anderen EU-Staaten ernstzunehmend auf die unglaublich problematische Verbindung zwischen dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden und seiner zerstörerischen Rolle in der (Nahost-)Region, aber auch seinen eskalierenden Taten in einigen europäischen Ländern, darunter Schweden, vorgeht", sagte Ministerpräsident Ulf Kristersson der Zeitung Expressen.

Die "einzig vernünftige Konsequenz" aus den Taten der Revolutionsgarten sei "eine gemeinsame Terror-Klassifizierung, so dass wir umfassender handeln können als mit den bereits existierenden Sanktionen", warb der schwedische Regierungschef. Die Revolutionsgarden gehören zur iranischen Armee. Ihre Vertreter besetzen wichtige Positionen in der Führung der Islamischen Republik.

Nach dem Drohnenangriff auf einen israelischen Armeestützpunkt nahe der Stadt Binjamina mit vier Toten und Dutzenden Verletzten hat die libanesische Hisbollah-Miliz Israel mit noch heftigeren Angriffen gedroht, falls das Nachbarland seine Offensive im Libanon nicht stoppen sollte. Die proiranische Miliz warnte "den Feind, dass das, was er heute im Süden Haifas erlebt hat, nur ein kleiner Vorgeschmack auf das ist, was ihn erwartet, wenn er beschließt, seine Aggression gegen unser edles und geliebtes Volk fortzusetzen", hieß es in einer in der Nacht veröffentlichten Mitteilung.

Bei einem israelischen Angriff auf ein ehemaliges Schulgebäude im Gazastreifen sind nach Angaben der Zivilschutzbehörde in dem Palästinensergebiet mindestens 15 Menschen getötet worden. Das Gebäude im Flüchtlingslager Nuseirat, das inzwischen als Notunterkunft diente, sei von der israelischen Artillerie beschossen worden, sagte der Sprecher der Behörde, Mahmud Bassal, am Sonntag. Unter den Opfern seien "Kinder, Frauen und ganze Familien". 50 weitere Menschen seien verletzt worden. Das israelische Militär teilte auf Anfrage mit, dass es "die Berichte prüfe".

Bei einem Drohnenangriff der Hisbollah auf einen Armeestützpunkt in der Nähe der Stadt Binjamina im Norden Israels sind nach Angaben des israelischen Militärs vier Soldaten getötet und sieben weitere schwer verletzt worden.

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat auch in der Nacht Raketen auf den Norden Israels gefeuert. Wie die israelische Armee mitteilte, fing die Luftabwehr ungefähr fünf aus dem Libanon abgefeuerte Geschosse erfolgreich ab. Zuvor hatten in der Bucht von Haifa und den umliegenden Gemeinden die Warnsirenen geheult. Laut der Times of Israel waren die Explosionen der Abwehrgeschosse am Nachthimmel über Haifa zu sehen.

Im umkämpften Gazastreifen soll heute die zweite Runde der Impfung gegen Kinderlähmung starten. Etwa 590.000 Kinder unter zehn Jahren sollen geimpft werden, wie UN-Organisationen mitteilten. Israel und die Organisatoren vereinbarten dafür gebietsspezifische humanitäre Feuerpausen. Eine erste Runde der in zwei Dosen zu verabreichenden Polio-Impfungen im Gazastreifen war Anfang September über die Bühne gegangen.

Im Sommer war der erste Polio-Fall seit 25 Jahren in dem abgeriegelten Palästinensergebiet entdeckt worden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO müssen mehr als 90 Prozent der Kinder geimpft werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Die Massenimpfung führen die lokalen Gesundheitsbehörden, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA durch.

Frankreichs Präsident Macron hat seinen iranischen Amtskollegen Peseschkian zur "Deeskalation" aufgefordert. Israels Flugabwehr wird durch ein hochmodernes Raketensystem aus den USA verstärkt. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.