Menschen in Tel Aviv in Israel demonstrieren für die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln.
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Nahost-Liveblog ++ Waffenruhe und Geisel-Deal rücken offenbar näher ++

Stand: 14.01.2025 00:08 Uhr

Eine Waffenruhe im Gazastreifen und ein Geisel-Deal stehen offenbar unmittelbar bevor. Der designierte US-Vizepräsident Vance hat der Hamas gedroht, sollte es nicht bald ein Abkommen mit Israel geben. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.

13.01.2025 • 23:59 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit beenden wir den Liveblog vom Montag. Den Liveblog vom Dienstag finden Sie hier:

Christian Limpert, ARD-Studio Tel Aviv, über einen möglichen Durchbruch zur Waffenruhe und Freilassung der Geiseln.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, über einen möglichen Durchbruch zur Waffenruhe und Freilassung der Geiseln

tagesthemen, 13.01.2025 22:15 Uhr

Bei den Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazakrieg haben sich am Abend die Hinweise auf eine bevorstehende Einigung verdichtet. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Teilnehmerkreisen der Verhandlungen erfahren hat, soll es am Dienstagmorgen in Doha ein Treffen zur Klärung der letzten Einzelheiten geben. US-Außenminister Antony Blinken sagte, man sei einer Lösung näher als jemals zuvor.

Waffenruhe und Freilassung israelischer Geiseln rücken offenbar näher

Jörg Poppendieck, ARD Tel Aviv, tagesthemen, 13.01.2025 22:15 Uhr

Bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen sind nach Angaben aus Teilnehmerkreisen "bedeutende Fortschritte" erzielt worden. Bei den jüngsten Verhandlungen in Katar habe es "bedeutende Fortschritte bei den verbleibenden Knackpunkten" gegeben, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Teilnehmerkreisen. Dies habe zu einem neuen "konkreten" Vorschlag geführt, der den Parteien vorgelegt worden sei.

Auch nach Einschätzung der US-Regierung steht eine Vereinbarung über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen unmittelbar bevor. "Im Krieg zwischen Israel und der Hamas stehen wir kurz davor, dass ein Vorschlag, den ich vor Monaten ausführlich dargelegt habe, endlich verwirklicht wird", sagte der scheidende US-Präsident Joe Biden. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, sagte vor Journalisten, eine Einigung "kann noch diese Woche zustande kommen". Er fuhr fort: "Ich mache keine Versprechungen oder Vorhersagen, aber es ist in greifbarer Nähe, und wir werden uns dafür einsetzen."

Auch der scheidende US-Präsident Joe Biden hat sich am Abend zuversichtlich zu den Gesprächen über eine Waffenruhe und Geiselfreilassung im Gazakonflikt geäußert. Demnach stehen die Verhandlungen kurz davor, Früchte zu tragen. Er freue sich, bald mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi zu sprechen, sagt Biden bei seiner letzten Rede zur Außenpolitik.

Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde am Montag mehr als 50 Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet worden. Behördensprecher Mahmud Bassal erklärte, angegriffen worden seien "Schulgebäude, Häuser und sogar Menschenansammlungen" in der Stadt Gaza.

Die israelische Armee teilte ihrerseits mit, dass fünf ihrer Soldaten am Montag bei Kämpfen im nördlichen Gazastreifen getötet worden seien. Acht weitere israelische Soldaten wurden demnach verletzt. Damit stieg die Zahl der getöteten Soldaten seit Beginn des massiven israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen im Oktober 2023 auf 408. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe für den Gazastreifen und eine Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln ist nach Einschätzung des US-Sicherheitsberaters Jake Sullivan ein Wendepunkt erreicht. Die Parteien stünden kurz vor dem Abschluss einer Vereinbarung, sagt Sullivan. US-Präsident Joe Biden werde bald mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi telefonieren. Die USA, Ägypten und Katar vermitteln intensiv zwischen Israel und der radikalen Hamas im Gazastreifen.

Einem Insider zufolge soll am Dienstagmorgen ein Treffen zur Klärung der letzten Einzelheiten stattfinden. Die Gespräche sollen in Doha abgehalten werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Abend von einer über den Vorgang unterrichteten Person erfuhr.

Erwartet würden unter anderem die Spitzen des israelischen Geheimdienstes, der Ministerpräsident von Katar sowie die jeweiligen Gesandten von US-Präsident Joe Biden und dessen designiertem Nachfolger Donald Trump. Eine Vereinbarung sei "so nah wie noch nie".

Bei Kämpfen im Norden des Gazastreifens sind fünf israelische Soldaten im Alter von 19 bis 23 Jahren gefallen. Acht weitere Soldaten seien schwer verwundet worden, teilte die Armee weiter mit. Es habe sich um Soldaten eines Aufklärungsbataillons gehandelt. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht mitgeteilt.

Damit stieg die Zahl der seit Beginn des Gaza-Kriegs und bei Kämpfen mit der libanesischen Hisbollah-Miliz getöteten israelischen Soldaten auf 840.

Wenige Tage nach der Wahl eines neuen Präsidenten im Libanon haben sich die politischen Fraktionen auf Nawaf Salam als designierten Ministerpräsidenten geeinigt. Salam erlangte nach Beratungen der großen Lager mit Präsident Joseph Aoun in Beirut 84 von 128 Stimmen der Parlamentarier, wie der Generaldirektor des Präsidentenpalasts bekanntgab.

Salam wurde vor knapp einem Jahr zum Präsidenten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag (IGH) ernannt. Zuvor war er unter anderem Libanons Botschafter bei den Vereinten Nationen und Mitglied einer Kommission zur Reform des Wahlrechts im Libanon.

Nawaf Salam

Nawaf Salam, Präsident des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, soll neuer Regierungschef im Libanon werden.

Die Ernennung Salams ist ein weiterer Rückschlag für die Hisbollah, die nach einem mehr als einjährigen Krieg mit Israel stark geschwächt ist. Die Hisbollah und ihre Verbündeten hatte sich gegen die Ernennung Salams ebenso gewehrt wie gegen die Wahl Aouns zum Staatschef.

Israelische Luftangriffe haben laut palästinensischen Angaben im Norden des Gazastreifens mindestens 14 Menschen das Leben gekostet. Unter den Todesopfern seien fünf Angehörige einer Familie, sagten Mitarbeiter des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitswesens in dem Küstengebiet.

Ein Angriff traf eine Gruppe Personen in der Stadt Gaza im Viertel Daradsch, mindestens sieben wurden getötet, darunter zwei Kinder, wie der Notfalldienst des Gesundheitsministeriums mitteilte. Zwei weitere Personen kamen in Dschabalia al-Balad ums Leben, wie es hieß. Fünf weitere wurden bei dem Angriff verwundet. Ein dritter Angriff traf ein Gebäude der Salaheddin-Schule im Westen von Gaza, in dem geflüchtete Familien Zuflucht gesucht haben.

Das israelische Militär äußerte sich nicht zu Angriffen im Gazastreifen. Es hat jedoch in der Vergangenheit die militant-islamistische Hamas für die zivilen Opfer verantwortlich gemacht mit der Begründung, die Extremisten seien in Wohngebieten oder anderen zivilen Orten aktiv.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hält es für sinnvoll, syrischen Flüchtlingen eine Reise in ihr Herkunftsland zu gestatten - ohne Auswirkungen auf ihren Schutzstatus in Deutschland. "Es ermöglicht erst freiwillige Rückkehr nach Syrien, wenn sich Menschen auch ein Bild machen können, ob Häuser noch stehen, ob Familienangehörige zum Teil noch leben, zu denen vielleicht lange kein Kontakt mehr bestand und ob sie in ihrer Heimat wirklich sicher sind", sagte der Sprecher des Ministeriums, Maximilian Kall, in Berlin.

Das Innenministerium prüfe daher gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) "pragmatische Wege", damit Menschen, die einmal schauen wollten, wie die Bedingungen vor Ort sind, nach Deutschland zurückkommen könnten und durch die Reise nicht den Schutzstatus abgesprochen bekämen, erklärte der Sprecher. 

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat eine sich abzeichnende mögliche Waffenruhe-Vereinbarung im Gaza-Krieg als "Katastrophe für die nationale Sicherheit des Staates Israel" kritisiert. "Wir werden nicht Teil einer Kapitulationsvereinbarung sein, die die Freilassung von Erzterroristen, einen Stopp des Krieges und eine Verwässerung der Errungenschaften vorsieht, die mit viel Blut erkauft wurden", schrieb Smotrich auf der Plattform X. Die Vereinbarung würde auch bedeuten, viele Geiseln im Stich zu lassen, schrieb er. 

Bei Gesprächen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas hat es nach israelischen Medienberichten deutliche Fortschritte gegeben. Demnach wurde in der katarischen Hauptstadt Doha ein Drei-Stufen-Plan ausgearbeitet. Gegenwärtig warte man auf die Reaktion der islamistischen Hamas, berichtete der israelische TV-Sender N12. Für die Berichte gab es zunächst keine offizielle Bestätigung.

Bei den indirekten Verhandlungen in Doha zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, bei denen neben Katar auch Ägypten und die USA vermitteln, geht es unter anderem um die Freilassung palästinensischer Häftlinge im Gegenzug für die Geiseln sowie um einen Abzug der israelischen Truppen. 

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Eine aus dem Jemen geschickte Drohne ist nach Militärangaben im Süden Israels abgefangen worden. Die israelische Luftwaffe habe den Flugkörper gestoppt, teilte die Armee mit. Ein Hubschrauber habe die Drohne nahe der Ortschaft Gvulot in der Negev-Wüste abgeschossen, berichtete die Times of Israel. 

Die Huthi-Miliz im Jemen ist wie die Hamas im Gazastreifen und die libanesische Hisbollah-Miliz mit Israels Erzfeind Iran verbündet. Sie greifen immer wieder Ziele in Israel mit Raketen und Drohnen an.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat angesichts des Umsturzes in Syrien eine deutsche und europäische Präsenz in der Region angemahnt. "Wenn wir nicht da sind, dann füllen andere diese Lücken", sagte Baerbock in einem Podcast des Nachrichtenmagazins Politico. Die EU und Deutschland müssten daher "mit unseren arabischen Partnern alles dafür tun, damit gerade nicht Islamisten, der IS oder andere Akteure diese Lücke füllen".

Mit Blick auf die neuen Machthaber in Syrien warnte Baerbock davor, "blauäugig" zu sein. Die islamistische HTS-Miliz müsse ihre Ankündigungen jetzt umsetzen, und "einen politischen Übergangsprozess starten", der alle ethnischen Gruppen, die Anhänger der verschiedenen Religionen sowie Frauen einbeziehe, sagte die Ministerin. 

13.01.2025 • 03:45 Uhr

Vance droht der Hamas

Der designierte US-Vizepräsident J.D. Vance droht der palästinensischen Terrororganisation Hamas mit schwerwiegenden Konsequenzen, falls es bis zur Amtsübernahme Donald Trumps nicht zu einem Abkommen mit Israel kommt.

Sollten die Geiseln der Hamas nicht bis Trumps Amtseinführung am 20. Januar auf freiem Fuß sein, nannte Vance bei Fox News mehrere Folgeschritte. "Das bedeutet, die Israelis in die Lage zu versetzen, die letzten Bataillone der Hamas und ihre Führungsriege auszuschalten", sagte Vance. "Es bedeutet sehr aggressive Sanktionen und finanzielle Strafen für all jene, die Terrororganisationen im Nahen Osten unterstützen."

13.01.2025 • 01:34 Uhr

Israel greift Ziele im Libanon an

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erneut militärische Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen. Man habe unter anderem einem Raketenwerfer, eine militärischen Einrichtung und Routen zum Waffenschmuggel über die syrisch-libanesische Grenze attackiert, teilte die Armee auf der Online-Plattform X mit. Die Auswahl der Ziele sei auf Basis von Geheimdienstinformationen erfolgt.

Vor dem Angriff sei das Gremium, das die Einhaltung der Waffenruhe überwachen soll, über die Gefahren informiert worden, hieß es weiter. Allerdings sei danach nicht auf die Bedrohungslage reagiert worden. Seit dem 27. November gibt es eine Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der Terrororganisation Hisbollah. Trotz vereinzelter Verstöße hat sie bislang im Großen und Ganzen gehalten.

Bei den Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe ist eine hochrangige israelische Delegation eingetroffen. Botschafter Seibert hat den Geisel-Angehörigen die Solidarität Deutschlands versichert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. Januar 2025 um 08:00 Uhr.