Kämpfer der HTS bereiten sich auf ein Manöver vor (Archivbild).
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Lage im Nahen Osten ++ Islamisten wollen Offensive lange geplant haben ++

Stand: 14.12.2024 10:52 Uhr

Der Umsturz des syrischen Regimes ist laut einem führenden HTS-Militärchef lange vorbereitet und geplant gewesen. In Jordanien kommen internationale Vertreter zu einem Krisengipfel zusammen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Die islamistischen Rebellen in Syrien haben sich auf ihre Offensive zum Sturz des Langzeitmachthabers Bashar al-Assad nach Angaben des Militär-Kommandanten der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) seit Langem akribisch vorbereitet. Vor einem Jahr habe man mit der konkreten Planung für den "Abschreckung der Aggression" genannten Einsatz begonnen, sagte Abu Hassan al-Hamwi, Chef des militärischen Flügels der HTS, dem britischen "Guardian". Die Vorbereitungen dafür liefen jedoch schon seit Jahren.

Man habe 2019 durch Angriffe der Assad-Truppen erhebliche Gebietsverluste erlitten, erklärte al-Hamwi. Alle Gruppierungen hätten damals erkannt, "dass das grundlegende Problem das Fehlen einer einheitlichen Führung und Kontrolle über den Kampf war", sagte der Kommandant. Daraufhin habe die HTS andere oppositionelle Gruppen im Nordwesten des Landes unter ihre politische Kontrolle gebracht und dann ihre Kämpfer mit einer von der HTS entwickelten Militärdoktrin langsam zu einer disziplinierten Kampftruppe geformt, sagte er.

Ende November sah die Rebellenallianz die Zeit reif für ihre Offensive, da Assads wichtigste Verbündete mit anderen Konflikten beschäftigt waren: Russland kämpfte in der Ukraine, während der Iran und die mit ihr verbündete libanesische Hisbollah-Miliz vom Kampf mit Israel geschwächt waren.

Die Patriarchen und Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem haben nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und Libanon auch ein Ende des Krieges in Gaza und den weiteren Kampfzonen der Region gefordert. In ihrer Weihnachtsbotschaft, die am späten gestrigen Abend in Jerusalem bekannt wurde, erneuerten sie ihren Appell zur Freilassung aller Gefangenen und Festgenommenen, zur Rückkehr der Obdachlosen und Vertriebenen und zur Behandlung der Kranken und Verwundeten. Gleichzeitig forderten sie zur Rückgabe ungerechtfertigt beschlagnahmten oder bedrohten Eigentums auf und zum Wiederaufbau aller öffentlichen und privaten zivilen Gebäude, die beschädigt oder zerstört wurden.

Bei einem Krisengipfel in Jordanien beraten Außenminister arabischer Staaten heute mit internationalen Vertretern über die Zukunft Syriens. Dabei sollten Wege ausgelotet werden, um das Land in der Umbruchphase nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Baschar al-Assad zu unterstützen. Die arabischen Vertreter treffen sich in der Stadt Akaba mit den Außenministern der Türkei und der USA, Hakan Fidan und Antony Blinken. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sowie der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, nehmen teil.

Israels Luftwaffe hat nach eigenen Angaben erneut eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Sie habe sich im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens in der Stadt Gaza in einem Gebäude befunden, das früher eine Schule gewesen sei, hieß es in der Nacht. Der Angriff habe Hamas-Terroristen gegolten, die dort Anschläge auf Israels Truppen in Gaza und auf israelisches Gebiet geplant hätten, hieß es. Die Angaben der israelischen Armee ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Das israelische Militär habe vor dem "präzisen Angriff" zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, teilte die Armee weiter mit. Angaben zu möglichen Opfern machte sie nicht. Das Militär sprach von einem weiteren Beispiel für den systematischen Missbrauch ziviler Infrastruktur durch die Hamas, die damit gegen internationales Recht verstoße.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat strengere Kontrollen an den europäischen Grenzen gefordert, um die Einreise von Unterstützern des gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad zu verhindern. "Wir Europäer müssen nun schnellstmöglich gemeinsam dafür sorgen, dass die Mittäter des Assad-Regimes aus der zweiten und dritten Reihe nicht unerkannt als Asylbewerber nach Europa und nach Deutschland kommen", sagte der Kanzlerkandidat der Union der Rheinischen Post.

Die EU müsse ihre Außengrenzen jetzt sehr strikt kontrollieren. An den deutschen Grenzen müsse zudem zurückgewiesen werden. "Es braucht ein strengeres Grenzregime, das wir nach der Wahl auch durchsetzen werden", sagte Merz. Auf die Frage, wie man mit den Syrern umgehe, die vor Jahren nach Deutschland kamen, sagte Merz: "Es wird viele geben, die in ihre Heimat gerne und freiwillig zurückgehen wollen. Viele werden auch hierbleiben, weil sie hier arbeiten und mittlerweile deutsche Staatsangehörige sind." Diejenigen, die sich hier nicht integrieren wollten, müssten zurückkehren, wenn der Schutzstatus entfalle. 

Die Türkei hat Russland und den Iran nach eigener Darstellung davon abgehalten, die syrischen Regierungstruppen bei der Abwehr der letztlich erfolgreichen Großoffensive islamistischer Kämpfer zu unterstützen. "Das Wichtigste war, mit den Russen und Iranern zu sprechen", damit sie sich nicht militärisch einmischten, sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan am Freitag dem türkischen Sender NTV. "Wir haben uns mit ihnen getroffen, und sie haben verstanden."

Russland und der Iran waren im syrischen Bürgerkrieg zentrale Verbündete des am vergangenen Wochenende gestürzten Machthabers Baschar al-Assad. Wären die beiden Länder Assad zu Hilfe gekommen, hätte die Offensive der Islamisten womöglich viel länger gedauert und wären mehr Menschenleben verloren worden, sagte Fidan. Moskau und Teheran hätten aber eingesehen, dass es "keinen Sinn mehr" ergeben habe, Assad zu unterstützen. Allerdings hatte die russische Armee wenige Tage nach Beginn der Offensive der Islamisten Luftangriffe in der Stadt Aleppo geflogen, nachdem die Aufständischen dort eingerückt waren.

Israelische Kampfflugzeuge sollen am Freitag erneut Angriffe auf Orte in mehreren Städten in Syrien geflogen haben. Das berichtete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Nachrichtenagentur AP berichtete von Explosionen in der Hauptstadt Damaskus. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor. Die Angriffe trafen den Gipfel des Bergs Kassiun in Damaskus, den Flughafen Chalchala in ländlichem Gebiet von Sweida und die Verteidigungs- und Forschungslabore in Masjaf im Westen von Hama, wie die Beobachtungsstelle berichtete.

Zuvor am Freitag habe das israelische Militär sechs Militärstätten in ländlichem Gebiet in Damaskus und Sweida bombardiert. Seit dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad durch Aufständische hat Israel Hunderte Luftangriffe in Syrien geflogen, um potenzielle Bedrohungen auszuschalten.

Die Türkei hat angekündigt, ihre Botschaft in Damaskus wieder zu öffnen. Im Zuge des Bürgerkriegs wurden in Syrien etwa 35.000 Vermisste gemeldet, das Rote Kreuz geht von einer viel höheren Zahl aus. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen: