Automatisierte Menüauswahl in einer Kantine

Firmen setzen auf Kantinenessen Der Belegschaft das Büro schmackhaft machen

Stand: 03.08.2024 08:51 Uhr

Immer mehr Unternehmen wollen ihren Mitarbeitenden die Büroarbeit vor Ort wieder schmackhafter machen. Dabei setzen viele auf ein besonders gutes kulinarisches Angebot.

Wenn Philipp Best morgens aufsteht, dann ist für ihn klar: "Ich gehe heute ins Büro. Da muss ich nicht einkaufen und kochen, um Mittag zu essen." Philipp ist Anfang 20 und arbeitet in der Strategieabteilung bei Proctor & Gamble.

Eigentlich müsste er nur dreimal die Woche ins Büro - die Vorgabe des Unternehmens. "Doch manchmal komme ich sogar fünf Tage", erzählt er. Die gute Kantine lockt.

Das Essen soll locken

Beim Konsumgüterkonzern Proctor & Gamble arbeiten am hessischen Standort Schwalbach im Taunus etwa 1.900 Beschäftigte. "Auch wir haben montags und freitags schwache Bürotage", räumt Gabriele Hässig ein. Sie ist Geschäftsführerin im Bereich Kommunikation und Nachhaltigkeit. Doch wenn sie sich die Anwesenheitsrate insgesamt über die Woche verteilt anschaut, dann stellt sie erfreut einen Wert von knapp 80 Prozent fest - wie vor der Corona-Pandemie.

Dafür sorgt zu einem großen Teil die Kantine, erzählt sie. "Die ist unser Magnet." Im Zuge des hybriden Arbeitens ist der Austausch vor Ort ganz wichtig. Aus Unternehmenssicht: je öfter, desto besser.

Eateria mit Dining Manager

Was gekocht werden soll, fragen sie jährlich bei einer Mitarbeiterumfrage ab. Die Kantine nennt sich Eateria, und der Küchenchef heißt Dining Manager. "Hier kommen keine Convenience auf den Teller", erzählt Alain Bylon stolz, eben jener Dining Manager. Es gibt Shrimps an Avocado, Ossobuco und später werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim vegetarischen Pakora aus Indien Schlange stehen. Aber klar, räumt er ein: "Ohne die Klassiker Schnitzel und Currywurst geht es nicht, die locken immer wieder."Das Unternehmen hat erreicht, was es wollte: mehr Beschäftigte öfter am Arbeitsplatz.

Auch andere Unternehmen setzen auf die "Essensstrategie". Außer Top-Kantine gibt es mancherorts sogar Bars im Betrieb und gemeinsame Kochtreffen der Abteilungen. Allerdings: Offen darüber reden wollen viele nicht. Auf die Anfrage von tagesschau.de, ob das eine Konzernstrategie sei, heißt es von Banken, Werbeunternehmen oder Versicherungskonzernen: das sei "zu sehr reduziert", "zu einfach", oder "passt nicht in unser Image".

Bürostuhl statt Küchentisch

Derzeit arbeiten in Deutschland etwa 23,5 Prozent der Beschäftigten hybrid. Das sind laut Statistischem Bundesamt fast genauso viele, wie noch vor einem Jahr. Denn der Weg zurück ins Büro ist nur die eine Seite.

Gunvald Herdin, Arbeitsmarktexperte bei der Bertelsmann Stiftung, beobachtet auch andere Trends: Sein Team wertet um die 55 Millionen Online-Stellenanzeigen zwischen 2019 und Mai 2024 aus: "Wir haben gesehen, dass sich die Homeoffice-Angebote etwa verfünffacht haben in den letzten fünf Jahren." Das sei ein unglaubliches Angebot, ordnet er diesen Trend ein. "Ein Angebot auch, um Fachkräfte zu gewinnen."

Und Ökonom Jean-Victor Alipour vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung sieht in den Homeoffice-Angeboten durchaus auch die Chance für Arbeitgebende, leistungsfähigere Bewerberinnen und Bewerber anzuziehen.

Mehr Homeoffice in den Städten

Auffällig ist, dass es in den Ballungsräumen mehr Möglichkeiten für Heimarbeit gibt, als in ländlichen Gebieten. Deutsche Homeoffice-Hauptstadt ist demnach Düsseldorf mit 34,1 Prozent, gefolgt von Frankfurt am Main und Stuttgart.

"Nicht das Ob, sondern die Frage, wie Homeoffice erfolgreich integriert werden kann, ist heute wesentlich", betont Ökonom Alipour: "Kein Homeoffice ist eben auch keine Lösung", fasst er die Diskussion zusammen. Und wenn es über die Freiwilligkeit einer guten Kantine geht, dann ist es eine Win-win-Situation für Alle.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete HR mex am 24. Juli 2024 um 21:48 Uhr.