Gewerkschaftsmitglieder demonstrieren mit IG Metall-Fahnen und Transparenten im Alten Elbtunnel im Hafen.
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Neue Verhandlungen Metall-Tarifrunde in der Zielgeraden?

Stand: 11.11.2024 16:00 Uhr

Die vierte Runde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie beginnt - und eine Einigung über die Löhne von Millionen Beschäftigten scheint greifbar. Beide Seiten zeigen sich vorsichtig optimistisch.

Warum sind die Verhandlungen so wichtig?

Abschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie haben stets eine bedeutende Signalwirkung für das Lohngefüge in Deutschland. Mit 4,6 Millionen Beschäftigten ist sie die mit Abstand größte Industriebranche. Die nun seit zwei Monaten laufenden Gespräche für einen neuen Flächentarifvertrag betreffen rund 3,9 Millionen Beschäftigte.

An den Flächentarifverträgen orientieren sich auch Unternehmen mit hauseigenen Tarifverträgen, insbesondere Volkswagen. Der niedersächsische Autobauer und die IG Metall kommen am 21. November zu ihrer dritten Verhandlungsrunde zusammen.

Wer spricht mit wem?

Die IG Metall hat die Tarifbezirke Küste sowie Bayern beauftragt, gemeinsam mit den jeweiligen Arbeitgeberverbänden einen Pilotabschluss anzustreben. Daher werden die Vertreter aus Bayern an den Verhandlungen in Hamburg teilnehmen.

Auf Arbeitgeberseite sitzen die Verbände Nordmetall und der Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie am Verhandlungstisch. Ein Pilotabschluss ist eine Vereinbarung, die in anderen Regionen übernommen wird.

Verhandlungsführer bei der IG Metall sind die Chefs der Bezirke Küste und Bayern, Daniel Friedrich und Horst Ott. Für die Arbeitgeberseite treten als Verhandlungsführerinnen die Geschäftsführerin der Werften-Gruppe Lürssen, Lena Ströbele, sowie die Vorstandsvorsitzende der Warema Renkhoff SE, Angelique Renkhoff-Mücke, an.

Worüber wird am meisten gestritten?

Vor dem Einigungsversuch liegen die Tarifparteien vor allem in der Frage der Entgelterhöhung noch weit auseinander. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Auszubildende sollen 170 Euro mehr im Monat erhalten. Außerdem soll es mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit geben.

Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an - bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten. Die Vergütung für Auszubildende soll zudem einmalig "überproportional" angehoben werden. Bei der Diskussion flexiblerer Arbeitszeiten hat es zuletzt eine Annäherung gegeben.

Wie nah sind die Tarifparteien an einem Abschluss?

Trotz der noch weit auseinanderliegenden Positionen bei den Entgelten haben beide Seiten signalisiert, dass sie eine baldige Einigung für möglich halten. Obwohl nach Gewerkschaftsangaben bisher über 500.000 Beschäftigte in 2.000 Betrieben in den Warnstreik getreten sind und auch die heutige Verhandlungsrunde von Demonstrationen und Warnstreiks wie bei Audi in Ingolstadt und bei Blohm + Voss in Hamburg begleitet wird, verweisen auch Gewerkschaftsvertreter auf das aktuell schwierige Umfeld.

Dabei spielen die seit Monaten schwachen Wirtschaftsdaten gerade aus den Industriebranchen eine gewichtige Rolle. Dazu kommt die in den vergangenen Tagen gestiegene Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen. Jedenfalls wollen sich die Verhandler viel Zeit für die neue Gesprächsrunde nehmen.

Bei einer Einigung wollen die Verhandlungsführer sowie die Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, sowie Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf auf einer gemeinsamen Pressekonferenz darüber informieren.

Könnte es auch weitere Streiks geben?

Sollte auch die vierte Tarifrunde scheitern, sieht sich die Gewerkschaft auf eine weitere Eskalation vorbereitet. "Entweder wir kriegen ein Ergebnis, mit dem wir gut durch die Tür kommen, wo Ihr sagt, jo, das passt. Oder wir müssen eine Stufe drauflegen und müssen in die 24-Stunden-Warnstreiks", sagte die Gewerkschafterin Benner auf einer Kundgebung in Hamburg.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. November 2024 um 15:57 Uhr.