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Statistisches Bundesamt Jeder zweite Beschäftigte arbeitet mit Tarifvertrag

Stand: 21.03.2025 12:44 Uhr

Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland ist in einem Betrieb mit Tarifbindung beschäftigt, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Am höchsten ist die Tarifbindung in Bremen, Schlusslicht ist Sachsen.

Knapp die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland waren im vergangenen Jahr in einem tarifgebundenen Betrieb beschäftigt. Die Tarifbindung blieb somit im Vergleich zu den Vorjahren konstant, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dabei gibt es große Unterschiede, je nach Branche und Region.

Unterschiede nach Branchen

Am höchsten ist die Tarifbindung in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung mit 100 Prozent. Es folgen Energieversorgung (84 Prozent), Erziehung und Unterricht (80 Prozent) sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (72 Prozent).

Die geringste Tarifbindung weisen die Branchen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (11 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (20 Prozent), Grundstücks- und Wohnungswesen (22 Prozent) sowie das Gastgewerbe und die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (jeweils 23 Prozent) auf.

Nach Regionen betrachtet liegt Bremen vorne

Die Tarifbindung ist in Bremen mit 56 Prozent am höchsten, gefolgt vom Saarland (54 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (51 Prozent).

Die niedrigsten Werte weisen Sachsen (42 Prozent), Berlin (44 Prozent), Thüringen (45 Prozent) und Schleswig-Holstein (46 Prozent) aus.

Früher war die Quote höher

Bis Mitte der 1990er-Jahre wurden nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung etwa 85 Prozent aller Beschäftigten nach einem Tarifvertrag bezahlt, den Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ausgehandelt hatten.

Dass in vielen Dienstleistungsbranchen wie Handel oder Gastgewerbe nur noch eine Minderheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von einem Tarifvertrag profitiert, sieht WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten mit Sorge: "Ohne Tarifverträge verdienen die Beschäftigten deutlich weniger, arbeiten erheblich länger und haben insgesamt schlechtere Arbeitsbedingungen."

Eine im April 2024 veröffentlichte WSI-Studie kam zu dem Schluss, dass Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Betrieben im Mittel wöchentlich 53 Minuten länger arbeiten und trotzdem gut zehn Prozent weniger verdienen als Beschäftigte in Betrieben mit Tarifbindung. Von einer künftigen Bundesregierung fordert Schulten gesetzliche Regelungen für mehr Tarifbindung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. März 2025 um 14:18 Uhr.