Blick über den Garten des Goethehaus in Frankfurt auf den Commerzbank Tower.

Anteil jetzt bei 21 Prozent UniCredit lässt bei Commerzbank nicht locker

Stand: 23.09.2024 13:31 Uhr

Die italienische UniCredit ist überraschend zum größten Aktionär der Commerzbank geworden. Dieser Schritt dürfte sowohl von der Commerzbank als auch vom Bund als feindlich wahrgenommen werden.

Was sich derzeit rund um die Commerzbank abspielt, wird gut durch das dramatische Geschehen an der Börse illustriert. Wie aus heiterem Himmel teilte die italienische UniCredit gegen Mittag mit, dass sie ihren Anteil an dem deutschen Institut auf rund 21 Prozent ausgebaut hat. Zuvor war nur ein Anteil von 9,2 Prozent bekannt gewesen.

Das Commerzbank-Papier schnellte daraufhin um bis zu 0,6 Prozent ins Plus. Dabei war die Aktie zuvor um bis zu 6,2 Prozent abgestürzt, nachdem der Bund am Wochenende erklärt hatte, vorerst keine weiteren Aktien der Commerzbank abzugeben.

Im Hintergrund weitere Anteile gesichert

Mit einem Schlag hat das zweitgrößte italienische Geldhaus damit den Bund, der derzeit noch zwölf Prozent an der Commerzbank hält, als größten Anteilseigner abgelöst. Und dies, nachdem UniCredit-Chef Andrea Orcel betont hatte, keine feindliche Übernahme der Commerzbank anzustreben. Gleichzeitig haben die Italiener aber weiter an der Aufstockung ihres Anteils gearbeitet. Über "Finanzinstrumente", damit dürften Kaufoptionen gemeint sein, haben sie sich den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Anteile gesichert.

Ein solches "Anschleichen" hatte schon zuvor sowohl die Commerzbank als auch den Bund überrascht, weil sich die Italiener damit neben den 4,49 Prozent vom Bund weitere Anteile gesichert hatten, ohne zunächst die erste Meldeschwelle ab drei Prozent Anteil zu erreichen.

Feindlicher Schritt

Jetzt teilte die UniCredit mit, bei den Aufsehern beantragt zu haben, die Beteiligung an der Commerzbank auf bis zu 29,9 Prozent aufzustocken. Ein positiver Bescheid von den Behörden dürfte derzeit aber äußerst unwahrscheinlich sein.

Mit seiner Entscheidung hatte sich der Bund unmissverständlich hinter die deutsche Großbank gestellt, die in ihrer Ablehnung der Avancen aus Italien immer deutlicher geworden war. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme zu der Mitteilung zunächst ab, dürfte die neue Entwicklung nach ihren bisherigen Äußerungen als feindlichen Schritt wahrnehmen.

Wie die Financial Times (FT) unter Berufung auf Führungskräfte der Bank berichtet, hatte das deutsche Geldhaus zuletzt geltend gemacht, dass eine mögliche Fusion mit der UniCredit eine "Bedrohung für Unternehmen in Europa" darstellen könnte.

Denn nach einer Fusion könnten Entscheidungen über Kredite und das Risikomanagement ins Ausland verlagert werden, und damit die Dienstleistungen für inländische Kunden untergraben, so die FT. Die UniCredit habe diese Darstellung zu entkräften versucht, indem sie auf ihre deutsche Tochter HypoVereinsbank verwies, bei der "alle Tagesentscheidungen" weiter in Deutschland und nicht in Mailand getroffen würden.

An den Falschen verkauft?

Der lukrative Verkauf des Commerzbank-Pakets vor zwei Wochen - die UniCredit hatte mit 13,20 Euro pro Aktie das mit Abstand höchste Gebot abgegeben - erweist sich damit für den Bund als äußerst problematisch. Denn nicht nur hat er sich eine unerwünschte Übernahmediskussion ins Land geholt.

Auch seine erklärte Absicht, sich sukzessive von den Commerzbank-Anteilen zu trennen, wird damit konterkariert. Denn wenn er nun die Eigenständigkeit der Großbank betont, müsste er jedes weitere Paket an einen anderen als die UniCredit verkaufen - sowie ein späteres Weiterreichen an die Italiener durch einen anderen Käufer ausgeschlossen werden.

Nun wird der Anteil des Bundes sogar noch weiter steigen anstatt abzunehmen. Denn der Staat hat auch erklärt, an den geplanten Aktienrückkäufen der Commerzbank nicht teilzunehmen. Mit dem für das zweite Halbjahr geplanten Rückkaufsvolumen von 600 Millionen Euro verringert die Bank die Zahl ihrer Aktien, womit sich automatisch der Anteil der bestehenden Aktionäre erhöht.

Vor dem Hintergrund der neuen Entwicklungen könnte die Commerzbank ihren Rückkaufsplan allerdings noch einmal überdenken - denn auch der Anteil der UniCredit würde damit weiter steigen.

Ursula Mayer, HR, tagesschau, 23.09.2024 14:06 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. September 2024 um 14:00 Uhr.