Nach wechselhaftem Wochenstart Anleger bleiben zurückhaltend
Der DAX ist mit leichten Abschlägen in die Wochenmitte gestartet. Neben Unternehmensbilanzen dürften heute auch die US-Inflationsdaten vom Oktober für Bewegung sorgen.
Nach dem Hin und Her zum Wochenstart ist der DAX heute kaum verändert ins Rennen gegangen. In den ersten Handelsminuten gab der deutsche Leitindex um 0,1 Prozent nach auf 19.017 Punkte.
Schwache Unternehmenszahlen waren am Vortag mit dafür verantwortlich, dass es im DAX zügig abwärts gegangen war. Der deutsche Leitindex schloss gestern bei 19.033 Zählern, ein empfindlicher Tagesverlust von 2,1 Prozent. Damit schloss er in der Nähe seines Tagestiefs bei 19.019 Punkten, das Tageshoch hatte noch bei 19.339 Zählern gelegen. Heute stehen zunächst Quartalszahlen im Mittelpunkt des Geschehens, bevor am Nachmittag US-Inflationsdaten über den weiteren Verlauf bestimmen könnten.
Zurückhaltung vor US-Inflationsdaten
Die asiatischen Aktienmärkte haben heute weiter nachgegeben. An den Märkten belasteten einmal mehr die Sorgen vor der Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung. "Die Unsicherheit über die von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Zölle sowie die Besetzung wichtiger Regierungsämter schüren die Sorgen vor einer wieder steigenden Inflation in den USA", hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Seitens der Marktteilnehmer wird befürchtet, dass die Fed das Tempo der Zinssenkungen verlangsamen könnte."
Wegen der gestiegenen US-Anleihenrenditen sorgen auch die anstehenden US-Inflationszahlen für Zurückhaltung. "Die US-Inflation dürfte angesichts positiver Basiseffekte wieder moderat nach oben gedreht haben", erwartet die LBBW. "Im Jahresdurchschnitt 2025 dürfte als Konsequenz der Wirtschaftspolitik von Donald Trump die Verringerung des Preisdrucks, welche wir bisher für die USA im Vergleich zum Jahr 2024 erwartet haben, komplett ausbleiben."
Asien-Börsen uneinheitlich
In Japan ging es deutlich nach unten. Die Produzentenpreise waren im Oktober stärker als erwartet gestiegen. Zudem war der Vormonatswert nach oben revidiert worden. Vor dem Hintergrund der Lohnentwicklung in Japan steige die Wahrscheinlichkeit für höhere Zinsen, hieß es von der Deutschen Bank. Der Leitindex Nikkei 225 sank um 1,7 Prozent auf 38.721 Punkte.
In China war die Entwicklung unterdessen uneinheitlich. Der Hang Seng der Sonderverwaltungsregion Hongkong verlor im späten Handel 0,4 Prozent auf 19.762 Punkte, während sich die chinesischen Festlandbörsen der Schwäche entzogen. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten stieg um 0,6 Prozent auf 4.110 Punkte.
Gewinnserie vorerst gestoppt
Die Märkte warten nun gespannt auf die anstehenden Inflationsdaten aus den USA, die weitere Hinweise auf den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed geben könnten. "Diese werden mit Spannung erwartet, denn die US-Notenbank hat die Entwicklung der Leitzinsen in den kommenden Monaten mit den Perspektiven für Inflation und Beschäftigung verknüpft", erklärten die Experten der Landesbank Helaba. Eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember, nachdem die Fed im September die Zinsen seit Jahren erstmals wieder gesenkt hatte, werde aktuell nur zu rund 63 Prozent eingepreist. Entsprechend genau würden die eingehenden Daten abgeklopft.
Die Wall Street musste gestern ihre jüngste Gewinnserie unterbrechen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging mit einem Minus von 0,9 Prozent bei 43.910 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,3 Prozent auf 5.983 Punkte und der technologielastige Nasdaq stagnierte bei 19.281 Stellen. Die Hoffnung, dass Donald Trump nach seiner Wahl zum US-Präsidenten mit Steuersenkungen und Deregulierung für neues Wachstum in den USA sorgen wird, hatte die US-Börsen zuletzt auf neue Höchststände getrieben.
Ölnachfrage dürfte weiter sinken
Am Rohstoffmarkt verteuerte sich das Rohöl der Nordseesorte Brent um 0,4 Prozent auf 72,15 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notierte 0,4 Prozent fester bei 68,37 Dollar. Die OPEC hatte gestern ihre Prognose für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr unter Verweis auf die Schwäche Chinas und einiger anderer Regionen nach unten korrigiert.
Porsche SE mit Gewinneinbruch
Die Volkswagen-Eigentümerholding Porsche SE muss mit ihren Kernbeteiligungen in der schwachen Autobranche in den ersten neun Monaten einen Gewinneinbruch hinnehmen. Nach Steuern verdienten die Stuttgarter 2,5 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte die Beteiligungsgesellschaft der VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piech noch 3,8 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Die Jahresprognosen zu Gewinn und Nettoverschuldung bestätigte das Management der Porsche SE und versucht ihre Beteiligungen weiter zu streuen. "Trotz schwieriger Rahmenbedingungen behalten wir unsere langfristigen Diversifikationsziele im Fokus", sagte Finanzchef Johannes Lattwein laut Mitteilung.
Allianz steuert operativ auf Rekordergebnis zu
Der Versicherungsriese aus München prognostiziert für dieses Jahr ein operatives Ergebnis zwischen 14,8 und 15,8 (Vorjahr: 14,7) Milliarden Euro und damit in der oberen Hälfte der Zielspanne, teilte die Allianz am Morgen mit. Im dritten Quartal übertraf sie mit einem operativen Ergebnis von 3,94 Milliarden Euro nicht nur das Vorjahresniveau um knapp 14 Prozent, sondern auch die Erwartungen der Analysten. Umsatztreiber war diesmal die Lebens- und Krankenversicherung, die das gesamte Geschäftsvolumen um 17 Prozent auf 42,8 Milliarden Euro hievte.
RWE will Aktien im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen
Deutschlands größter Stromerzeuger RWE will wenige Wochen vor Weihnachten für gute Stimmung bei den Anlegern sorgen. Der Konzern kündigte am späten Abend an, eigene Aktien im Volumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen. Noch im laufenden Jahr will RWE mit dem Aktienrückkauf beginnen und ihn binnen 18 Monaten abschließen. Es sei beabsichtigt, die zurückgekauften Aktien einzuziehen.
Zudem zog RWE die Veröffentlichung der Neun-Monats-Zahlen vor und zeigten sich bei der Prognose für 2024 etwas optimistischer als zuvor. So erwarte der Konzern beim bereinigten Ebitda einen Wert im mittleren statt im unteren Bereich der Spanne von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie erhalten.
VW besiegelt Partnerschaft mit Rivian
Volkswagen hat die Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Tesla-Herausforderer Rivian besiegelt. Bereits 2027 sollen die ersten Fahrzeuge auf Basis der neuen Elektro-Architektur anrollen, wie Konzernchef Oliver Blume zum Start des Gemeinschaftsunternehmens im kalifornischen Palo Alto ankündigte. Die Investition in das Projekt lässt sich VW 5,8 Milliarden Euro kosten, 800 Millionen mehr als bisher geplant. Die Kooperation hatten die beiden Unternehmen bereits Ende Juni angekündigt.
Online-Autohändler Auto1 hebt Ergebnisprognose an
Der Online-Autohändler Auto1 kommt beim Bemühen um bessere Ergebnisse weiter voran und hebt seine Ergebnisprognose erneut an. Um Sondereffekte bereinigt sowie vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll 2024 nun ein Ergebnis von 72 bis 84 Millionen Euro erzielt werden statt 45 bis 65 Millionen Euro. Im dritten Quartal verdiente Auto1 dank starker Zuwächse bei Absatz und Umsatz hier 34,3 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es nur 500.000 Euro gewesen.
TAG Immobilien will in Polen expandieren
Der Immobilienkonzern TAG Immobilien erwartet im kommenden Jahr dank einer Ausweitung des Geschäfts in Polen steigende Gewinne. Für 2025 stellte der Konzern heute ein FFO II - eine im Immobiliensektor wichtige Gewinngröße, die Vermietungs- und Verkaufserlöse umfasst - von 233 bis 243 Millionen Euro in Aussicht, das wäre ein Plus von acht Prozent gegenüber der für das laufende Jahr erwarteten Spanne. Die 670 Millionen Euro auf der hohen Kante will TAG vor allem in Wohnimmobilien in Polen stecken. Bis Ende 2028 soll der Bestand dort auf rund 10.000 Wohnungen von derzeit gut 3.000 Wohnungen steigen.
Ford schickt Kölner Beschäftigte in Kurzarbeit
Der Autobauer Ford führt angesichts der schwachen Nachfrage nach Elektro-Autos Kurzarbeit in Köln ein. "Die deutlich niedriger als erwartete Nachfrage nach Elektrofahrzeugen speziell in Deutschland erfordert eine temporäre Anpassung der Produktionsvolumina im Kölner Electric Vehicle Center", teilte eine Ford-Sprecherin mit. Dem Autobauer zufolge wurde für insgesamt drei Wochen Kurzarbeit beantragt.
Zahlungsdienstleister Klarna strebt US-Börsengang an
Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna wagt den Sprung an die Wall Street. Das Unternehmen habe vertrauliche Unterlagen bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht, teilte Klarna gestern mit. Details zum Volumen und zur Preisspanne der geplanten Aktienausgabe wurden nicht bekannt. Das Unternehmen gab an, im ersten Halbjahr 2023 einen bereinigten Gewinn von 673 Millionen Schwedischen Kronen ( rund 58,08 Millionen Euro) erzielt zu haben. Der Umsatz stieg den Angaben zufolge im gleichen Zeitraum um 27 Prozent auf 13,3 Milliarden Kronen.
Spotify überrascht mit Kundenwachstum
Der Musikstreaming-Konzern Spotify hat mit seinem Kundenwachstum um zwölf Prozent im dritten Quartal bei Anlegern für Begeisterungsstürme gesorgt. Auch die Zahl monatlich aktiver User stieg um elf Prozent auf 640 Millionen. Der Aktienkurs legte im nachbörslichen New Yorker Handel um mehr als neun Prozent zu. Der Umsatz kletterte um fast ein Fünftel auf knapp vier Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis lag bei 454 Millionen Dollar.
US-Billigfluggesellschaft Spirit Airlines vor Insolvenz
Die angeschlagene US-Fluglinie Spirit Airlines steht offenbar kurz vor der Insolvenz. Der Billigflieger bereite einen Insolvenzantrag in den kommenden Wochen vor, berichtete die Zeitung "Wall Street Journal" gestern unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zuvor waren Fusionsgespräche mit dem Konkurrenten Frontier Airlines gescheitert. Das Unternehmen kämpft seit geraumer Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten und schrieb in fünf der vergangenen sechs Quartale Verluste. Zuletzt hatte Spirit angekündigt, rund 330 Piloten zu entlassen und 23 ältere Flugzeuge zu verkaufen, um die Liquidität zu verbessern. Die Aktie des Unternehmens brach nachbörslich um 39 Prozent ein.