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Gewinnmitnahmen am Hexensabbat DAX schließt zum Wochenschluss im Minus

Stand: 21.03.2025 18:14 Uhr

Zum großen Verfall an den Terminbörsen haben DAX-Anleger weiter Gewinne mitgenommen. Der deutsche Leitindex geht nach seinem Rekordhoch am Dienstag zum Ende der Handelswoche tiefer aus dem Handel.

Der DAX beendet den letzten Handelstag der Woche mit einem Minus von 0,47 Prozent und 22.982 Punkten. Auf Wochensicht büßte der Leitindex damit knapp ein halbes Prozent ein.

Nach schwankungsreichen Tagen könnte der DAX seine jüngste Korrektur in der neuen Woche fortsetzen. "Angesichts der politisch volatilen Lage werden die hohen Kurse jetzt zunehmend kritisch hinterfragt", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. Entsprechend gebe es wenig langfristig orientierte Anleger, die neu in den Markt kommen. Zu den Highlights der Woche dürften Konjunkturdaten wie das ifo-Geschäftsklima zählen.

Trendwende im DAX?

Erst am Dienstag hat der Leitindex bei 23.476,01 Punkten ein Rekordhoch erreicht. Doch die Bestmarke lag nur wenige Punkte hinter dem Komma über dem Allzeithoch von Anfang März, das der DAX bei knapp 23.475,88 Punkten aufgestellt hatte. Im DAX-Chart steht somit ein Doppelhoch - und das gilt in der Charttechnik als valider Vorbote einer Trendumkehr.

"Doch um eine obere Umkehr zu vervollständigen, müsste der DAX die Haltezone aus den jüngsten Korrekturtiefs bei 22.300/22.200 Punkten und der verbliebenen Kurslücke von Mitte Februar (22.226 zu 22.194 Punkten) unterschreiten", gibt HSBC-Experte Jörg Scherer zu bedenken.

Zu einer Trendwende im DAX passt allerdings auch der Umstand, dass heute Großer Verfallstag ist. Der sogenannte Hexensabbat findet viermal im Jahr statt, und zwar immer am dritten Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember. Vom "großen Verfall" sprechen Börsianer, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Dadurch kann es zu deutlichen Kursschwankungen kommen. In der Vergangenheit war er schon oftmals die Basis für eine Trendumkehr an den Börsen gewesen.

Die Zustimmung des Bundesrats zum Finanzpaket von Union und SPD hat die Märkte zum Wochenschluss derweil kaum bewegt. Die Aussicht auf eine starke Neuverschuldung hatte Anfang des Monats die Renditen für Staatsanleihen stark steigen lassen, zuletzt waren diese aber wieder gefallen. Zum Wochenschluss gibt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf 2,75 Prozent nach.

"Das Thema scheint marktseitig abgearbeitet zu sein und die Niveauanpassung der Renditen ist zum Erliegen gekommen", kommentierten Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Die Verbraucherstimmung in der Eurozone hat sich im März unerwartet eingetrübt. Der Indikator für das Konsumklima fiel im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Punkte auf minus 14,5 Punkte, wie die EU-Kommission heute in Brüssel mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg auf minus 13,0 Punkte gerechnet. Der Wert bleibt damit unter seinem langfristigen Durchschnitt.

Die Finanzmärkte in der Türkei kommen nach der Inhaftierung des Bürgermeisters von Istanbul nicht zur Ruhe. Kurz vor dem Wochenende kam es erneut zu einem Ausverkauf von türkischen Aktien und Staatsanleihen. Die Verluste sind heute zum Teil stärker ausgefallen als am Mittwoch, als die Verhaftung des Konkurrenten von Recep Tayyip Erdogan die türkischen Finanzmärkte unter enormen Druck gesetzt hatte. Der türkische Leitindex weitete seinen Kursrutsch bis zum Abend aus und erreichte das tiefste Niveau seit November vergangenen Jahres.

Der amerikanische Aktienmarkt gibt auch am Ende der Börsenwoche weiter nach. Der Leitindex Dow Jones verlor bis zum Abend 0,24 Prozent auf 41.861 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,30 Prozent auf 5.646 Punkte nach unten. Der von Technologiewerten dominierte Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,22 Prozent auf 19.634 Punkte.

Anleger blicken auf die bevorstehende Einführung neuer gegenseitiger und sektoraler Zölle, die Anfang April in Kraft treten sollen. Experten zufolge fürchten sie eine Spirale wechselseitiger Strafzölle, die die Weltwirtschaft belasten könnte. "Die auf diese Weise veränderten Zukunftsaussichten führen zu einer verstärkten Volatilität", sagte George Boubouras, Chefanalyst beim Vermögensverwalter K2.

Im Devisenhandel zeigt der Dollar weiter Stärke. Parallel dazu gibt der Euro um 0,37 Prozent auf 1,0812 Dollar nach. Seit dem Hoch am Dienstag bei 1,0954 Dollar hat die Gemeinschaftswährung bereits über einen Cent nachgegeben.

Die skeptischen Töne von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu den Konjunkturaussichten im Euroraum machen der Gemeinschaftswährung weiter zu schaffen. Lagarde hatte zuletzt vor den möglichen Folgen eines Handelskriegs mit den USA gewarnt.

Die Feinunze Gold kostet am Abend 3.012 Dollar und damit 1,14 Prozent weniger als am Vortag. Das gelbe Edelmetall entfernt sich damit etwas von seinem Allzeithoch, das es erst gestern bei 3.057,51 Dollar markiert hatte.

Die Ölpreise haben nach frühen Gewinnen ins Minus gedreht. Am Rohstoffmarkt verbilligt sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee aktuell um 0,31 Prozent auf 72,04 Dollar je Barrel (159 Liter). Auf Wochensicht liegt das "schwarze Gold" aber weiterhin im Plus.

Das US-Finanzministerium hatte gestern neue Sanktionen im Zusammenhang mit dem Iran angekündigt. Erstmals richten sie sich auch gegen eine unabhängige chinesische Raffinerie sowie gegen andere Unternehmen und Schiffe, die iranisches Rohöl nach China liefern.

Zum Wochenschluss nehmen die Anleger am deutschen Aktienmarkt vor allem bei den zuletzt gehypten Rüstungswerten Gewinne mit. Im DAX rangiert Rheinmetall mit einem Minus von über drei Prozent unter den größten Verlierern. Auch Hensoldt im MDAX und Renk im SDAX verzeichnen deutliche Verluste.

Jenseits der großen Indizes gibt auch die Aktie des österreichischen Rüstungszulieferers Steyr Motors AG erneut nach. Das marktenge Papier hatte binnen weniger Tage ein Kursplus von mehr als 1.000 Prozent verzeichnet, dann aber zur Wochenmitte den Schalter umgelegt. Der Löwenanteil der Gewinne wurde dort mittlerweile wieder revidiert. Die Aktie notiert derzeit bei 70 Euro und damit über 80 Prozent unter ihrem Rekordhoch von 384 Euro vom Dienstag.

Dagegen geht die Rüstungsfantasie bei Deutz mit deutlichen Kursgewinnen weiter. Die im SDAX notierte Aktie legte über 19 Prozent zu. Dazu trägt auch die Privatbank Hauck & Aufhäuser bei mit einem hohen Kursziel von 11,00 Euro für Deutz-Aktien. Analyst Jorge Gonzalez Sadornil untermauerte damit seine Kaufempfehlung wegen einer anziehenden Auftragsdynamik.

Deutsche Post unter Druck nach gesenktem FedEx-Ausblick

Die Aktie der Deutschen Post steht nach einem gesenkten Geschäftsausblick des US-Konkurrenten FedEx unter Druck. FedEx senkte seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr erneut aufgrund der eigenen Schwäche in den Vereinigten Staaten. Einem Händler zufolge lässt dies auch negative Rückschlüsse für den deutschen Konkurrenten zu in dessen Express-Segment.

Trotz eines Rekordgewinns fielen die Aktien des Schmierstoffherstellers Fuchs im MDAX zeitweise um mehr als zehn Prozent. Für Verdruss sorgt laut Börsianern vor allem der Ausblick für 2025. Der Umsatz soll auf einen Wert um 3,7 Milliarden Euro steigen, das Ebit auf 460 Millionen Euro zulegen. Das werde vom Markt wohl als eher enttäuschend angesehen, heißt es in einem Kommentar von Baader Helvea.

Die Prognosesenkung für das laufende Jahr bringt Douglas ins Taumeln. Die Aktien der Parfümeriekette fielen um mehr als 22 Prozent, und zeitweise auf ein Rekordtief von elf Euro. Sie sind damit der mit Abstand schwächste SDAX-Wert. Die Konsumstimmung der Verbraucher sei wegen der politischen Turbulenzen eingetrübt, sie besuchten Filialen und Online-Shops des Konzerns weniger, beklagte Douglas.

Der Stahlhersteller Salzgitter will trotz eines Verlustes im vergangenen Geschäftsjahr seinen Aktionären eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie zahlen. Im Vorjahr hatten Anteilseigner noch 0,45 Euro je Aktie erhalten. 2024 fiel unter dem Strich ein Verlust von 348 Millionen Euro an - nach einem Gewinn von 204 Millionen Euro im Vorjahr. Der Stahlkonzern kündigte an, sein Geschäft mit der Rüstungsindustrie auszubauen.

Der US-Finanzinvestor General Atlantic hat künftig nun doch als neuer Aktionär bei ProSiebenSat.1 ein Wort mitzureden. Der Aufsichtsrat hat einem entsprechenden Deal nach Anpassungen zugestimmt - die Amerikaner bekommen 2,5 Prozent am Medienkonzern. Damit wird auch der Weg für den geplanten Verkauf des Vergleichsportals Verivox an die italienische Moltiply Group geebnet, der Voraussetzung für den Deal war. Schon lange fordert der Berlusconi-Konzern MediaForEurope (MFE) als Großaktionär, dass sich ProSiebenSat.1 auf seine Kernaktivitäten im Entertainmentgeschäft fokussieren und sich von Randaktivitäten wie Verivox und der Online-Parfümerie Flaconi trennen soll.

Der angeschlagene US-Sportartikelriese Nike hat sich im Weihnachtsgeschäft und zu Jahresbeginn zwar besser geschlagen als erwartet. So brach der Nettogewinn um fast ein Drittel auf 794 Millionen Dollar ein, der Gewinn je Aktie lag mit 54 Cent aber weit über den Analystenprognosen, die im Schnitt bei 29 Cent gelegen hatten. Börsianer straften den Konzern dennoch ab: Nike-Aktien fielen im Dow zeitweise auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren.

Bei dem US-Logistikkonzern FedEx mussten die Anleger einen Kursrutsch von 9,8 Prozent auf ein Tief seit Juni 2023 verkraften. Der Logistikkonzern leidet unter einem schwachen heimischen Markt, der von Wirtschaftssorgen der Unternehmen geprägt ist, und senkte erneut seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr.

Vor dem Hintergrund der Proteste gegen Tesla-Chef Elon Musk geben die US-Bürger eine Rekordzahl der E-Autos in Zahlung. Tesla-Fahrzeuge ab Modelljahr 2017 machten bis zum 15. März 1,4 Prozent aller beim Händler eingetauschten Fahrzeuge aus, wie aus einer Edmunds-Statistik hervorging. Im März des Vorjahres hatte dieser Wert noch 0,4 Prozent betragen.

Apple reagiert auf die Verzögerungen bei der verbesserten Version seiner Assistenzsoftware Siri mit Künstlicher Intelligenz mit einem Management-Umbau. Dem KI-Verantwortlichen John Giannandrea sei die Aufsicht über Siri entzogen worden, schrieb der Finanzdienst Bloomberg. Verantwortlich dafür werde nun Mike Rockwell sein, der zuvor für die Computer-Brille Vision Pro zuständig gewesen sei.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die Wirtschaft vor acht am 20. März 2025 um 19:55 Uhr.