Bald 20.700 Punkte? DAX startet auf Rekordhoch
Die Dynamik am deutschen Aktienmarkt hält an, der DAX erreicht gleich zum Handelsstart ein Allzeithoch. Die aufgefrischten US-Zinshoffnungen locken in den Markt, aber es gibt auch Warnungen vor zu viel Euphorie.
Der DAX startet mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 20.664 Punkte in den Handel. Damit setzt sich die Rekordjagd zunächst fort. Erst gestern war der deutsche Leitindex auf ein frisches Rekordhoch bei 20.629 Zählern gesprungen. Der DAX ging schließlich 1,5 Prozent höher bei 20.574 Punkten aus dem Handel.
Laut Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sprächen die hohen Umsätze des Vortags dafür, dass viele, die bislang an der Seitenlinie gewartet haben, nun auf den Börsenzug aufspringen. "Gerade kurz nach Jahresbeginn ist die Angst, bei möglichen Kursgewinnen nicht dabei zu sein, bei vielen sehr groß."
Grund für die Kursgewinne waren die US-Verbraucherpreise. Die für die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve besonders wichtige Kernrate des Preisauftriebs (ohne Energie und Nahrungsmittel) war Ende 2024 überraschend leicht gesunken. Das führte zu einer Wiederbelebung der Wetten auf eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Juli, die Sorgen wurden schwächer, dass die Fed 2025 ihren Zinssenkungskurs stoppen könnte oder perspektivisch vielleicht sogar den Leitzins anheben muss.
Aber ist die Euphorie vielleicht übertrieben? "Trotz der erfreulichen Entwicklung der Kerninflation dürften die US-Währungshüter in den kommenden Monaten zunächst eine weitere Annäherung der Inflation an die Zielmarke von zwei Prozent sehen wollen, bevor sie den Leitzins von derzeit 4,25 bis 4,50 Prozent erneut senken, besonders aufgrund des weiterhin sehr robusten US-Arbeitsmarktes", kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
Auch die Fachleute der Helaba warnen: "Von Entspannung an der US-Inflationsfront zu sprechen, wäre wohl verfrüht, denn die Preisdynamik ist weiterhin zu hoch."
Hilfreich waren gestern auch starke Bilanzen aus dem Finanzsektor, insbesondere von JPMorgan, BlackRock und Goldman Sachs. Das größte Geldhaus JPMorgan übertraf mit einem Überschuss von 58,5 Milliarden Dollar sogar seinen Rekordgewinn von 2023. "Wenn die US-Berichtssaison weiterhin so robuste Ergebnisse liefert wie gestern bei den Finanzwerten, dürften sich die Aktienmärkte gut entwickeln", sagte Maki Sawada, Strategin bei Nomura Securities.
Auch an der Wall Street hatten die guten Unternehmenszahlen sowie moderate Inflationsdaten gestern für eine positive Stimmung gesorgt. Alle drei großen Indizes verzeichneten die größten Tagesgewinne seit dem 6. November. Der US-Standardwerteindex Dow Jones ging mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 43.221 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 1,8 Prozent auf 5.949 Zähler, und der technologielastige Nasdaq legte um 2,5 Prozent auf 19.511 Punkte zu.
Trotz der ausgesprochen positiven Vorgaben aus den USA blieben die Anleger in Japan zurückhaltend. In Tokio stieg der Nikkei-Index um 0,3 Prozent auf 38.572 Punkte, während der breiter gefasste Topix-Index 0,1 Prozent schwächer notierte.
Auch an den chinesischen Börsen waren die Zuwächse nicht ganz so stark. Die Unwägbarkeiten der künftigen US-Zollpolitik unter Donald Trump lasteten damit weiterhin auf den Märkten. Der CSI 300 mit den wichtigsten chinesischen Festlandwerten stieg um 0,1 Prozent auf 3.800 Punkte. Der Hang Seng der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong kletterte allerdings um 1,2 Prozent auf 19.517 Zähler.
Der Autokonzern Stellantis hat auch im vierten Quartal spürbar weniger Autos verkauft als ein Jahr zuvor. Das Unternehmen habe in den drei Monaten bis Ende Dezember rund 1,395 Millionen Fahrzeuge an die Händler und im Direktverkauf abgesetzt und damit neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Vor allem in Nordamerika brachen die Verkäufe ein.
Angetrieben von der globalen Nachfrage nach KI-Chips hat der taiwanische Chip-Hersteller TSMC einen deutlichen Gewinnanstieg verzeichnet. Wie der Konzern bekannt gab, lag der Nettogewinn für das vierte Quartal 2024 bei umgerechnet 374,68 Milliarden Taiwan-Dollar (etwa 11,06 Milliarden Euro). Dies entspricht einem Anstieg von 57 Prozent im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres. Der Zuwachs wird von Beobachtern auf die starke Nachfrage nach KI-Chips zurückgeführt. TSMC ist der Hauptlieferant des US-Konzerns Nvidia, dem Marktführer in diesem Bereich.
Der Online-Modehändler Zalando hat dank eines starken vierten Quartals mit hohem Kundenwachstum 2024 ein operatives Ergebnis über den Erwartungen erzielt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde im vergangenen Jahr wohl bei rund 510 Millionen Euro liegen und damit über der Prognose von Oktober von 440 bis 480 Millionen Euro. Als Grund für das gute Abschneiden nannte der DAX-Konzern neben dem starken Schlussquartal und der steigenden Kundenzahl auch einen besseren Abverkauf der Ware.
Drägerwerk hat im abgelaufenen Geschäftsjahr sein Ergebnis trotz eines stagnierenden Umsatzes gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erhöhte sich verglichen mit dem Vorjahr auf Basis vorläufiger Berechnungen um etwa 19 Prozent auf rund 197 Millionen Euro, wie der Anbieter von Medizin- und Sicherheitstechnik mitteilte.