Nach US-Inflationsdaten Turbulenter Handel an der Wall Street
Frische US-Inflationsdaten brachten die Anleger aus der Fassung: Nach einer wilden Berg- und Talfahrt an der Wall Street fanden die US-Indizes keine gemeinsame Richtung. Der DAX war zuvor zurückgefallen.
Nach einem ausgesprochen nervösen Handelstag schloss der US-Leitindex Dow Jones mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 34.089,27 Punkten. Der marktbreitere S&P 500 trat etwa auf der Stelle bei 4136,13 Zählern. Der Technologieindex Nasdaq 100 ging dagegen 0,7 Prozent fester auf 12.590,89 Punkten aus dem Handel.
An der Wall Street fragten sich die Investoren offenbar, was die neuen Inflationsdaten für den Aktienmarkt bedeuten - und fanden keine klare Antwort: "Wie erwartet hat die Volatilität am Aktienmarkt nach den Zahlen wieder zugenommen. Noch allerdings können sich weder Bullen noch Bären mit ihrer Interpretation der Daten durchsetzen. Über den Sieg dürften wohl erst die kommenden Tage entscheiden", schreibt Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter bei CMC Markets.
Die US-Inflation war im Januar zwar leicht zurückgegangen. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel zu Jahresbeginn auf 6,4 Prozent von 6,5 Prozent im Dezember, teilte das Arbeitsministerium mit. Es ist bereits der siebte Rückgang in Folge. Fachleute hatten aber mit einem größeren Rückgang gerechnet, sodass sich ein gewisses Enttäuschungspotenzial verwirklichte. Die Daten sind wichtig für den weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
Das bedeutet, dass die Unsicherheit unter den Investoren über den künftigen Zinskurs der Fed wieder gewachsen ist. Hoffnungen auf eine Zinssenkung noch in diesem Jahr dürften sich nicht erfüllen. "Da das Niveau weiterhin viel zu hoch ist und der Arbeitsmarkt bislang keine Schwächen erkennen lässt, wird die US-Notenbank noch weiter an der Zinsschraube drehen. Die Zinserwartungen dürften erhöht bleiben, zumal die Konsensschätzungen übertroffen wurden", kommentiert Ulrich Wortberg, Ökonom bei der Helaba.
"Die heutigen Zahlen bestätigen die von Fed-Chef Powell wiederholt vorgebrachte Warnung, dass die Arbeit der US-Notenbank noch nicht getan ist", sagten die Experten der Commerzbank. Damit würden auch die konjunkturellen Risiken weiter größer, meinen die Experten der NordLB.
Der DAX hatte zuvor mit einem Abschlag von 0,1 Prozent auf 15.380,56 Punkten geschlossen. Auch hierzulande verlief der Handel sehr unruhig. Zeitweise hatte der deutsche Leitindex deutlich im Plus notiert. Nach der Bekanntgabe der US-Verbraucherpreise gerieten die Kurse dann ins Schwanken.
Die Ölpreise standen heute unter Druck. Für Belastung sorgte auch ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach will die US-Regierung mehr Rohöl aus der nationalen strategischen Reserve veräußern. Damit solle der Produktionskürzung Russlands begegnet werden, das ab März 500.000 Barrel weniger je Tag fördern will.
"Allerdings hatte die US-Regierung eigentlich beabsichtigt, darauf zu verzichten, nachdem im letzten Jahr bereits 180 Millionen Barrel aus der strategischen Reserve freigegeben wurden", sagte Rohstoffexperte Carsten Frisch von der Commerzbank. Möglicherweise habe die Ankündigung Russlands, die Ölproduktion ab März um 500.000 Barrel pro Tag zu drosseln, zu einem Sinneswandel in der US-Regierung geführt.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat seinen europäischen Erzrivalen Airbus bei den Auslieferungen im Januar überflügelt. Das Unternehmen übergab nach eigenen Angaben 38 Maschinen an die Kunden. Das sind mehr als vor Jahresfrist und fast doppelt so viele wie bei Airbus. Boeing-Manager dämpften jedoch die Erwartungen, dass sich dieser Trend nun fortsetzen könnte: Die Auslieferungen dürften von Monat zu Monat schwanken. Airbus lieferte im Januar 20 Maschinen aus - ein Drittel weniger als im Januar 2022.
Im US-Bundesstaat New York haben Beschäftigte des Elektroautobauers Tesla eine Kampagne zur Gründung einer Gewerkschaft gestartet. "Wir glauben, dass uns die Gründung einer Gewerkschaft eine Stimme an unserem Arbeitsplatz geben wird, von der wir das Gefühl haben, dass sie bisher ignoriert wurde", erklärten die Mitarbeiter. "Wir bitten nur um einen Sitz in dem Auto, das wir mitgebaut haben." Musk hatte sich in der Vergangenheit lautstark gegen Gewerkschaften ausgesprochen.
Der Dortmunder Chiphersteller Elmos Semiconductor hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis erzielt. Der Konzernumsatz kletterte 2022 vorläufigen Zahlen zufolge um 38,9 Prozent auf 447,2 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg auf 110,1 (Vorjahr 60,0) Millionen Euro. Angesichts des aktuellen Auftragsbestandes rechnet das Management für 2023 mit weiterem Wachstum.
Ein weiterer Investor fordert eine Aufspaltung von Brenntag. Der in New York ansässige aktivistische Investor Engine Capital teilte mit, bei dem Chemikalienhändler mit einem Prozent eingestiegen zu sein und die Abspaltung der Spezialchemiesparte zu befürworten. Dadurch könnte die Aktie ihren Wert bis Ende 2024 auf 140 Euro etwa verdoppeln, erklärte Engine Capital.
Thyssenkrupp hat im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2022/23 wegen gesunkener Materialpreise deutlich weniger verdient. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte um 33 Prozent auf 254 Millionen Euro. Unter dem Strich stand nach Anteilen Dritter ein Gewinn von 75 Millionen Euro - ein Rückgang um 29 Prozent.
Der Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert hat seinen Umsatz erstmals auf mehr als eine Milliarde Euro gesteigert. Im vergangenen Jahr erlöste das niederbayerische Unternehmen vorläufigen Zahlen zufolge 1,05 Milliarden Euro, im Vergleich zu 2021 ein Anstieg um 22 Prozent.
Das Technologieunternehmen Pfeiffer Vacuum Technology hat im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz eines Rekordumsatzes beim Betriebsergebnis die Prognosen verfehlt. Der Konzernumsatz stieg 2022 nach vorläufigen Zahlen um 18,8 Prozent auf einen Rekord von 916,7 Millionen Euro. Die Ebit-Marge lag allerdings bei 13,0 Prozent und damit unter der Erwartung von 14 Prozent.
TUI hat knapp drei Jahre nach dem Beginn der Corona-Krise seinen saisontypischen Verlust zum Auftakt des Winters verkleinern können. Wie der größte Reiseanbieter heute vor seiner Online-Hauptversammlung bekanntgab, betrug das Netto-Minus von Oktober bis Dezember rund 232 Millionen Euro nach 387 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Hannoveraner meldeten zuletzt wieder deutlich stärkere Buchungen, auch für den bevorstehenden Sommer.
Europas größte Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn haben im wichtigen Weihnachtsgeschäft ein Umsatzplus verbucht, steigende Kosten drückten aber das operative Ergebnis. Zudem verkauft die Konzernmutter Ceconomy das kriselnde Geschäft in Schweden an die skandinavische Power International AS.
Der Bau- und Medien-Softwareanbieter Nemetschek hat seine Umsatz- und Ertragsziele trotz Bremsspuren zum Jahresende knapp erreicht. Der Umsatz stieg 2022 währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 802 Millionen Euro. Die operative Umsatzrendite sank auf 32,0 (2021: 32,6) Millionen Euro.
Der Industriedienstleister Bilfinger hat im vergangenen Jahr von einer hohen Nachfrage profitiert. Unter dem Strich blieb jedoch nur ein Gewinn von 28 Millionen Euro hängen, nach 130 Millionen Euro im Vorjahr. Das Bilfinger-Management plant dennoch für 2022 eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie.
Der US-Automobilkonzern Ford will in den kommenden drei Jahren 3800 Stellen in Europa abbauen, davon 2300 in Deutschland. Betroffen sind die Werke Köln und Aachen, wie Ford-Europa-Chef Martin Sander heute sagte. Neben der Verwaltung ist die Entwicklungsabteilung stark betroffen, hier sollen 1700 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Der zu Amazon gehörende Robotaxi-Entwickler Zoox bringt sein Fahrzeug ohne Lenkrad und Pedale auf eine öffentliche Straße in den USA. Der für vier Passagiere ausgelegte Wagen absolvierte einen ersten Testlauf zwischen zwei Gebäuden der Firma im kalifornischen Foster City, wie Zoox in der Nacht mitteilte.
Die umstrittene US-Datenanalysefirma Palantir geht davon aus, dass 2023 ihr erstes profitables Jahr sein wird. Grund für die Prognose seien Kostensenkungen beim Personal sowie der Boom bei künstlicher Intelligenz, teilte das Unternehmen am Abend mit. Palantir-Aktien sprangen daraufhin im nachbörslichen Handel um 15 Prozent in die Höhe.