Steigender Dax-Kurs auf einer Anzeigetafel im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse.
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Leichtes Kursplus Industrieaufträge sorgen für Hoffnungsschimmer

Stand: 05.09.2024 09:31 Uhr

Starke Auftragsdaten aus der Industrie hellen die Stimmung am Aktienmarkt etwas auf - der DAX legt leicht zu. Aber die Situation bleibt fragil. Die Erwartungen sind jetzt an den US-Arbeitsmarktbericht geknüpft.

Der DAX startet mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 18.610 Punkten in den Handelstag. Gestern hatte er im Sog eines Kursrutsches von US-Techwerten zwischenzeitlich bis 18.531 Punkte korrigiert, nachdem er am Dienstag noch fast auf 19.000 Punkte gestiegen war. Im global gedämpften Marktumfeld hatte der deutsche Leitindex schließlich 0,8 Prozent auf 18.591 Punkte verloren.

"Angesichts der aktuell dominanten US-Themen ist es für DAX und Co schwierig, ein Eigenleben zu führen. Und das dürfte für den Rest dieser Handelswoche auch so weitergehen", fasste Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zusammen.

Hinzu kommt, dass der September als saisonal schwieriger Börsenmonat gilt. Die Charttechniker von Index-Radar betonten aber, die jüngsten Verluste nicht überzubewerten. "Nach der kräftigen August-Rally haben viele Indizes zuletzt Rekordstände erreicht und waren technisch überhitzt. Die nun überfälligen Gewinnmitnahmen sind daher ein ganz normales Sommergewitter", lautet ihre Einschätzung.

Im Fokus der Woche steht der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht für August, der am Freitag veröffentlicht wird. Vermutlich werden die Investoren im Vorfeld keine größeren Risiken eingehen wollen. Sie erhoffen sich Hinweise darauf, in welche Richtung sich die Wirtschaft entwickelt und ob die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins noch in diesem Monat um einen viertel oder einen halben Prozentpunkt senken wird.

Aber vielleicht sollten die Marktakteure nicht zu viel erwarten: "Falls, wie im Marktkonsens erwartet, mehr als 150.000 Stellen neu geschaffen wurden und die Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent leicht gesunken sein sollte, dürfte sich die Waagschale wieder mehr in Richtung einer 0,25-prozentigen Zinssenkung neigen", meint Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Der Arbeitsmarkt sollte jedenfalls nicht zu schwach, aber auch nicht zu stark sein. Denn ein zu starker Arbeitsmarkt spräche eher für nur langsame Zinssenkungen, ein schwacher Jobreport würde Konjunktursorgen nähren.

Positiv wirken sich am Aktienmarkt die frischen Daten zu den Industrieaufträgen aus. Im Juli seien die Bestellungen dank größerer Aufträge im Monatsvergleich um 2,9 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Dies ist der zweite Anstieg in Folge, nachdem der Auftragseingang zuvor fünf Monate kontinuierlich gesunken war. 

"Der Zuwachs kommt aus dem Nichts", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe. "Allerdings sind es vor allem Großaufträge, die für gute Stimmung sorgen. Sie liefern aber nicht jeden Monat ein dickes Plus. Der Grundtrend bei den Aufträgen ist weiterhin sehr schwach." An eine Trendwende sei angesichts mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und wachsender Auslandskonkurrenz nicht zu denken, meint Krüger.

Sorgen um das US-Wirtschaftswachstum trieben gestern die Anleger an der Wall Street um. Die US-Indizes schwankten im Verlauf um ihre Vortagesschluss-Stände und notierten mal knapp im Plus, mal knapp im Minus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,1 Prozent höher auf 40.974 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 0,3 Prozent auf 17.084 Zähler nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,2 Prozent auf 5.520 Stellen ein.

Die Wirtschaft in den USA hat sich laut Fed zuletzt abgeschwächt. "Die Wirtschaftstätigkeit nahm in drei Bezirken leicht zu, während die Zahl der Bezirke, die eine stagnierende oder rückläufige Aktivität meldeten, von fünf im vorangegangenen Zeitraum auf neun im aktuellen Zeitraum anstieg", teilte die Fed in ihrem Konjunkturbericht "Beige Book" mit.

Vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten halten sich die Anleger auch in Asien zurück. Der Nikkei-225 verlor in Tokio 1,1 Prozent auf 36.657 Punkte. Am Mittwoch war der Leitindex um vier Prozent abgerutscht. In China verläuft der Handel weniger spektakulär: In der Sonderverwaltungszone Hongkong gab der Hang-Seng-Index, der etwas stärker von den aktuell schwankenden Technologiewerten geprägt ist, um 0,6 Prozent auf 36.657 Punkte nach. Der CSI 300 mit den wichtigsten Festlandaktien jedoch lag mit 3.253 Punkten zuletzt ganz knapp im Plus.

Nach der Überprüfung der wichtigsten deutschen Börsenindizes bleibt im DAX alles beim Alten. Im MDAX ersetze der Finanzdienstleister Hypoport das Biotech-Unternehmen Evotec, teilte die Deutsche Börse mit. Außerdem ziehe der Börsenneuling Schott Pharma in den Nebenwerte-Index ein. Für ihn müsse der Wind- und Solarparkbetreiber Encavis in den Kleinwerte-Index SDAX absteigen.

Dort müsse der Agrarkonzern BayWa weichen, der sich im Juli als Restrukturierungsfall entpuppt hat. Ersetzt wird er durch den Einkaufszentren-Spezialisten Deutsche Euroshop. Die Änderungen werden zum 23. September wirksam.

Der kriselnde Chip-Konzern Intel sucht sein Heil in der Auftragsfertigung. Dieser Geschäftsbereich werde 2027 einen "bedeutenden" Beitrag zum Gesamtumsatz leisten, prognostizierte Finanzchef David Zinsner gestern bei einer Investorenkonferenz. Derzeit verhandele sein Unternehmen mit einem Dutzend potenzieller Kunden, die ab 2026 erste Einnahmen bringen würden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 05. September 2024 um 09:05 Uhr in der Börse.