Neue Rekorde Die Wall Street bleibt in Feierlaune
Erst neue Rekorde, dann Gewinnmitnahmen. Der Wall Street ist im Verlauf zwar etwas die Puste ausgegangen, die Anleger bleiben aber nach Trumps Wahlsieg weiter in Feierlaune. Auch der DAX legte zu.
Die US-Aktienmärkte haben zum Wochenstart zunächst an die Rekordjagd nach Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl angeknüpft, ehe im Verlauf der Sitzung dann Gewinnmitnahmen einsetzten. Zuvor hatten alle großen Indizes neue Rekordmarken aufgestellt.
Der Leitindex Dow Jones rückte am Ende 0,69 Prozent vor auf 44.293 Punkte und markierte im frühen Geschäft zuvor bei 44.486 Punkten ein weiteres Rekordhoch. Der marktbreite S&P 500 stieg moderater und erreichte bei 6.018 Zählern eine neue Bestmarke. Am Ende waren es 0,1 Prozent auf 6.001 Zähler.
An der Technologiebörse Nasdaq ging es heute nicht so stürmisch zu, auch wenn anfangs ebenfalls neue Bestmarken erreicht wurde. Der Composite-Index rang lange mit seinem Schlussstand und schloss zuletzt um 0,1 Prozent leicht im Plus. Ähnlich der Auswahlindex Nasdaq 100, der allerdings 0,1 Prozent verlor.
Frische Rekorde gab es auch beim Bitcoin, einer von zahlreichen "Trump-Trades", die seit dessen Wahlsieg stark gefragt sind. Die bekannteste Kryptowährung kletterte in der Spitze auf eine neue Höchstmarke von zuletzt 87.403 Dollar. Für Rückenwind sorgte weiter der deutliche Sieg von Trump sowie die Wahl als krypto-freundlich geltender Kandidaten in den US-Kongress, sagten Marktexperten.
"Die Vorfreude der Anleger auf eine kryptofreundliche Politik und Regulierung in den USA ist und bleibt ungebremst", kommentierte Experte Timo Emden von Emden Research. Zudem hebe die Aussicht auf eine Einführung von Bitcoin-Staatsreserven die Stimmung. Die weltweit bekannteste Kryptowährung hat sich seit ihrem Jahrestief von 38.505 Dollar am 23. Januar mehr als verdoppelt.
Auch der Elektroauto-Hersteller Tesla mit Firmenchef Elon Musk an der Spitze, aber auch der breit aufgestellte Russel 2000-Index stiegen deutlich. Der Kleinwerte-Index zog um 1,5 Prozent an auf seinen höchsten Stand seit letztem November und lag nahe einem Rekordhoch. Die Aktien dürften zu den Hauptnutznießern der geplanten Steuersenkungen des designierten Präsidenten Trump gehören.
"Vorausgesetzt, dass Trump und der Kongress zumindest einige der versprochenen Steuerreformen und Deregulierungen umsetzen können und die Wirtschaft gesund bleibt, ist es vernünftig anzunehmen, dass sich die aktuellen Trends fortsetzen", kommentierte Mark Malek von Siebert.
Vom Scheitern des großen AbbVie-Hoffnungsträgers Emraclidine, eines Wirkstoffs gegen Schizophrenie, profitierte die Aktie des Konkurrenten Bristol Myers. Denn dessen bereits von der Aufsichtsbehörde FDA zugelassene Wirkstoff Cobenfy braucht dadurch erst einmal keine Konkurrenz zu fürchten.
Experten bescheinigen Cobenfy Blockbuster-Potenzial, d.h. es werden Umsätze von mehr als einer Milliarde Dollar erwartet. Beide Unternehmen hatten die Wirkstoffe in milliardenschweren Zukäufen zuvor erworben. Bristol-Myers Aktien stiegen 10,5 Prozent und setzten damit ihren jüngsten Lauf von über 30 Prozent Kurszuwachs fort. AbbVie fielen am Ende um 12,5 Prozent.
Daten-Höhepunkt der Woche in den USA werden die Verbraucherpreise am Mittwoch sein. Dann dürften die Karten an der Börse neu gemischt werden. Die Inflationszahlen sind von großer Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Die Jahresinflationsrate könnte nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) wegen eines Basiseffekts etwas gestiegen sein.
"Insgesamt ermöglichen die Inflationsdaten der Fed eine weitere Lockerung der noch restriktiven Geldpolitik, zu einer Forcierung der Zinsfantasie wird es vermutlich aber nicht kommen."
"Der designierte US-Präsident Donald Trump hat Pläne für eine protektionistische Handelsagenda angekündigt, die auch erhebliche Einfuhrzölle vorsieht. Wenn diese Maßnahmen umgesetzt werden, könnten sie die Verbraucherpreise in die Höhe treiben und die Optionen der Fed für zukünftige Zinssenkungen möglicherweise einschränken", heißt es von Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades.
Die jüngste Rekordserie an der Wall Street zog heute auch den DAX mit. Der deutsche Leitindex stiege im Sog der US-Märkte an und erreichte in der Spitze ein Plus von über 1,6 Prozent auf 19.546 Punkte. Der Schlussstand des deutschen Leitindex lag dann bei 19.448 Punkten, ein Tagesgewinn von 1,21 Prozent. Noch stärker stieg der MDAX der mittelgroßen Werte, der 1,53 Prozent auf 26.997 Punkte anzog.
Der DAX vergrößerte damit seinen Puffer zur psychologisch wichtigen Marke von 19.000 Punkten, die in der Vorwoche kurz in Gefahr geraten war. Nach dem Wahlsieg Donald Trumps in den USA, dem Bruch der Ampelkoalition hierzulande und der erneuten Zinssenkung der US-Notenbank Fed rechnen Experten nun mit einer etwas entspannteren Woche.
"Offensichtlich überwiegt an den Börsen aktuell die Hoffnung auf eine unmittelbar bevorstehende Jahresend- beziehungsweise Weihnachtsrally", schrieb Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners.
"Es ist beinahe erstaunlich, wie ruhig die Anlegerinnen und Anleger in der aktuellen Marktphase reagieren", kommentierte Altmann. Auch Christian Zoller, Marktexperte bei ING, hält weiter steigende Kurse für möglich: "Der Monat November ist einer der stärksten Börsenmonate des Jahres, das sollte im Hinterkopf behalten werden."
In der aktuellen Woche geht zudem die Berichtssaison der Unternehmen mit Kraft weiter. So legen mit Brenntag, Bayer und Infineon morgen unter anderem drei DAX-Unternehmen ihre Quartalszahlen vor. Zudem berichten viele Firmen aus der zweiten Reihe sowie aus dem Ausland.
Gute Laune kam aus dem Unternehmenssektor heute vom Autozulieferer Continental. Denn mitten in der Krise der Autoindustrie überraschte das Hannoveraner Traditionsunternehmen aus dem DAX mit einem deutlichen Gewinnanstieg.
Trotz eines leicht rückläufigen Umsatzes stieg im dritten Quartal der Gewinn unter dem Strich auf 486 Millionen Euro und lag damit fast 63 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Sowohl in der von Branchenschwäche geprägten Autozulieferung als auch in der Reifensparte, die von einem gut angelaufenen Geschäft mit Winterreifen profitierte, konnte der Konzern spürbar zulegen. Zu verdanken war das auch Preiserhöhungen, die Conti gegenüber Autoherstellern durchsetzen konnte.
Zudem griffen bei Conti Kostensenkungen durch einen Stellenabbau in der Autozulieferung. In diesem Jahr habe man Einsparungen von 100 Millionen Euro erzielt, sagte Finanzvorstand Olaf Schick. Bis Jahresende sollen es rund 200 Millionen Euro werden. Von den 7.150 Stellen, die weltweit in der Sparte wegfallen sollen, seien mehr 4.500 bereits abgebaut, ein Großteil davon in Deutschland. Die Conti-Aktie hob nach den Zahlen ab und gewann über zehn Prozent. Damit stand sie einsam an der DAX-Spitze.
Unter den Einzelwerten waren auch Rüstungswerte gefragt. Anleger setzen aktuell darauf, dass europäische Staaten mehr in die eigene Verteidigung investieren müssen, nachdem Donald Trump die US-Präsidentenwahl gewonnen hat. Trump hatte in der Vergangenheit immer wieder höhere Wehrausgaben der europäischen Verbündeten gefordert und mit Konsequenzen gedroht, sollten diese nicht umgesetzt werden.
Rheinmetall gewannen im DAX rund 3,4 Prozent und Renk 4,4 Prozent. Eine geplante engere Kooperation mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin hat auch den Aktien von Hensoldt zu Gewinnen verholfen. Die Papiere des Rüstungselektronikspezialisten zogen bis auf 35,50 Euro zu. Das war der höchste Stand seit Mitte August. Zuletzt notierten die Papiere mit 35,34 Euro noch knapp sechs Prozent im Plus.
Wie Hensoldt am Nachmittag mitteilte, wurde mit Lockheed Martin eine Absichtserklärung über eine Zusammenarbeit im Bereich maritime Führungssysteme und Radar-Technologien unterzeichnet. Lockheed Martin ist unterem anderem bekannt für seine F-22 und F-35 Kampfflugzeuge.
Selbst die äußerst schwachen Auftragseingänge konnten die gute Stimmung heute nicht verderben. In der deutschen Wirtschaft macht der Auftragsmangel immer mehr Unternehmen zu schaffen: 41,5 Prozent der Betriebe klagten darüber in einer aktuellen Umfrage des Münchner ifo-Instituts. Das sind 2,1 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung vor drei Monaten. Seit der Finanzkrise 2009 gab es keinen so schlechten Wert mehr. Der höchste während der Corona-Krise erhobene Auftragsmangel wurde erstmals knapp übertroffen.
Am Devisenmarkt fällt der Euro weiter, zuletzt wurden im US-Handel knapp 0,6 Prozent weniger bezahlt auf 1,0657 Dollar. Am Nachmittag war der Kurs im europäischen Handel teils noch tiefer. Dies ist der niedrigste Stand seit April. Am Morgen hatte der Euro noch über 1,07 Dollar notiert.
Neben den schwachen Fundamentaldaten aus Deutschland fiel die Gemeinschaftswährung heute auch wegen der zu erwartenden protektionistischen Wirtschaftspolitik der neuen Trump-Administration und deren Auswirkung auf die Geldpolitik der Fed. Konkret fürchten die Anleger, dass die Inflationsrisiken steigen und daher die Zinsen länger hoch bleiben. Das stützt den Dollar derzeit deutlich. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0651 (Freitag: 1,0772) Dollar fest.
Der Goldpreis gab heute nach. An der Börse in London wurde eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) heute bei 2.622 Dollar gehandelt. Das waren über 60 Dollar weniger als am Freitag. Der gestiegene Dollarkurs belastet derzeit den Goldpreis. Denn ein stärkerer Dollar macht Gold für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer. Dies lastet auf der Nachfrage.
Auch die Ölpreise sackten deutlich um zuletzt knapp drei Prozent ab. Vor dem Wochenende hatten wieder größere Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung Chinas auf die Notierungen gedrückt. So hatte die chinesische Regierung am Freitag zwar ein massives Umschuldungsprogramm für die Lokalregierung angekündigt, hatte sich daneben aber nicht zu weiteren Konjunkturstimuli geäußert.
Briefmarken werden teurer. Die Bundesnetzagentur gab eine Entscheidung bekannt, der zufolge die Preise für den Briefversand im Januar rund 10,5 Prozent höher sein dürfen. Das ist mehr als bei der bislang letzten Portoerhöhung 2022, als es 4,6 Prozent nach oben ging. Gründe für den relativ hohen Anstieg sind die zuletzt stark gesunkene Briefmenge und die Inflation der vergangenen Jahre.
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück rechnet trotz der jüngsten Hurrikan-Schäden mit mehr Gewinn in diesem Jahr. Der Überschuss dürfte statt mindestens 2,1 Milliarden nun rund 2,3 Milliarden betragen. Im dritten Quartal verdiente der Rückversicherer deutlich mehr als von Analysten erwartet. Unter dem Strich stand für die Monate Juli bis September ein Gewinn von 663 Millionen Euro und damit 51 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Hannover Rück nach einer Telefonkonferenz derweil auf "Buy" mit einem Kursziel von 290 Euro belassen. Auf dieser habe der Rückversicherer einen zuversichtlichen Ton angeschlagen, schrieb Analyst Philip Kett in einer heute vorliegenden Studie. Er habe die Erwartung bekräftigt, dass die Marktbedingungen attraktiv bleiben dürften.
In den ersten neun Monaten verbuchte Salzgitter einen Ergebniseinbruch. Bei einem Umsatzrückgang auf 7,7 (Vorjahr: 8,4) Milliarden Euro sank das operative Ergebnis (Ebitda) auf 320,6 (576) Millionen Euro. "Ein schwaches konjunkturelles Umfeld und die anhaltend hohen Energiepreise belasteten die Ertragskraft", erklärte Salzgitter-Chef Gunnar Groebler.
Der Essenlieferdienst Delivery Hero strebt bei seinem in diesem Jahr geplanten Börsengang von Talabat eine erstmalige Platzierung von 15 Prozent an. Ziel sei es, dass sämtliche Papiere bis Mitte Dezember zugelassen würden. Delivery Hero könne den Umfang des Angebots vorbehaltlich erforderlicher Genehmigungen seitens der Wertpapieraufsichtsbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate noch anpassen.
Unter der Marke Talabat liefert Delivery Hero in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Nahen Osten und in Nordafrika Essen und Alltagsgegenstände aus. Nach Unternehmensangaben verzeichnete das Geschäft im vergangenen Jahr einen Bruttowarenwert (GMV) von mehr als fünf Milliarden Euro.
Der Lufthansa-Konzern hat seinen Flugstopp nach Israel erneut verlängert. Wegen der weiterhin angespannten Sicherheitslage werden die Konzerngesellschaften den Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv bis einschließlich 15. Dezember nicht anfliegen, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte. Das gilt für die Airlines Austrian, Swiss und Brussels.
Die Kern-Gesellschaft Lufthansa selbst wird in diesem Jahr gar nicht mehr nach Israel fliegen. Das Unternehmen nennt dafür betriebliche Gründe. Bislang waren die Flüge nach Tel Aviv nur bis einschließlich 25. November ausgesetzt. Betroffene Fluggäste können kostenfrei auf ein späteres Reisedatum umbuchen oder den Ticketpreis zurückerhalten.
Die Verbindungen in die libanesische Hauptstadt Beirut bleiben bis einschließlich 28. Februar 2025 ausgesetzt. Die iranische Hauptstadt Teheran wird bis einschließlich 31. Januar 2025 nicht angeflogen.
Der Finanzinvestor Triton lotet Kreisen zufolge eine mögliche Übernahme des Wirkstoffentwicklers Evotec aus. Das Unternehmen habe dazu das Gespräch mit Evotecs Vorstand gesucht, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg heute und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einem Kurssprung von über 16 Prozent belohnt. Evotec-Papiere sind sowohl im SDAX als auch im TechDAX enthalten.
Der IT-Dienstleister Cancom streicht seine Jahresziele wegen neuer politischer Unsicherheiten vor allem in seinen Kernmärkten Deutschland und Österreich zusammen. So dürfte der Umsatz 2024 nur auf 1,65 bis 1,75 Milliarden Euro steigen nach gut 1,5 Milliarden im Jahr zuvor, teilte das SDAX-Unternehmen heute nach Börsenschluss in München mit. Bislang standen 1,75 bis 2 Milliarden Euro auf dem Zettel. Die Cancom-Aktie geriet nach Bekanntwerden der Nachricht unter Druck.
Die Finanzaufsicht BaFin lässt den Jahresabschluss des Münchner Handelskonzerns BayWa unter die Lupe nehmen. Ihr lägen "konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass die BayWa AG gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat", hieß es in der heute veröffentlichten Mitteilung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die inzwischen auch für die Bilanzkontrolle börsennotierter Unternehmen zuständig ist.
Dabei geht es offenbar vor allem um das Risikomanagement und die Liquiditätssteuerung. In dem Ende März abgeschlossenen und von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC testierten Geschäftsbericht für das Jahr 2023 wird das Liquiditätsrisiko als "gering", wenn auch höher als ein Jahr zuvor, bezeichnet.
Mitte Juli hatte die BayWa Liquiditätsengpässe einräumen müssen und brauchte seither schon zwei Finanzspritzen ihrer Eigentümer und Gläubiger über insgesamt eine Milliarde Euro, da sie sonst ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen hätte können. Die Aufseher vermuten nun, dass die Probleme schon früher absehbar waren.