Wall Street fällt zurück Verunsicherung der Anleger wächst
Der US-Schuldenstreit macht die Anleger zunehmend nervös, je länger eine Einigung ausbleibt. Sowohl an der Wall Street als auch am deutschen Aktienmarkt geben die Kurse weiter nach.
An der Wall Street scheinen die Sorgen bezüglich des US-Schuldenstreits zuzunehmen. Der Dow Jones schloss 0,7 Prozent tiefer bei 33.055,51 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sank um 1,1 Prozent auf 4145,58 Zähler. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,3 Prozent auf 13.672,54 Punkte nach unten.
Die Anleger warten noch immer auf eine Einigung im US-Schuldenstreit und langsam scheinen sie nervös zu werden. Ab Anfang Juni droht ein Zahlungsausfall der Regierung, wenn keine Lösung gefunden wird. Marktteilnehmer sehen bis dahin die Börsen in einer Hängepartie. Das Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und dem Verhandlungsführer der oppositionellen Republikaner, Kevin McCarthy, war gestern Abend ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
"Die Verhandlungsparteien sind pessimistischer geworden", kommentierte Kristina Hooper, Marktstrategin bei Invesco gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Und es deutet für mich darauf hin, dass wir in den kommenden Tagen weitere Marktturbulenzen sehen werden."
"Für die heiß gelaufenen Aktienmärkte besteht ein deutliches Risiko, dass die Stimmung kippt, sollten sich in Washington die Fronten doch wieder verhärten", sagte auch Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Ganz ähnlich lautet die Einschätzung von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets: Je mehr ein Konsens eingepreist werde, umso heftiger dürfte die Reaktion auf ein immer längeres Ausbleiben der Nachricht über eine solche Einigung ausfallen.
Der DAX hatte zuvor mit einem Abschlag von 0,4 Prozent auf 16.152,86 Punkten geschlossen. Wie bereits in den vergangenen Tagen bleibt der schwelende Streit um die Schuldenobergrenze in den USA auch für den deutschen Aktienmarkt der entscheidende Unsicherheitsfaktor. Gleichwohl bleiben die Marktbeobachter der Helaba optimistisch: "Mit dem Sprung über 16.000 und dem neuen Allzeithoch hat sich das Bild deutlich aufgehellt, und weitere Gewinne sollten ins Kalkül gezogen werden."
Frische Daten von der Konjunktur in Deutschland und der Eurozone mahnten die Anleger aber zur Vorsicht. Im Mai hat sich die Spaltung der deutschen Wirtschaft verschärft. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft stieg zwar im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Das ist aber allein den Dienstleistern zu verdanken: Hier markierte der Einkaufsmanagerindex den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren.
Ganz anders ist das Bild in der Industrie. Dort sackte das Barometer auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren ab. "Von fundamentaler Seite wird das derzeitige Kursniveau im DAX noch nicht getragen", sagte Börsenexperte Andreas Lipkow. Es fehlten eindeutige Signale einer nachhaltigen Konjunkturerholung in Deutschland.
In der Eurozone zeichneten die Einkaufsmanagerindizes ein ähnlich gespaltenes Bild. "Der merkliche Anstieg des Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor in den vergangenen Monaten lässt für das zweite Quartal ein ordentliches Wachstum der Wirtschaft erwarten", resümiert Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Auf Dauer wird der Sektor aber die sich anbahnende Rezession in der Industrie kaum ausgleichen können."
Entwarnung für den Bund bei dem in der Energiekrise verstaatlichten Energiekonzern Uniper: Das Unternehmen werde keine weiteren Eigenkapitalerhöhungen benötigen, teilte der Versorger mit. Mit Blick auf ausbleibende Lieferungen russischen Gases erwarte Uniper nun für 2023 und 2024 "insgesamt keine Mehrkosten aus der Ersatzbeschaffung von Gasmengen", hieß es.
Der Druck auf die Lieferketten im Flugzeugbau könnte nach Einschätzung von Boeing-Chef Dave Calhoun noch bis Ende 2024 anhalten. Die erste Priorität sowohl für Boeing als auch den Rivalen Airbus sei Stabilität, sagte Calhoun auf dem Qatar Economic Forum. "Wir müssen die Probleme in der Lieferkette und die damit verbundenen Überraschungen lösen, und zwar ein für alle Mal." Dies könne dieses Jahr und wahrscheinlich auch das ganze nächste Jahr dauern.
Calhoun sagte zudem, dass die Branche wohl nicht vor Mitte der 2030er-Jahre völlig neue Flugzeugdesigns einführen werde. Er verwies auf die Zeit, die benötigt werde, um neue Antriebs- und Flügeltechnologien zu entwickeln.
Apple wird im Rahmen eines milliardenschweren Geschäfts Teile für Kommunikationschips in den USA entwickeln und herstellen lassen. Die mehrjährige Vereinbarung mit dem Chipkonzern Broadcom umfasse unter anderem Bauteile für 5G-Funktechnik, wie der iPhone-Konzern heute mitteilte. Konkrete Angaben zum Volumen oder der Laufzeit des Deals gab es nicht.
Apple verwies bei der Ankündigung auch auf das eigene Versprechen aus dem Jahr 2021, binnen fünf Jahren 430 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Der Konzern sieht sich dabei auf Kurs.
Die Deutsche Telekom hat Kritik an ihren Glasfaserausbauplänen zurückgewiesen. "Wir bauen für unsere Kunden und die Menschen im Land, nicht gegen die Wettbewerber", teilte eine Unternehmenssprecherin mit. Das Unternehmen reagierte damit auf Kritik an der Verlegung eines zweiten Glasfasernetzes in Orten, wo es bereits eins gibt.
Der US-Kabelkonzern Comcast nimmt Insidern zufolge einen neuen Anlauf, den Pay-TV-Sender Sky Deutschland an ProSiebenSat.1 loszuwerden. Die Gespräche mit dem bayerischen Fernsehkonzern seien wieder aufgenommen worden, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Um ProSiebenSat.1 die Übernahme schmackhaft zu machen, sei Comcast inzwischen sogar bereit, Sky Deutschland eine Mitgift von mehreren hundert Millionen Euro mitzugeben.
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat seine Hauptversammlung heute erneut per Videokonferenz abgehalten. In seiner Rede wies Vorstandschef Stefan Schulte auf die starke Entwicklung der Auslandsaktivitäten hin, die sich nach dem Corona-Schock schneller erholen als das heimische Drehkreuz.
Der Anlagenbauer Thyssenkrupp Nucera hat einen Großauftrag zum Bau von Elektrolyseuren für ein geplantes Stahlwerk in Nordschweden erhalten. Sie sollen für das Unternehmen H2 Green Steel Wasserstoff produzieren. Das genaue Auftragsvolumen wurde nicht bekannt. Eine Sprecherin von H2 Green Steel erklärte, dass solche Verträge üblicherweise mit einigen Milliarden schwedischen Kronen bewertet würden, was einigen Hundert Millionen Euro entspreche.
Nach rund einem Jahr bekommen die bisherigen Aktionäre der an Finanzinvestoren verkauften Wiesbadener Aareal Bank im Juni ihr Geld. Nach der Genehmigung der Europäischen Zentralbank (EZB) lägen nun alle Freigaben der Aufsichtsbehörden vor, teilte die Bietergemeinschaft gestern mit.
Im SDAX legen Aktien der Shop Apotheke nach einer positiveren Einschätzung von Morgan Stanley zu. 2023 gewannen sie inzwischen rund 125 Prozent und kehrten auf das Niveau vom August vergangenen Jahres zurück. 2022 hatten sie über 60 Prozent verloren, vor allem belastet durch ständige Verzögerungen in der Einführung des Hoffnungsträgers E-Rezept.
Die Eigentümer des deutschen Energiedienstleisters Techem wollen den Messzähleranbieter laut Kreisen in einem milliardenschweren Deal an die Börse bringen oder verkaufen. Ein Konsortium um den Finanzinvestor Partners Group ziele auf eine Bewertung des Eschborner Unternehmens - inklusive Schulden - von bis zu acht Milliarden Euro ab, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Abend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Der Videokonferenzanbieter Zoom Video schätzt seine Aussichten für das aktuelle Geschäftsjahr besser ein. Der Konzern erwartet jetzt für den bis Ende Januar 2024 laufenden Zeitraum einen mit 4,465 bis 4,485 Milliarden Dollar etwas höheren Gesamterlös. Das bereinigte Nettoergebnis je Aktie soll sich auf 4,25 bis 4,31 Dollar belaufen, bisher standen 4,11 bis 4,18 Dollar im Raum.
Dem italienischen Fußball-Rekordmeister Juventus Turin werden wegen eines Finanzvergehens zehn Zähler in der Serie A abgezogen, wodurch für Juve die Teilnahme an der Champions League im Herbst in Gefahr gerät. In dem Fall geht es um den Vorwurf, dass Juventus jahrelang die Marktwerte seiner Spieler verfälscht und somit bei Transfers oder Tauschgeschäften mit anderen Vereinen überhöhte Summen verbucht haben soll.
Die australische Fluggesellschaft Qantas rechnet wegen der starken Reisenachfrage in diesem Geschäftsjahr mit einem Rekordgewinn. Die Fluglinie mit dem Känguru erwartet für das Geschäftsjahr 2023 einen bereinigten Gewinn vor Steuern zwischen 2,43 und 2,48 Milliarden australische Dollar (1,49 bis 1,52 Milliarden Euro) verglichen mit einem Verlust von 1,86 Milliarden australische Dollar im Vorjahr.