Drohender Zahlungsausfall US-Schuldenstreit macht Anleger nervös
An den Finanzmärkten wird der Streit über die US-Schuldenobergrenze mit einiger Nervosität beobachtet. Welche Folgen hätte ein Zahlungsausfall der USA für die Börsen weltweit?
Verhandelt wird schon seit Wochen - ein Durchbruch ist bisher im Streit über die Schuldenobergrenze in den USA aber ausgeblieben. Schon im Juni droht dem Land ein Zahlungsausfall, sollten sich Republikaner und Demokraten nicht auf eine Schuldenobergrenze einigen. Für eine Lösung im Schuldenstreit bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit
Ein echtes Horrorszenario, das die US-Wirtschaft und die Märkte in schwere Turbulenzen stürzen könnte. Bisher geht man von den Finanzmärkten zwar noch nicht von diesem "Worst-Case"-Szenario aus; doch je länger sich eine Einigung hinzieht, desto größer sind die Folgen.
Ein Szenario ohne Blaupause
Fakt ist: Kurz davor standen die USA schon einige Male, eingetreten ist die Staatspleite aber noch nie. Dennoch sind die Sorgen an den Finanzmärkten diesmal groß, denn die Wirtschaft in den USA ist ohnehin angeschlagen.
"Ich glaube, der Hauptgrund für diese Ängste liegt darin, dass es keine Blaupause gibt, was passiert, wenn die größte Volkswirtschaft der Welt mit einem Mal zahlungsfähig wäre", sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlegestratege beim Vermögensverwalter Capitell Vermögens-Management. "Denn das hat es in der Geschichte noch nie gegeben. Von daher weiß man nicht, welche Folgen es dann hätte."
Der Anleihemarkt ist bereits unruhig
Der Streit darüber, wo gespart und wo Geld ausgegeben werden soll, hat in den USA Tradition. Und so sind sich viele Analysten sicher: Auch dieses Mal wird es eine Lösung geben, auch wenn die politischen Gräben tief sind. Größere Turbulenzen an den Aktienmärkten sind daher bislang ausgeblieben.
"Die Nervosität spiegelt sich vor allem am Anleihemarkt wider", so Anlegestratege Schickentanz. "Da sehen wir heftigere Ausschläge, und da merkt man auch, dass die Investoren ihr Geld lieber auf der Seitenlinie parken und jetzt abwarten, wie der Showdown in Washington stattfindet."
Der Blick ins Jahr 2011 zeigt, welche Folgen der ewige Streit um die Schuldenobergrenze haben kann - selbst dann, wenn es auf den letzten Drücker doch eine Einigung gibt: Die Ratingagentur Standard & Poor's stufte damals die Kreditwürdigkeit der USA herab. Die Kosten für Investitionen schossen in die Höhe.
Lage nicht mit 2011 vergleichbar
Dieses Szenario könnte sich nun wiederholen. Doch während sich die US-Wirtschaft 2011 im Aufschwung befand, sieht das heute anders aus: Kredite haben sich massiv verteuert, die Glaubwürdigkeit der Banken ist angeschlagen. Der US-Wirtschaft droht die Rezession.
"Wir haben jetzt Jahre hinter uns, in denen sich der Finanzmarkt nicht um Schulden gekümmert hat. Da ging es um Wachstum, da ging es um Krisenbekämpfung", erläutert Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Bank. "Und auf einmal sehen wir mit diesem amerikanischen Beispiel: Der Markt schaut wieder auf Verschuldung."
Das zeigt: die Politik in den USA kann es sich in dieser Lage kaum leisten, das Land tatsächlich in die Staatspleite rutschen zu lassen. Selbst ein kurzer Zahlungsausfall hätte an den Finanzmärkten - und damit auch für die Bürger des Landes - verheerende Folgen.