Gewinnmitnahmen Wall Street geht schwunglos ins Wochenende
An der Wall Street hat der Schwung zum Wochenschluss nachgelassen. Einige Anleger nahmen nach der Rekordrally der vergangenen Tage Gewinne mit. Zuvor hatte der DAX erstmals über 18.200 Punkten geschlossen.
An den US-Börsen gönnten sich viele Investoren am Freitag eine Pause. Die Börsen schlossen uneinheitlich: Während der Dow Jones 0,8 Prozent auf 39.475 Punkte verlor, rückte der technologielastige Nasdaq 0,2 Prozent auf 16.428 Zähler vor. Trotz heutigen Kursverluste schaffte der US-Leitindex einen Wochengewinn von rund zwei Prozent. Der marktbreite S&P 500 schloss dagegen kaum verändert bei 5.234 Stellen.
Am Donnerstag hatten alle drei Indizes noch neue Bestmarken aufgestellt. Fed-Chef Jerome Powell hatte die Kauflaune der Anleger am Mittwoch mit seinem Bekenntnis zu drei Zinssenkungen in diesem Jahr befeuert.
Zuvor hatte der DAX die Marke von 18.200 Punkten geknackt und ging mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 18.212,63 Punkten ins Wochenende. Die Bestmarke steht nun bei 18.226 Punkten. Damit endet eine erfolgreiche Börsenwoche: Seit vergangenem Freitag verzeichnet der deutsche Leitindex ein Plus von rund 1,5 Prozent.
ING-Marktexperte Christian Zoller sieht aus charttechnischer Perspektive weiteres Aufwärtspotenzial. Solange der DAX über dem gleitenden Durchschnittskurs der vergangenen zehn Tage bei 17.970 notiere, sei mit weiter steigenden Kursen zu rechnen. Der Aufwärtstrend sei sehr stark, daher sollte man dem Trend folgen und die Kauf-Positionen etwas unter den 17.970 Punkten absichern.
An den Aktienmärkten herrsche weiter Goldgräberstimmung, attestiert auch Analyst Jens Herdack von der Weberbank. Es gebe für die Aktienmärkte gute Voraussetzungen für weitere Kursanstiege im Jahresverlauf 2024.
Die Zinssenkungsfantasien der Anleger hatten im Wochenverlauf neue Nahrung erhalten und die Börsen vorangetrieben. Gestern preschte mit der Schweizer Nationalbank (SNB) die erste große Notenbank vor und lockerte die Geldpolitik: "Die überraschende Zinssenkung der SNB hat die Erwartung verstärkt, dass viele andere Zentralbanken ihren lockeren geldpolitischen Zyklus früher beginnen könnten als die US-Notenbank Federal Reserve", kommentiert Pierre Veyret, Marktexperte beim Broker ActivTrades.
Marktbeobachter rechnen damit, dass zur Jahresmitte sowohl die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen senken werden. Aus dieser Fantasie werde bald Zinssenkungsrealität, glaubt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.
Allerdings waren einige US-Konjunkturdaten zuletzt robust ausgefallen. Das wiederum könnte bedeuten, dass die Fed die Zinsen länger unverändert lässt als Anleger erhoffen. "Es kann sein, dass die Fed im Juni mit den Zinssenkungen beginnen möchte", schreibt Mark Dowding, Marktexperte bei RBC BlueBay Asset Management. "Das Problem bleibt jedoch, dass es kaum Anzeichen einer konjunkturellen Verlangsamung gibt und die jüngsten Inflationsdaten enttäuschend hoch ausfielen. Wir erwarten Zinssenkungen weiterhin erst in der zweiten Jahreshälfte", sagte Dowding.
Zum Wochenschluss kam für den DAX zumindest leichter Schub von Konjunkturseite: Ein unerwartet starkes Plus beim ifo-Index, Deutschlands wichtigstem Frühindikator, schürt Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung: "Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.
Die Rheinmetall-Aktie setzte ihren guten Lauf der vergangenen Wochen fort, zum Wochenschluss gehört sie zu den größten Gewinnern im DAX. Erstmals in ihrer Geschichte kostet die Aktie mehr als 500 Euro. Zum Vergleich: Vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs war das Papier noch für 100 Euro zu haben.
Im MDAX waren Hensoldt-Titel gefragt. Der Rüstungselektronik-Konzern will die Übernahme des Elektronikspezialisten ESG in den kommenden Tagen abschließen. ESG solle dann ab dem zweiten Quartal in die Hensoldt-Zahlen eingehen. Einem Sprecher zufolge will Hensoldt anschließend seine Geschäftsprognose für das laufende Jahr anpassen.
Rüstungskonzerne profitieren von der Zeitenwende in der europäischen Rüstungspolitik nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022. Rheinmetall-Aktien haben sich seither verfünffacht, Hensoldt mehr als verdreifacht.
Douglas-Aktien verlieren am zweiten Tag nach einem misslungenen Börsendebüt weiter an Wert. "Die Kursentwicklung von Douglas ist eine Enttäuschung für die Anleger, die während der Zeichnungsphase zu 26 Euro pro Aktie dachten, günstig zum Zug gekommen zu sein", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets.
Der weltgrößte Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones hebt die Dividende an. Die Aktionäre sollen je Aktie 2,20 Euro erhalten - 45 Cent mehr als vor Jahresfrist. Nach einem Plus bei Umsatz und Gewinn im abgelaufenen Jahr erwartet Krones für 2024 weiteres Wachstum. Die Erlöse sollen zwischen neun und 13 Prozent zulegen.
Der Kohlefaserspezialist SGL Carbon rechnet auch im laufenden Jahr mit einer anhaltend schwachen Nachfrage aus der Windindustrie. Entsprechend dürfte der Umsatz 2024 in etwa auf dem Vorjahresniveau von knapp 1,1 Milliarden Euro stagnieren, teilte der SDAX-Konzern mit.
Die Chefs der führenden US-Fluggesellschaften fordern vom kriselnden Flugzeugbauer Boeing Aufklärung darüber, wie das Unternehmen seine Pannenserie in den Griff bekommen will. Wie das "Wall Street Journal" und die Nachrichtenagentur AP berichten, soll voraussichtlich in der kommenden Woche ein Treffen stattfinden.
Der britische Luxusautobauer Aston Martin wechselt zum dritten Mal seit 2020 seinen Chef aus und holt sich nun den Bentley-Spitzenmanager Adrian Hallmark für den Posten. Hallmark werde bis zum 1. Oktober die Arbeit aufnehmen, teilte das Unternehmen mit und bestätigte damit einen Bericht der "Financial Times".