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Börsen auf Talfahrt Was Elon Musk mit dem DAX-Minus zu tun hat

Stand: 24.07.2024 10:01 Uhr

Tesla und Google haben mit ihren Quartalszahlen die Erwartungen der Anleger verfehlt - das schürt die Angst vor einem neuen Tech-Ausverkauf an den Märkten. Der DAX startet tief im Minus.

Nach enttäuschenden Quartalsberichten des Elektroautobauers Tesla und der Google-Mutter Alphabet macht sich auf den Aktienmärkten die Furcht vor einer neuen Verkaufswelle bei US-Technologiewerten breit. Es gebe Bedenken, dass Technologieaktien zu hoch bewertet seien, erklärt Kyle Rodda vom Online-Finanzdienstleister Capital.com.

"Tesla und Alphabet haben es mit ihren Quartalszahlen nicht geschafft, die Herzen der Anleger für die Glorreichen Sieben zurückzuerobern", unterstreicht auch Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Namentlich fallen unter die "Glorreichen Sieben" in der Aktienwelt die Unternehmen Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet, Meta und Tesla. Diese sieben Unternehmen galten seit Monaten als einer der großen Treiber der Kursrally an den Aktienmärkten, waren zuletzt aber unter Druck geraten.

"Damit steht nun auch die die jüngste Mini-Rally im DAX bereits wieder zur Disposition", schlussfolgert Stanzl. Tatsächlich gerät der deutsche Leitindex zur Wochenmitte deutlich unter Druck. In den ersten Handelsminuten geht es bis zu 0,9 Prozent auf 18.386 Punkte abwärts.

Damit vernichtet der DAX auf einen Schlag alle seine tags zuvor aufgelaufenen Kursgewinne. Mit dem Rutsch unter die viel beachtete 50-Tage-Linie (aktuell bei 18.450 Punkten) trübt sich zudem das charttechnische Bild im DAX erneut ein.

Auch an den asiatischen Börsen reagierten die Anleger verschnupft auf die Zahlenwerke der beiden Tech-Riesen. Der 225 Werte umfassende Nikkei ging mit einem Minus von 1,1 Prozent auf 39.155 Punkte aus dem Tokioter Handel. Der japanische Leitindex litt dabei zusätzlich unter dem starken Yen.

An der Wall Street waren derweil die politischen Turbulenzen der vergangenen Tage gestern in den Hintergrund getreten. Große Kursausschläge blieben bei den US-Indizes aus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,1 Prozent tiefer auf 40.358 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq stagnierte bei 17.997 Zählern, während der breit gefasste S&P 500 0,2 Prozent auf 5.555 Stellen einbüßte.

Der Dollar zeigt sich im frühen Devisenhandel weitgehend stabil; Händler warten auf die US-Inflationsdaten am Freitag und die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche. Der Euro tendiert bei 1,0845 Dollar seitwärts. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 2.416 Dollar und damit 0,3 Prozent mehr.

Am Rohstoffmarkt steigen die Ölpreise aufgrund sinkender Lagerbestände in den USA. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuert sich aktuell um 0,4 Prozent auf 81,37 Dollar je Barrel (159 Liter).

Im DAX steht am Morgen die Aktie der Deutschen Bank unter Druck. Eine milliardenschwere Rückstellung für einen Rechtsstreit um die 2010 abgeschlossene Postbank-Übernahme hat das größte deutsche Geldhaus in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich fiel im zweiten Quartal ein Verlust von 143 Millionen Euro an - das erste Minus seit Anfang 2020. Operativ lief es dagegen etwas besser als von Analysten erwartet.

Der Sportwagenbauer Porsche AG ist nach einem schwachen Jahresbeginn im zweiten Quartal besser in die Spur gekommen. Die operative Umsatzrendite lag in den drei Monaten April bis Juni bei 17,0 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit 16,3 Prozent gerechnet. Im ersten Quartal hatte die Marge lediglich 14,2 Prozent betragen, weil unter anderem hohe Forschungs- und Entwicklungskosten angefallen waren und Porsche derzeit viele Modelle neu auf den Markt bringt.

Die Techniksparte der Lufthansa und der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin planen eine engere Zusammenarbeit. Die Unternehmen unterzeichneten auf der Luftfahrtschau im britischen Farnborough eine Absichtserklärung. Details zu der Zusammenarbeit wurden in der gemeinsamen Mitteilung nicht genannt. Kooperiert werden solle bei "globalen Instandhaltungs- und Logistikdienstleistungen".

Die 700 Millionen Euro schwere Übernahme des US-Bausoftware-Herstellers GoCanvas hinterlässt ihre Spuren in der Nemetschek-Bilanz. Das Umsatzwachstum werde 2024 einschließlich GoCanvas zwischen 13 und 14 Prozent liegen, drei Prozentpunkte höher als bisher prognostiziert, teilte der MDAX-Konzern mit. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) werde dagegen mit 29 bis 30 Prozent rund einen Prozentpunkt niedriger ausfallen.

Die im SDAX notierte Deutsche-Bank-Fondstochter DWS erhöht nach einem guten ersten Halbjahr die Ziele für das laufende Jahr. So soll der Gewinn je Aktie auf 4,50 Euro klettern. Basierend auf der Aktienzahl von 200 Millionen wäre das ein Überschuss von 900 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte der Gewinn gerade mal bei etwas mehr als 550 Millionen Euro gelegen.

Der Elektroauto-Vorreiter Tesla hat das zweite Quartal in Folge mit einem deutlichen Gewinnrückgang abgeschlossen. In den Monaten März bis Juni verdiente die Firma rund 1,48 Milliarden Dollar - 45 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zudem verschob Elon Musk die Vorstellung des Robotaxi-Prototypen von Anfang August auf den 10. Oktober.

Google stemmt sich mit seinem Werbegeschäft weiter erfolgreich gegen neue KI-Konkurrenz. Die Anzeigenerlöse stiegen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um gut elf Prozent auf 64,6 Milliarden Dollar. Der Quartalsgewinn der Konzernmutter Alphabet sprang um 28,6 Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar hoch, wie das Unternehmen gestern nach US-Börsenschluss mitteilte.

Der französische Luxusgüterkonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) kämpft weiter mit einer verhaltenen Nachfrage nach seinen Produkten. Im zweiten Quartal wuchs der Umsatz ohne Berücksichtigung von Währungseffekten sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen um ein Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit fast dreimal so viel Wachstum gerechnet. Der Gewinn fiel um 14 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro.

Maue Geschäfte in der Likör- und Spirituosensparte haben die Umsatzentwicklung bei Remy Cointreau gedämpft. Nach Angaben des französischen Unternehmens gingen die Umsätze im ersten Quartal des Geschäftsjahres um 15,6 Prozent zurück und damit etwas mehr als von Analysten erwartet. Besonders das Geschäft mit Cointreau-Likör und Spirituosenmarken wie The Botanist Gin und Bruichladdich Whisky enttäuschte - hier fiel der Umsatz um gut 20 Prozent.

Beim Kreditkarten-Konzern Visa boomt das Geschäft dank einer anhaltenden Konsum- und Reiselust seiner Kunden weiter. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 kletterte der Umsatz um zehn Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um 17 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Seit der Aufnahme der Aktie in den Dow-Jones-Index im September 2013 legte der Visa-Kurs um fast 400 Prozent zu. Damit gehört die Aktie zu den besten Dow-Jones-Titeln in diesem Zeitraum.

Nach monatelangen Verzögerungen und regulatorischen Hürden hat der US-Flugzeugbauer Boeing die Auslieferung der 737 MAX nach China wieder aufgenommen. Diese hatte sich in den vergangenen Wochen wegen einer chinesischen Inspektion der Batterien für den Cockpit Voice Recorder verzögert. Die Wiederaufnahme der Auslieferungen markiert einen wichtigen Meilenstein für Boeing.