Kritik am MSCI World Wie riskant ist der "Weltindex" für Fondssparer?
Der "Weltindex" MSCI World ist bei vielen Fondssparern auch in Deutschland beliebt. Sie investieren Milliarden Euro in Fonds (ETF) auf den Aktienindex. Doch der wird zunehmend kritisch gesehen.
Unter den Indexfonds, kurz ETF, die bei deutschen Aktienfonds-Käufern immer populärer werden, rangieren Fonds auf den MSCI World ganz oben auf der Wunschliste. Vor allem an der Zusammensetzung des Aktienbarometers wird allerdings inzwischen Kritik von Experten laut.
Messlatte mit hoher Rendite
Dabei hat der Index des Anbieters MSCI als Grundlage für einen Aktienkauf über Jahrzehnte hinweg gut "funktioniert". Er verschaffte den Besitzerinnen und Besitzern der Fondsanteile hohe jährliche Renditen. Für Fondsmanager, die klassische Aktienfonds anbieten, dient er immer noch als Vergleichswert, also "Benchmark", für den eigenen Erfolg.
Dass Indexfonds auf den MSCI World zu den populärsten Fondsanlagen der Deutschen gehören, hat gute Gründe, wie Experte Ali Masarwah von der Fondsplattform Envestor erklärt: "Der MSCI World ist ein Index, der die wichtigsten Aktien in 23 Industrieländern zusammenbringt, und zwar gewichtet nach der Börsengröße dieser Unternehmen. Im Ergebnis hat man dann als Anleger ein Wertpapierportfolio mit rund 1.500 Aktien."
Günstig und breit gestreut
Für einen Weltindex als Basis für die Vermögensbildung oder die Altersvorsorge spricht die Streuung über eine hohe Zahl von Einzelwerten, in die das Produkt investiert. Auch andere Indexanbeiter wie die britische FTSE Russell haben solche globalen Aktienbarometer entwickelt. Durch diese "Diversifikation" wird das Risiko von starken Kursschwankungen verringert, ohne das die Wertentwicklung des Index und damit der Indexfonds leidet. Dazu sind die Gebühren bei Indexfonds im Schnitt deutlich günstiger als bei herkömmlichen Fondsprodukten, die ein eigenes Fondsmanagement bezahlen müssen.
Auch das Prinzip, Aktien nach ihrem Börsenwert in einem Index zu gewichten, hat sich über Jahrzehnte bewährt. Beim DAX oder dem europäischen Auswahlindex EuroStoxx 50 gilt diese Index-Regel ebenfalls. Beim MSCI World hat die Gewichtung seit einigen Jahren aber zu einer gewissen Konzentration geführt: US-Aktien dominieren den Index wie noch nie (siehe Grafik). Aus den USA kommen nun einmal stärksten Unternehmen nach Umsatz und auch nach Gewinn.
"Ziemlich großes Risiko"
Eine Entwicklung, die durchaus Risiken mit sich bringt, meint Masarwah: "Es war immer gerechtfertigt, die USA so groß und prominent im Index zu haben, allerdings ist das Gewicht inzwischen bei 70 Prozent. Und das ist ein ziemlich großes Risiko. Hinzu kommt, dass die großen Tech-Plattformen ein sehr großes Gewicht in diesem Index ausmachen. Und last not least: 70 Prozent USA bedeutet - 70 Prozent Dollar.“
Betrachtet man die Gewichtung der Unternehmen im MSCI World, zeigt sich, dass wenige große High-Tech-Konzerne durch ihren hohen Börsenwert einen erheblichen Teil des Index ausmachen. Alleine die größten fünf Unternehmen stehen für fast ein Fünftel im gesamten MSCI World (siehe Grafik), der insgesamt fast 1.500 Aktien enthält. Sollten also die Technologiewerte einmal an der Börse abstürzen, würde das den gesamten Index deutlich nach unten bewegen.
"Stark an die Entwicklung der USA gekoppelt"
Auf die zunehmende "Unwucht" im Weltindex weisen inzwischen auch Verbraucherschützer hin, wie etwa Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen erläutert: "Unser Ziel ist, dass die Menschen verstehen, wenn sie einen MSCI World nehmen, dass der MSCI World sehr stark an die wirtschaftliche Entwicklung der USA gekoppelt ist. Dagegen gibt es andere Indizes, die auch China oder Brasilien einbeziehen".
Wer also die Übermacht der USA im MSCI World und damit auch im eigenen Depot verringern will, muss umdenken. Ein Weg dazu kann sein, Regionen stärker zu gewichten, die im Index nur eine Nebenrolle spielen. So kann etwa zusätzlich zum MSCI World ein Fonds etwa mit dem Schwerpunkt Asien die Gewichtung weg von den US-Giganten verändern.
Schwellenländer fehlen ganz
Der Blick muss dazu aber gar nicht in die Ferne schweifen, so Fondsexperte Masarwah: "Nehmen wir zum Beispiel die Eurozone. Die Eurozone macht im MSCI World rund zehn, zwölf Prozent aus. Das ist ziemlich wenig, wenn man bedenkt, dass die Eurozone ein Riesen-Wirtschaftsraum ist, wo ja auch gesunde Unternehmen arbeiten."
Aktien aus Schwellenländern, den so genannten Emerging Markets, finden sich im MSCI World gar nicht. Dazu gehören etwa Südkorea und Taiwan. Auch auf diese Emerging Markets gibt es eigene Indizes und damit auch Indexfonds.
Die Indexanbieter, zu denen neben MSCI auch US-Konkurrent S&P und der britische FTSE Russell gehören, haben aber sogar "ex-USA"-Indizes entwickelt, die US-Unternehmen explizit ausschließen. Der Grundgedanke dabei: Fondskäufer sollen selbst entscheiden, wie hoch sie den US-Anteil in ihrem Depot gewichten wollen und dann einen entsprechenden USA-Indexfonds zusätzlich kaufen.