Verschiedene Dollar-Banknoten liegen über- und nebeneinander
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Sparen in Fremdwährungen Lieber Dollar statt Euro?

Stand: 20.12.2024 11:09 Uhr

Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen erneut gesenkt. Das bedeutet auch weniger Zinsen für Tages- und Festgeld. Wer sein Erspartes weiter vermehren möchte, schaut jetzt vielleicht über den Euro hinaus.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

In andere Währungen investieren, das kann durchaus neue Chancen bedeuten. Allerdings gibt es dabei auch höhere Risiken. Diese sollte jeder Sparer vor einem Fremdwährungskauf abwägen.

In Dollar, Schweizer Franken oder den japanischen Yen kann man zum Beispiel über sogenannte Fremdwährungskonten Geld anlegen. Die gibt es bei vielen Online-Banken, aber womöglich auch bei der Hausbank um die Ecke.

Höhere Zinsen außerhalb des Euro-Raums

Wer sein Geld in einer solchen Fremdwährung anlegt, kann prinzipiell auf zwei Arten Rendite erzielen, erläutert Timo Halbe von "Finanztip": "Möglichkeit eins ist, dass man darauf setzt, in anderen Währungsräumen einen höheren Zins zu bekommen. Da könnte man sich jetzt zum Beispiel den Dollar anschauen, wo die Zinsen ja immer noch etwas höher sind als in Europa."

Denn auch wenn die US-Notenbank Federal Reserve in dieser Woche ihren Leitzins erneut gesenkt hat, locken beim Dollar immer noch deutlich höhere Zinsen als beim Euro, nämlich rund vier Prozent. Das gilt zum Beispiel auch für das Britische Pfund. Dort liegt der Zins sogar noch bei 4,75 Prozent.

Einlagensicherung greift auch bei Fremdwährungen

Die gesetzliche Einlagensicherung gilt bei deutschen Konten auch für die Fremdwährungen. Das heißt, bis zu umgerechnet 100.000 Euro, sind auch die Dollar oder Pfund pro Konto und Kunde abgesichert. Zum Teil haben die Banken darüber hinaus noch eigene Sicherungssysteme, die auch höhere Beträge absichern. Dies sollte im Vorfeld mit der Bank geklärt werden.

Den Service eines Fremdwährungskontos lassen sich Banken oft über eine monatliche Gebühr bezahlen. Darüber hinaus wird beim Tausch der Währungen in der Regel eine einmalige Gebühr fällig. Nicht zuletzt ist es für die Banken auch lukrativ, den Zinsvorteil nicht komplett an die Kunden weiterzugeben. Wie hoch also die Zinsen konkret für Dollar & Co. auf dem Währungskonto ausfallen, sollte ebenso vor dem Ankauf geprüft werden.

Spekulation auf die Währungsentwicklung

Aber mit einem Währungskauf geht für Sparer und Anleger oft noch eine zweite Überlegung einher, so "Finanztip"-Experte Halbe: "Der zweite Ansatz ist natürlich, dass ich darauf spekuliere, dass eine Währung gegenüber dem Euro aufwertet, also dass ich quasi am Ende mehr Geld durch die Steigerung beim Wechselkurs heraushole, also dass das Geld nachher einfach mehr Euro wert ist als das, was ich eingezahlt habe."

Dieser Ansatz enthält freilich deutlich mehr Risiko als die reine Hoffnung auf längerfristig höhere Zinsen in einer Fremdwährung. Die Stärke einer Währung wird vor allem von der wirtschaftlichen Situation in einer Volkswirtschaft bestimmt. Dies immer wieder abzuschätzen, ist dann ebenfalls die Aufgabe eines Währungskäufers.

Die Experten von "Finanztip" empfehlen daher Währungskonten auch eher für Privatanleger "nur wenn sie wirklich regelmäßig Ausgaben oder Geschäfte mit einer ausländischen Währung tätigen. Also wenn man oft im Ausland ist und dann da mit der Währung zahlen muss."

Hohe Zinsen, hohes Risiko in Schwellenländern

Wer mit einem möglichst begrenzten Geldeinsatz wirklich die Chancen in anderen Währungsräumen nutzen will, der kann nicht nur auf die klassischen Weltleitwährungen wie Dollar, Franken oder Yen setzen. Attraktiv erscheinen für viele Sparer etwa die schwedische oder norwegische Krone, ob für den nächsten Skandinavien-Urlaub oder als Parkstation für Bares.

Und bei einem direkten deutschen Nachbarn gibt es ebenfalls einiges an Zinsen zu holen, so Zsolt Papp von der Fondsgesellschaft JPMorgen Asset Managment: "Wenn ich jetzt als Beispiel Polen nehme. Polen bietet mir eine höhere Verzinsung. Ich erziele 5,5 Prozent. Und ich hätte in Euro eine Rendite von ebenfalls 5,5 Prozent erzielt. Man merkt schon, es kann sich tatsächlich lohnen."

Breit streuen über Staatsanleihenfonds

Ein höheres Zinsniveau allein sollte allerdings nicht dazu verführen einen eher exotischen Währungsraum anzusteuern. Der Leitzins in Mexiko etwa liegt derzeit sogar bei 10,25 Prozent. Trotzdem hätte eine Geldanlage in mexikanischem Peso in den vergangenen Monaten Verluste beschert. Denn die Währung des lateinamerikanischen Landes hat gegenüber dem Euro in diesem Jahr um rund zwölf Prozent abgewertet.

In die Währungen sogenannter Schwellenländer zu investieren hat sich dennoch in den vergangenen Jahren im Schnitt gelohnt, meint Fondsmanager Zsolt Papp. Um das Risiko eines einzelnen Währungsraums zu verringern, böten sich am ehesten Fonds an, die in Staatsanleihen vieler aufstrebender Länder investieren.

Damit kaufe der Anleger nicht nur ein oft höheres Zinsniveau, sondern auch Chancen der Währungen selbst. "Wenn ich das investierbare Universum der Schwellenmarktanleihen betrachte, sind das etwa 25 Währungen, verteilt über Asien, Lateinamerika und auch Mittel- und Osteuropa", sagt Papp. "Ich erhalte damit zum einen eine gute geografische Diversifikation. Ich erhalte aber auch, wenn man so will, eine gewisse thematische Diversifikation."

Das Finanzamt schaut auch auf Währungsgeschäfte

Und noch einen weiteren Aspekt sollten Sparer bedenken, die ihr Geld in ausländischen Währungen anlegen: Der Fiskus verdient immer mit. Das gilt nicht nur für die Zinsen, die in Dollar, polnischem Zloty oder mexikanischem Peso anfallen. Auch an den Währungsgewinnen knabbert die Abgeltungssteuer von 25 Prozent, zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.

Die Finanzbehörden kontrollieren seit diesem Jahr Währungstransaktionen schärfer. Das gilt auch für Auslandskonten deutscher Staatsbürger. Als Steuerzahler sollte man daher alle Währungstransaktionen und Zinserträge genau dokumentieren und bei der Steuererklärng angeben. Beim Währungsinvestment sollten also Chancen und Risiken, aber auch die steuerlichen Verpflichtungen gut abgewogen werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 20. Dezember 2024 um 09:00 Uhr in "Update Wirtschaft".