Hoffen auf langfristige Effekte Was bringt Olympia der Wirtschaft?
Frankreich richtet zum dritten Mal die Olympischen Sommerspiele aus. Das Gastgeberland verspricht sich davon auch wirtschaftliche Impulse. Doch sind die Effekte überhaupt so groß?
100 Jahre nach den letzten Olympischen Spielen in Paris wird die französische Hauptstadt erneut eine riesige Arena. Auch bei ihrer dritten Austragung nach 1900 und 1924 hat die Metropole Großes vor: Schwimmwettbewerbe in der einst schmutzigen Seine oder Beach-Volleyball-Turniere unter dem Eiffelturm. Bilder, wie die besten Athletinnen und Athleten umringt von den Wahrzeichen der Stadt um Medaillen ringen, sollen um die Welt gehen. Die Vorbereitungen laufen dafür schon seit Jahren - und die Kosten aus dem Ruder. So wie an nahezu allen Olympia-Austragungsorten.
Insgesamt sollen die Spiele in Paris 7,7, Milliarden Euro kosten, davon fließen allein 3,3, Milliarden Euro in den Ausbau von Infrastruktur. Allgemein spricht man von drei bis fünf Milliarden, die Olympische Spiele kosten. "Wir sehen sehr häufig, dass die tatsächlichen Kosten diesen Bereich massiv überschreiten. Auch in Paris liegen wir jetzt fast bei der doppelten Summe", sagt Timo Zimmermann, Sportökonom der International School of Management ISM in Dortmund.
Gibt es einen Taylor-Swift-Effekt für Paris?
Denn bei so einem Ereignis, das eine Stadt nur einmal in Dekaden ausrichtet, wird geklotzt statt gekleckert. Und wofür? Gibt es eine Art LeBron James- oder Angelique-Kerber-Effekt - ähnlich wie Taylor Swift im Showgeschäft? Sowohl für die Olympia-Organisatoren, als auch für das Gastgeberland zahlen sich die Kosten im besten Fall aus. Denn viele Bereiche der französischen Wirtschaft dürften von den Olympischen und Paralympischen Spielen profitieren.
Die Universität Limoges rechnet mit einem wirtschaftlichen Effekt von 10,7 Milliarden Euro, sei es durch einen Anstieg des Tourismus, die Schaffung von Arbeitsplätzen oder erhebliche Investitionen in die Infrastruktur.
Wie eine Party: schön, aber teuer
Skeptischer beurteilt Stephan Kemper, Chef-Investmentstratege bei BNP Paribas den Effekt. So rechnet die französische Bank nur mit einem kleinen positiven Effekt auf die französische Wirtschaft. Denn die Spiele sind laut Kemper in erster Linie extrem teuer: "Die Olympischen Spiele sind eigentlich eine große Party, zumindest finanziell gesehen. Die kosten meistens mehr Geld, als sie einbringen. Sponsoring, Ticketverkäufe, diverse andere Einnahmen reichen meistens nicht aus, um die Kosten, die so ein Event mit sich bringt, zu decken."
Studien zeigen, dass Olympische Spiele im Schnitt immerhin 50.000 und 300.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, wobei die genaue Zahl schwer zu beziffern sei, erklärt Kemper: "Die Olympischen Spiele in London von 2012 haben gezeigt, dass nur zehn Prozent von den entstandenen 50.000 Arbeitsplätzen tatsächlich an Arbeitslose gegangen sind. Größtenteils haben sich Leute, die ohnehin schon einen Job hatten, einfach einen neuen gesucht". Außerdem handele es sich dabei größtenteils um vorübergehende Jobs, die unmittelbar nach Olympia wieder wegfallen.
Kaum mehr Besucher als normal
Ähnlich kurzfristig sei der Effekt beim Tourismus. Zwar erwartet Paris in dem Zeitraum rund 15 Millionen Besucher - allerdings wären das nur zwei Millionen Besucher mehr, als es ohnehin zu dieser Zeit wären. "Denn Besucher, die sich nicht für Olympia interessieren, werden wahrscheinlich nicht zu dem Zeitpunkt nach Paris fliegen, sondern werden ihre Reise verschieben", so Kemper. Hinzu kommt, dass viele der Besucherinnen und Besucher Franzosen sind, die nicht zwingend in einem Hotel übernachten müssen. "25 Prozent der Hotels sind im Moment nicht ausgelastet. Das ist mehr als üblich", erklärt Kemper.
"Die Leute haben Angst, dass die Stadt überfüllt ist, haben Sicherheitsbedenken, sehr hohe Hotelkosten. Da haben sich einige Hotels mehr erhofft." Auch bei den Flügen mache sich das bemerkbar. Die französische Fluggesellschaft Air France berichtet bei den Flugbuchungen von Umsatz-Einbußen von bis zu 180 Millionen Euro.
Dabei könnte Frankreich Impulse, sportlicher wie wirtschaftlicher Natur, gut gebrauchen, erklärt der Chef-Investmentstratege bei BNP Paribas: "Frankreich steht vor großen Herausforderungen - politisch wie wirtschaftlich. Da hätte ein wirtschaftlicher Schub gutgetan, doch der wird kleiner ausfallen als erwartet."