Kaufkraft nimmt zu Reallöhne steigen sechstes Quartal in Folge
Die Löhne in Deutschland sind im dritten Quartal erneut stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Das Statistische Bundesamt beziffert das Reallohn-Plus auf 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Lohnzuwächse bei gleichzeitig sinkender Inflation haben die Kaufkraft der deutschen Beschäftigten im Sommer das sechste Quartal in Folge steigen lassen - allerdings langsamer als zuvor. Die Reallöhne wuchsen von Juli bis September um durchschnittlich 2,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte.
Demnach legten die nominalen Löhne mit 4,9 Prozent stärker zu als die Verbraucherpreise mit 1,9 Prozent. Die Inflation zehrte damit nur einen Teil des Verdienstzuwachses wieder auf.
Positiver Trend setzt sich fort
Durch den sechsten Anstieg in Folge machen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zunehmend die Kaufkraftverluste aus der Zeit der Hochinflation vor allem im Jahr 2022 wett. Zuvor hatte zudem die Corona-Flaute für stagnierende bis fallende Reallöhne gesorgt. "In den Quartalen von Ende 2021 bis Anfang 2023 hatten die Beschäftigten noch durchschnittlich Reallohnverluste zu verzeichnen", so die Statistiker. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatte es dann mit 3,8 Prozent sogar das stärkste Reallohnwachstum seit Beginn der Zeitreihe 2008 gegeben. Dem folgte im Frühjahr ein Plus von 3,1 Prozent.
Maßgeblich zur steigenden Kaufkraft beigetragen hat im dritten Quartal erneut die Inflationsausgleichsprämie. Diese steuer- und abgabenfreie Prämie kann bis zu 3.000 Euro betragen und als freiwillige Leistung der Arbeitgeber noch bis Jahresende ausgezahlt werden. Auch die in Tarifverträgen beschlossenen Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen stützten die Reallöhne.
Überdurchschnittliche Verdienststeigerungen gab es in den Branchen Handel sowie Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (plus 6,9 Prozent), Verkehr und Lagerei (plus 6,4 Prozent) sowie Information und Kommunikation (plus 6,2 Prozent). Vergleichsweise geringe Steigerungen wurden hingegen in der Energieversorgung (plus 2,3 Prozent) sowie im Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (plus 2,7 Prozent) gemeldet.
Kauflaune zuletzt wieder gesunken
Erneut setzt sich der Trend fort, dass vor allem am unteren Ende der Lohnskala die Bezüge besonders stark angehoben werden. Das Fünftel mit den geringsten Verdiensten erzielte Zuwächse von durchschnittlich 7,3 Prozent. Im obersten Fünftel gab es hingegen nur 4,3 Prozent mehr Lohn. Die höhere Kaufkraft ließ von Juli bis September auch die private Nachfrage wieder wachsen.
So haben die steigenden Konsumausgaben der Verbraucherinnen und Verbraucher die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal knapp vor einer Rezession bewahrt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs überraschend um 0,1 Prozent. Dazu trug das Plus bei den privaten Konsumausgaben von 0,3 Prozent maßgeblich bei.
Allerdings ist die Kauflaune der Deutschen zuletzt wieder gesunken. Das Barometer für das Konsumklima im Dezember fiel auf minus 23,3 Punkte von revidiert minus 18,4 Zählern im Vormonat und damit auf den tiefsten Stand seit Mai, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) in dieser Woche mitteilten. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sorgen sich wieder mehr um den eigenen Arbeitsplatz. Gründe dafür sind der aus der Industrie gemeldete Stellenabbau und die Verlagerung von Produktion ins Ausland.