Portemonnaie mit Bargeld

Arbeitnehmer mit mehr Kaufkraft Reallöhne steigen fünftes Quartal in Folge

Stand: 29.08.2024 11:15 Uhr

Tariferhöhungen und Inflations-Ausgleichsprämien machen die vorherigen Kaufkraftverluste der Beschäftigten nach und nach wett. In den Monaten April bis Juni sind die Reallöhne nochmals gestiegen.

Höhere Löhne plus sinkende Inflation gleich mehr Kaufkraft - auf diese Rechnung könnte man die Entwicklung der vergangenen Monate bringen. Während die Gehälter in Deutschland zwischen April und Juni nominal 5,4 Prozent höher waren als ein Jahr zuvor, hat die Inflation in dieser Zeitspanne lediglich 2,3 Prozent betragen. Das Ergebnis: Im zweiten Quartal stiegen die Reallöhne um 3,1 Prozent, rechnet das Statistische Bundesamt vor.

Der Reallohn ergibt sich aus dem Nominallohn abzüglich der Inflation. Er zeigt an, was sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von ihrem Verdienst tatsächlich leisten können.

Zuvor hohe Kaufkraft-Verluste

Das erneute Quartalsplus bei Reallöhnen ist bereits das fünfte in Folge. In den ersten drei Monaten hatte es mit 3,8 Prozent sogar das stärkste Reallohnwachstum seit Beginn der Zeitreihe 2008 gegeben.

Zuvor hatten die Arbeitnehmer allerdings deutliche Verluste ihrer Kaufkraft hinnehmen müssen. Von Ende 2021 bis Anfang 2023 hatte es sechs Quartale in Folge sinkende Reallöhne gegeben. Hintergrund war der starke Anstieg der Verbraucherpreise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Im Gesamtjahr 2022 lag die Inflationsrate bei hohen 7,8 Prozent.

Inflationsausgleichsprämie hilft den Haushalten

Maßgeblich zur steigenden Kaufkraft beigetragen hat im zweiten Quartal erneut die Inflations-Ausgleichsprämie. Diese steuer- und abgabenfreie Prämie kann bis zu 3.000 Euro betragen. Die freiwillige Leistung der Arbeitgeber kann noch bis Ende 2024 ausgezahlt werden.

Aber auch die in Tarifverträgen beschlossenen Lohnsteigerungen und Einmalzahlungen ließen die Reallöhne steigen. Überdurchschnittliche Verdienststeigerungen gab es in den Branchen Energieversorgung (plus 7,6 Prozent), Verkehr und Lagerei (plus 6,8 Prozent) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 6,7 Prozent).

Unter den Vollzeitbeschäftigten gab es für das unterste Fünftel mit den niedrigsten Verdiensten das höchste Plus bei den Nominallöhnen - hier stiegen sie im zweiten Quartal um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für das oberste Fünftel mit den höchsten Verdiensten betrug der Nominallohnanstieg 5,7 Prozent.

Verbraucher halten Geld zusammen

Obwohl die Kaufkraft stetig zunimmt, zieht der private Konsum bislang nicht wie erwartet an. Das ist ein Grund dafür, weshalb sich Europas größte Volkswirtschaft am Rande einer Rezession bewegt. Das für September berechnete Konsumklima trübte sich zuletzt sogar ein, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) bei ihrer Befragung von 2000 Verbrauchern herausfanden.

"Die Verbraucher trauen dem Rückgang der Inflation noch nicht so richtig", urteilt der ifo-Ökonom Klaus Wohlrabe. Sie hielten deshalb ihr Geld zusammen.