Stresstest des IWF Spaniens Banken fehlen 40 bis 80 Milliarden Euro
Mit mehr Geld sollen sich Spaniens Banken für den Krisenfall wappnen. Der IWF bezifferte den Bedarf auf mindestens 40 Milliarden Euro. Mit weiteren Puffern könnten es sogar 80 Milliarden Euro werden. Die Euro-Finanzminister beraten am Nachmittag über einen möglichen Hilfsantrag Spaniens an den Euro-Rettungsschirm.
Die spanischen Banken benötigen nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) mindestens 40 Milliarden Euro zusätzliches Kapital. Dieser Finanzbedarf ergebe sich aus einem Stresstest der Institute des Landes.
Der IWF machte zugleich deutlich, dass der errechnete Wert nur die Untergrenze markiere. Denn er enthalte noch nicht den empfohlenen zusätzlichen Puffer zur Absicherung fauler Kredite und für eine mögliche Umstrukturierung. Eine IWF-Vertreterin machte deutlich, dass das eineinhalb bis zweifache des errechneten Bedarfs häufig notwendig sei, um Geldhäuser krisenfest zu machen. Einschließlich des empfohlenen Puffers könnte sich der Bedarf des spanischen Bankensektors damit auf bis zu 80 Milliarden Euro summieren.
Es sei besser, den Finanzbedarf zu über- statt zu unterschätzen, sagte die stellvertretende IWF-Direktorin Ceyla Pazarbasioglu. In dem von ihr mitverfassten Bericht hieß es, die meisten großen Banken in Spanien seien belastbar, sie würden jedoch durch die schwächeren Banken in Mitleidenschaft gezogen.
Möglicher Antrag Spaniens an Rettungsschirm
Die spanische Regierung muss voraussichtlich die Banken des Landes unterstützen, um deren Finanzprobleme zu lösen. Noch ist unklar, ob sie zu diesem Zweck ihrerseits Hilfen des Euro-Rettungsschirms EFSF beantragen wird. Gestern hatten mehrere Nachrichtenagenturen berichtet, dass dies schon heute geschehen könne. Dies hatte die Regierung in Madrid allerdings dementiert.
Am Vormittag wurde allerdings bekannt, dass die Eurogruppe kurzfristig für heute Nachmittag eine Telefonkonferenz der Finanzminister einberufen hat. Thema der Beratungen ist eine mögliche Rettungsaktion für den spanischen Bankensektor. Es liege noch kein Hilfsantrag aus Madrid vor, aber "man will vorbereitet sein, falls eine Anfrage kommt", sagte der Sprecher von Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker.
Spaniens stellvertretende spanische Ministerpräsidentin Soraya Saenz de Santamaria hatte gestern erklärt, das Land könne noch in diesem Monat über einen Antrag auf europäische Finanzhilfen entscheiden. Dies werde jedoch erst geschehen, wenn der IWF und die zwei beauftragten Beratungsfirmen ihre Berichte zur Lage der Geldhäuser vorgelegt hätten. Nach der Veröffentlichung der IWF-Berechnungen rückt die Entscheidung nun näher. Die Berichte der Beratungsunternehmen werden innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet.
Juncker für rasche Lösung der Bankenkrise
Juncker sprach sich für eine rasche Entscheidung zur Bewältigung der spanischen Bankenkrise aus. "Die Lösung wird schnell erfolgen müssen", sagte er im Deutschlandradio Kultur. Er lobte die Anstrengungen der Regierung zur Konsolidierung des Haushalts. Die Finanzierungsprobleme des Landes wertete er als Konsequenz des Bankenproblems. Die Regierung hatte den Bankensektor des Landes mit Milliardenbeträgen gestützt, um einen Zusammenbruch zu verhindern.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ermunterte Spanien, die Unterstützung des Euro-Rettungsschirms in Anspruch zu nehmen. "Wenn Spanien bei der Bankenstabilisierung Hilfe benötigt, sollte es diese zügig bei der EFSF beantragen - das Instrumentarium dazu ist da", sagte er der "Rheinischen Post".
Schäuble: "Spanien entscheidet, was richtig ist"
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verwies in der "Rheinischen Post" darauf, dass sich ein Teil des zusätzlichen Kapitalbedarfs der Geldhäuser dadurch ergebe, dass Spanien die Eigenkapitalregeln für die Banken verschärft habe, um sie in der Krise besser zu wappnen. Nach Ermittlung des Kapitalbedarfs müsse die Regierung in Madrid entscheiden, ob sie sich das benötigte Geld am Kapitalmarkt leihen oder die EFSF-Hilfen nutzen wolle. "Es liegt an Spanien zu entscheiden, was richtig ist", betonte er.
IWF-Chefin Christine Lagarde rief unterdessen die Europäer dazu auf, gemeinsam für ihre Verbindlichkeiten einzustehen. "Ohne mehr gemeinsame Haftung in der Eurozone geht es nicht", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Dabei gebe es viele Wege. Neben dem Vorschlag gemeinsamer Staatsanleihen, sogenannter Eurobonds, verwies sie insbesondere auf die Idee eines Schuldentilgungspakts.