Claus Weselsky sitzt an seinem Schreibtisch in seinem Büro.

GDL-Chef Weselsky geht in Ruhestand Der "Einheizer aus Sachsen" tritt ab

Stand: 02.09.2024 11:42 Uhr

Nach 16 Jahren als GDL-Chef verabschiedet sich Claus Weselsky in den Ruhestand - auf der heute beginnenden Generalversammlung der Lokführergewerkschaft. In Erinnerung bleiben dürfte manche markige Äußerung.

Heute beginnt in Dresden die Generalversammlung der Lokführergewerkschaft GDL. Die Versammlung soll vier Tage dauern. Die GDL teilt mit, dass dort "die Weichen für die gewerkschaftspolitische Arbeit der kommenden fünf Jahre gestellt" würden. Am Mittwoch stehen neben einer öffentlichen Veranstaltung mit rund 1.000 erwarteten Gästen außerdem Vorstandswahlen an.

Für den GDL-Chef Claus Weselsky, der die Gewerkschaft seit 2008 leitet, ist es die letzte Generalversammlung. Der 65-Jährige verabschiedet sich anschließend in den Ruhestand. Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht entschieden - beworben hat sich das bisherige GDL-Vorstandsmitglied Mario Reiß.

Teils rüde Kritik am Bahnmanagement

Egal wer Weselskys Nachfolger wird - er dürfte am prominenten Vorgänger gemessen werden. In den 16 Jahren als GDL-Vorsitzender schaffte es der streitbare Weselsky immer wieder, den Anliegen der Gewerkschaft für viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu verhelfen.

Das CDU-Mitglied war selbst lange Lokführer, davor Schlosser. Die Ziele der Gewerkschaft verfolgte er mit Härte, was ihm auch viel Kritik einbrachte. Mehrfach stellten tagelange Streiks bei der Deutschen Bahn die Geduld der Fahrgäste auf eine harte Probe.

Zudem attackierte Weselsky den Konzern samt seiner Führungsriege in teilweise rüdem Ton. So sprach er von "Nieten", "Dummschwätzern" oder "Vollpfosten" im Bahnvorstand. Manager hauten sich "die Taschen voll" - auf Kosten der hart arbeitenden Belegschaft. Er sei auch schon als "Einheizer aus Sachsen" bezeichnet worden, sagte er Anfang des Jahres in einem Interview.

Die GDL-Mitglieder vertrauten seinem Verhandlungsgeschick. Sein jüngster Erfolg gelang ihm dieses Jahr, als er die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche für seine Lokführerinnen und Lokführer durchsetzte.

Ringen um Einfluss

Die Deutsche Bahn warf Weselsky immer wieder vor, mit seiner Gewerkschaft "egoistische Machtinteressen" durchsetzen zu wollen. Denn die kleine GDL steht im Wettbewerb mit der größeren EVG - und die Lokführergewerkschaft bangt, dass ihr Einfluss im Konzern im Rahmen des Tarifeinheitsgesetzes kleiner werden könnte.

Bekannt wurde Weselsky 2007, als sich der damalige Gewerkschaftschef Manfred Schell mitten in der heißen Phase des Arbeitskampfes in eine Kur am Bodensee verabschiedete. Damals zeigte Weselsky, der ein Jahr zuvor zum Vizevorsitzenden der GDL aufgestiegen war, dass er als Verhandlungsführer die Position der Lokführer kompromisslos vertrat.

Nach monatelangem Streit Anfang 2008 erkämpfte er elf Prozent mehr Lohn. Wenige Monate später wählten die Mitglieder der Lokführergewerkschaft Weselsky zu Schells Nachfolger - mit 90 Prozent der Stimmen. 

"Eine Geschichte des Existenzkampfes"

"Die Geschichte der GDL und des Claus Weselsky ist eine Geschichte des Existenzkampfes", sagte Weselsky kürzlich dem "Tagesspiegel". "Die GDL hat ihre Arbeit gemacht, und der Vorsitzende setzt sich jetzt ein bisschen zur Ruhe."

Gleichzeitig kündigte der Gewerkschafter an, dass er sich nicht komplett aus der Öffentlichkeit zurückziehen wolle. "Ich werde mich in jedem Fall weiter zur Deutschen Bahn und dem Versagen des Vorstands äußern", so Weselsky.