Zwei Männer mit Bauhelmen stehen auf dem Dach eines Unternehmens zwischen Solarplatten.

Bertelsmann-Studie Politische Unsicherheit bremst Nachhaltigkeit aus

Stand: 19.03.2025 10:37 Uhr

Die aktuelle Unsicherheit bei politischen Vorgaben und Regelwerken bremst Unternehmen in Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit. Das hat eine Studie der Bertelsmann Stiftung ergeben.

Klima- und Nachhaltigkeitsziele oder der CO2-Fußabdruck einer Firma werden in der Wirtschaft verfolgt und diskutiert. Allerdings gibt es wegen politischer Vorgaben und Regelwerke aktuell auch große Verunsicherung, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt.

In einer Umfrage unter knapp 600 Unternehmen für den sogenannten Sustainability Transformation Monitor äußerten gut 71 Prozent der Befragten in der Realwirtschaft und fast 80 Prozent der Befragten in der Finanzbranche, ihnen mache diese Unsicherheit mehr Sorgen als in den Vorjahren.

Realwirtschaft hadert mit Klimazielen

Die Realwirtschaft ist der Wirtschaftsbereich, der sich mit Produktion, Vertrieb und Konsum von Gütern und Dienstleistungen befasst. Hier stagniere die Transformation in vielen Bereichen, ergab die Befragung.

Nur 13 Prozent der Firmen, die im Vorjahr angaben, konkrete Klimaziele aufstellen zu wollen, hätten diese Pläne auch umgesetzt. 77 Prozent taten dies nicht, und zehn Prozent haben ihre Nachhaltigkeitsziele sogar ganz aufgegeben.

Auch finanzielle Anreize fehlen laut Umfrage in einer Großzahl an Unternehmen: 82 Prozent der Unternehmen aus der Realwirtschaft und 75 Prozent der Finanzwirtschaft gaben laut Bertelsmann Stiftung an, das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen nicht an die Vergütung von Führungskräften oder anderen relevanten Entscheidungsträgern zu koppeln.

Einiger Schatten - aber auch ein Lichtblick

Außerdem verliere das Thema Nachhaltigkeit bei Finanzierungsentscheidungen an Bedeutung, beklagt die Stiftung. Für knapp die Hälfte der Unternehmen sei das laut der Umfrage bei Finanzierungsgesprächen unwichtig oder eher unwichtig.

Als "Lichtblick" benennt die Studie, dass immer mehr Unternehmen eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung besitzen. In der Realwirtschaft sei deren Anteil um 15 Prozentpunkte auf 51 Prozent gestiegen.

Fortschritte gebe es auch dabei, CO2-Emissionen zu erheben. Fast 60 Prozent der befragten Firmen erfassen danach ihren Kohlendioxidausstoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Politik bremst nicht nur

Auf der anderen Seite sähen viele in der Wirtschaft Verantwortliche die Politik auch als Treiber der Transformation. Bei den Banken sind es rund 70 Prozent, in der Realwirtschaft 62 Prozent, heißt es.

Wichtigster Ansporn für wachsende Nachhaltigkeit sind danach die künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie wurden von fast 74 Prozent der Firmen genannt; rund 61 Prozent der Befragten bezeichneten allgemein die Jugend als Treiber.