Nach Ende der Null-Covid-Politik Deutsche Unternehmen in China ernüchtert
Deutsche Unternehmen in China blicken pessimistisch in die Zukunft. Mehr als die Hälfte der Firmen erwartet dieses Jahr eine "unveränderte oder schlechtere" Branchenentwicklung. Das zeigen Daten der Deutschen Handelskammer.
Vertrauen in einen Aufschwung sieht anders aus: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen in China bewertet ihre eigenen Geschäftsaussichten gleichbleibend oder schlechter als zuletzt, heißt es in einer aktuellen Umfrage der Deutschen Handelskammer in China (AHK).
China sei zwar für viele Firmen nach wie vor ein wichtiger Markt und Wachstumstreiber, sagt Hubertus Troska, Vorsitzender der Handelskammer. Dennoch: "Die wirtschaftliche Erholung ist nicht so schnell vorangegangen, wie das erwartet worden war. Die Unternehmen geben als Gründe zum einen die Wachstumsbedingungen im Markt an und zum anderen die geopolitschen Spannungen, die das Geschäftemachen erschweren", so Troska.
Das heißt: Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft von 4,5 Prozent im ersten Quartal ist an deutschen Unternehmen in China eher vorbeigegangen. Zum einen, weil es nicht unbedingt in Bereichen stattgefunden hat, in denen deutsche Unternehmen stark vertreten sind. Zum anderen, weil es für die Firmen derzeit viele offene Fragen gibt.
"China hat eine so starke Entwicklung für viele Industrien gehabt", so Troska. "Jeder Unternehmer fragt sich: Wird das so weitergehen, haben wir graduelles Wachstum oder schrumpft der Markt sogar?" Fragen seien auch: Wie leicht oder schwer sei es Geschäfte zu machen? Werden sich regulatorische Rahmenbedingungen erleichtern oder erschweren? Wie viele Regularien, national oder international, gibt es, die das Geschäftsleben beeinflussen?
Firmen wollen deutlich weniger investieren
Einige haben schon Antworten für sich gefunden. Immer mehr deutsche Firmen in China glauben, dieses Jahr deutlich weniger Gewinn zu machen - fast ein Drittel der 288 befragten Firmen. Und sie wollen auch deutlich weniger investieren als zu Zeiten vor der Corona-Pandemie.
Damit sich das ändert, trotz aller Schwierigkeiten in den deutsch-chinesischen Beziehungen, ist in diesen Tagen eine Delegation der Deutschen Industrie- und Handelskammer in China. Sie hat unter anderem mit Vertretern des chinesischen Wirtschafts- und Außenministeriums gesprochen. Das Hauptanliegen: Vertrauen zurückgewinnen, nach drei Jahren Corona-Besuchsverbot.
DIHK-Präsident Peter Adrian sagt: "Der Bundeskanzler hat klar signalisiert, dass China als politischer Raum und Wirtschaftsraum für Deutschland eine entscheidende Rolle spielt - und dass das auch so bleiben soll."
Regierungskonsultationen in Berlin
In weniger als zwei Wochen finden in Berlin die deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen statt. Auch wenn es aus Diplomatenkreisen heißt, die Veranstaltung solle weniger wuchtig als in der Vergangenheit ausfallen: Die deutsche Wirtschaft erhofft sich viel davon. Nicht zum ersten Mal soll dort über Themen wie Rechtssicherheit und klare Regeln für deutsche Unternehmen in China gesprochen werden.
Und da ist ja auch noch die China-Strategie, an der die Bundesregierung arbeitet. Vorab ist bekannt geworden, dass Unternehmen mehr offenlegen sollen zu ihrem China-Geschäft, dass die Ampel-Koalition strengere Investmentregeln beschließen und staatliche Absicherungen zurückfahren will.
Adrian setzt darauf, dass der wirtschaftliche Erfolg der Vergangenheit dabei hilft, die politische Zukunft zu beeinflussen: "Die namhaften Unternehmen, die seit vielen Jahren hier in China engagiert sind, signalisieren eindeutig, dass sie dieses Engagement fortsetzen und auch ausbauen wollen. Ich bin zuversichtlich, dass diese Tatsache nach einem notwendigen Diskussionsprozess auch in die China-Strategie der Bundesregierung einfließt", so Adrian.
Nach ihren Gesprächen in der Hauptstadt Peking besucht die DIHK-Delegation außerdem die Wirtschaftszentren Shenzen und Hongkong.