VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg "... oder es eskaliert"
Bei der Betriebsversammlung am VW-Stammsitz haben die Mitarbeitenden ihrem Ärger Luft gemacht. Sie fordern bis Weihnachten Zugeständnisse, sonst eskaliere die Lage. Konzernchef Blume verteidigte den Sparkurs.
Unter Protesten der Belegschaft hat in Wolfsburg die Betriebsversammlung am Stammsitz von Volkswagen begonnen. Mitarbeiter empfingen den Vorstand mit Transparenten, mit denen sie gegen die harten Sparpläne des Konzerns protestieren. Auf einem Transparent der VW-Beschäftigten war zu lesen "Wann spart der Vorstand?" - "Alle Werke müssen bleiben" wurde auf einem Flugblatt gefordert, das direkt unter dem Namen des Konzernchefs am Podium angebracht war.
Teilnehmern der Veranstaltung zufolge forderte Betriebsratschefin Daniela Cavallo die Konzernführung bei der nicht öffentlichen Versammlung zu raschen Zugeständnissen auf. "Es ist am Vorstand, wie es hier weitergeht vor Weihnachten", sagte sie. "Entweder raufen wir uns zusammen und fangen an, ernsthaft Kompromisse in Angriff zu nehmen. Und zwar auf beiden Seiten", sagte Cavallo. "Oder aber der Vorstand beharrt auf seinem Standpunkt, und es eskaliert."
VW-Chef verteidigt Sparkurs
Volkswagen-Chef Oliver Blume verteidigte indes den verschärften Sparkurs von Europas größtem Autobauer. "Die aktuelle Situation ist ernst", sagte Blume laut einer Mitteilung bei dem Belegschaftstreffen im Stammwerk. "Deshalb braucht es dringend Maßnahmen, um die Zukunft von Volkswagen abzusichern." Der Wettbewerbsdruck steige, zugleich schrumpfe die Nachfrage.
"Dazu kommt: Unsere Arbeitskosten sind in Deutschland inzwischen zu hoch geworden", sagte Blume. Mit Blick auf den laufenden Tarifstreit mit der IG Metall betonte er: "Wir sind gemeinsam an einer Lösung interessiert." Deshalb müsse weiter verhandelt und gemeinsam an messbaren und vor allem nachhaltigen Lösungen gearbeitet werden. Das von der IG Metall vorgelegte Gegenkonzept für Einsparungen ohne Werkschließungen reiche aber bei weitem nicht aus.
Der Chef der Kernmarke, Thomas Schäfer, betonte am Rande der Betriebsversammlung, dass VW "mit unseren Strukturen, Überkapazitäten und Kosten nicht zukunftsfähig" sei. Ziel sei es, bis 2030 der technologisch führende Volumenhersteller zu sein. "Mit wirtschaftlicher Produktion in Deutschland und Wolfsburg als Herz von Volkswagen."
Tarifgespräche gehen am Montag weiter
Volkswagen fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns zehn Prozent Lohnkürzung. Zudem stehen Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen im Raum. Die Tarifgespräche zwischen Konzern und IG Metall werden am kommenden Montag fortgesetzt.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, der ebenso auf der Betriebsversammlung sprach, äußerte dazu seine Erwartungen. Es müsse gemeinsam gelingen, die VW-Standorte in Deutschland zu sichern, sagte der SPD-Politiker. "Zweitens, es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben", so der Minister. Auch die Investitionen, die die Zukunft der Standorte sicherten, müssten sichergestellt werden.
Heil sagte, die Sozialpartnerschaft in Deutschland und bei Volkswagen müsse sich in dieser Stunde bewähren. "Ich weiß als Arbeitsminister, Sozialpartnerschaft, das ist keine romantische Kuschelveranstaltung", räumte der Politiker ein. Es gehe um harte, auch unterschiedliche Interessen. Doch faire Lösungen seien zentral.