E-Ladestationen in Urlaubsländern Damit der Stromer auch auf Reisen immer voll ist
Immer mehr Urlauber fahren mit ihrem E-Auto ins europäische Ausland. Wie ist es um die Ladeinfrastruktur in Frankreich, Österreich und Italien bestellt?
Frankreich: Ein Roadtrip lohnt sich
102.000 öffentliche Ladestationen für E-Autos gibt es in Frankreich - Stand: Ende Juni. Damit hat Frankreich das zweitdichteste Netz in Europa nach den Niederlanden - und knapp vor Deutschland. Laut der Vereinigung der privaten Betreibergesellschaften (ASFA) sind inzwischen 99 Prozent der Raststätten an französischen Autobahnen mit Ladestationen ausgestattet. Heißt: Auf diesen Autobahnen gibt es im Schnitt alle 50 Kilometer eine Ladestation.
Apps wie ChargeMap helfen, Ladestationen zu finden und nötige Pausen auf der Strecke zu planen. Gut 80 Prozent der Ladestationen auf dem privat betriebenen Autobahnnetz liefern mehr als 150 Kilowatt (kW) Leistung: eine halbe Stunde Picknick- oder Kaffeepause an der Raste reicht also, um das Auto zu laden. Lange Schlangen sind eher unüblich; in den Ferienmonaten (Juli und August) kann es aber sein, dass man auf einen Platz an der Ladesäule warten muss. Wer Zeit und Muße hat, fährt runter von der Autobahn und sucht den nächsten hypermarché - den nächsten großen Supermarkt. Deren Parkplätze haben nämlich auch oft Ladesäulen für E-Autos und sind meist auch günstiger als direkt an der Autobahn.
Bezahlen funktioniert in den meisten Fällen über Ladekarten. Die Karten von einigen deutschen Anbietern funktionieren auch an bestimmten Ladestationen in Frankreich - da sollte man sich am besten vor Reiseantritt schlau machen. Prinzipiell kann man an vielen Ladesäulen auch per Kreditkarte bezahlen, das ist meist aber deutlich komplizierter.
Viele Autobahn-Ladestationen bieten mehrere Kabel-Typen zum Laden an; für die in Deutschland gängigen E-Auto-Modelle findet sich in den meisten Fällen ein passendes. Die so genannten Typ-2- oder CCS-Kombostecker sind auch in Frankreich Standard. Abseits der Autobahnen muss man an öffentlichen Ladestationen Geduld mitbringen, denn die haben oft nur wenig Power. Und: in den südlichen Regionen ist das Netz wesentlich dichter als zum Beispiel in der Bretagne oder der Normandie.
Die Preise fürs Aufladen in Frankreich variieren stark. Je nach Ladeort, Anbieter, Uhrzeit und Leistung zahlt man im Schnitt zwischen 50 und 70 Cent pro Kilowattstunde. Auch hierfür gibt es übrigens Apps: chargeprice zum Beispiel zeigt je nach Automodell die Tarife umliegender Ladestationen an. Renault hat mit Plug Inn zudem eine App rausgebracht, über die Privatleute ihre Ladestationen Reisenden zur Verfügung stellen können.
Österreich: Zwischen Popcorn und Germknödel
Auch Österreichs E-Auto-Fahrer warten immer noch auf den versprochenen "Popcorn-Effekt", bei dem lange nichts passiert - und dann poppen plötzlich viele neue Ladestationen gleichzeitig auf. Die Entwicklung der E-Ladestationen folgt aber auch in Österreich eher dem "Germknödel"-Prinzip: Das ist ein blasser österrreichischer Hefeklumpen, der sich langsam aufbläht.
Die ASFINAG, Österreichs Autobahngesellschaft, die gut von der Autobahnmaut lebt, gibt stolz bekannt, dass im Schnitt schon alle 62 Kilometer entlang der Autobahnen und Schnellstraßen, an Raststätten und Tankstellen eine Ladestation angefahren werden kann, fast immer mit mehreren Ladepunkten. 220 Stationen insgesamt, nach und nach werden es mehr. Natürlich mit den gängigsten Steckertypen, mit Ladeleistungen von 50 und 150 kW, teilweise auch mit 350 kW. Betrieben von ganz unterschiedlichen Anbietern, aber über E-Roaming und Kartenzahlung nutzbar auch für Durchreisende Nicht-Österreicher. Wo? Am besten auf der ASFINAG-Webseite oder der ASFINAG-App nachschauen.
Klingt gut, kann aber zu Gedrängel führen, weil sich die Zahl der E- und Hybrid-Autos eher Popcorn-mäßig erhöht hat - im Kontrast zur noch germknödeligen Zunahme der Ladestationen. Natürlich gibt es auch auf dem Land immer mehr Ladestationen, auch vor dem Hotel, dem Supermarkt, beim Wirt. Manchmal gilt noch der Deal: Schnitzelessen gegen kostenloses Nachladen - das lässt aber nach.
Die Hauptstadt Wien hat kräftig nachgerüstet, fast 1000 Ladestellen mit bald 3000 Ladepunkten, an denen stehen aber auch viele der in Wien gemeldeten 17.000 Elektroautos. Für Urlauber gilt in Wien sowieso: lieber elektrisch fahren mit der U-Bahn oder der BIM - das ist die Straßenbahn.
Italien: Auf den Autobahnen läuft's
Die wichtigste Information für Italienreisende: 657 Ladestationen gibt es entlang italienischer Autobahnen. Mehr als die Hälfte davon sind Schnelladestationen mit einer Leistung von mehr als 150 kW. Und abseits der Autobahnen? Auf dem Land - und davon hat Italien jede Menge - sieht es nicht ganz so gut aus, was die Versorgung und die Leistungsstärke betrifft.
Vor allem im Norden des Landes gibt es eine gute Infrastruktur mit immer neuen Ladesäulen. Laut Motus-E, einem Monitor für die Elektromobilität, verfügte Italien Ende Juni über insgesamt 45.210 öffentlich zugängliche Ladesäulen beziehungsweise -stationen. Die allermeisten davon werden mit Wechselstrom betrieben. Allerdings seien 20 Prozent dieser Ladepunkte aktuell gar nicht benutzbar, so Motus-E, zum Beispiel weil der Stromversorger sie noch nicht angeschlossen hat.
Der italienische Energiekonzern Enel ist der größte Anbieter von Ladestationen, hier können E Autofahrerinnen und Autofahrer mit der JuicePass-App von Enel oder ad hoc bezahlen. Diese Ladesäulen funktionieren mit den verbreiteten Typ-2-Ladekabeln. Noch eine gute Nachricht für E-Auto-Nutzer: Viele italienische Innenstädte sind für den Autoverkehr eingeschränkt - manche aber machen da Ausnahmen für E Autos.