EU-Neuwagenmarkt wächst kräftig Starkes West-Ost-Gefälle bei Elektroautos
Die Erholung auf dem EU-Automarkt setzt sich fort, die Neuzulassungen von Elektroautos wachsen rasant. Doch die Unterschiede innerhalb der EU sind massiv: Im Osten und Südosten der EU spielen E-Autos nur eine Nebenrolle.
Der EU-Neuwagenmarkt ist auch im Mai weiter kräftig gewachsen. Im vergangenen Monat stiegen die Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahresmonat laut dem Branchenverband ACEA um 18,5 Prozent auf fast eine Million Einheiten. Es war das zehnte Plus in Folge. Vor allem die Automärkte in Italien, Deutschland und Frankreich belebten sich merklich. Doch zum Vorkrisenniveau klafft weiterhin eine riesige Lücke: Im Vergleich zum Mai 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 23 Prozent.
Lücke zum Vorkrisenniveau dürfte kleiner werden
"Die Autohersteller fahren weiter ihre Produktion hoch, der Teilemangel gehört zunehmend der Vergangenheit an. Die Lage normalisiert sich und die Lieferzeiten sinken weiter", sagt Peter Fuß, Partner bei EY. "Das ermöglicht es den Herstellern, den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten."
Fuß rechnet damit, dass sich die Situation im weiteren Jahresverlauf stetig normalisieren werde: "Wir werden das Vor-Corona-Niveau zwar nicht erreichen, zum Jahresende hin sollte die Lücke zum Vorkrisenniveau aber deutlich kleiner geworden sein."
E-Autos wachsen dynamisch
Bemerkenswert ist weiterhin das Wachstum bei den elektrifizierten Neuwagen, das im vergangenen Monat an Kraft gewonnen hat: Der Absatz von Elektroautos kletterte im Vorjahresvergleich um mehr als 70 Prozent. Ihr Anteil an den Neuzulassungen erhöhte sich um vier Prozentpunkte auf 13,8 Prozent.
Am größten war erneut der Anteil der Benziner. Ihr Marktanteil schrumpfte zwar leicht, mit rund 37 Prozent war dies aber immer noch die gefragteste Fahrzeugart.
Erhebliche Unterschiede innerhalb der EU
"Elektro boomt inzwischen wieder - allerdings vor allem dank staatlicher Subventionen", erklärt EY-Experte Fuß. Märkte mit wenig oder keiner Unterstützung beim Kauf von Elektroautos wiesen deutlich unterdurchschnittliche Marktanteile von Elektroautos aus.
So lag in Schweden der Marktanteil reiner Elektroautos im Mai bei 41 Prozent, in Finnland bei 35 und den Niederlanden bei 33 Prozent. Dagegen kamen E-Autos in Kroatien und Zypern auf einen Marktanteil von gerade einmal zwei Prozent. Deutschland rangiert mit einem Anteil von 17 Prozent drei Prozentpunkte oberhalb des EU-weiten Durchschnitts.
Noch viel zu tun für die EU bis 2035
"Wenn die ambitionierte EU-Pläne für die Elektromobilität Realität werden sollen und tatsächlich ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden, muss bis dahin in vielen Ländern noch sehr viel passieren. Aktuell kommen wir da zu langsam voran", moniert Fuß. Derzeit entfallen in gerade einmal sieben EU-Ländern mehr als 20 Prozent der Neuzulassungen auf E-Autos.
Unterdessen hat China die Steuererleichterungen für Verbraucher für den Kauf neuer Elektroautos teils bis 2027 verlängert. Die heutige Entscheidung folgte auf eine Reihe von Schritten, um den Verkauf und die Produktion im weltgrößten Markt für E-Fahrzeuge anzukurbeln. Bereits Mitte Juni hatte Chinas Handelsministerium eine Kampagne gestartet, um die Einführung von Elektroautos insbesondere auf dem Lande zu fördern.