Eine Spritze mit dem Mpox-Impfstoff
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Neue Variante in Deutschland Wie gefährlich ist das Mpox-Virus?

Stand: 22.10.2024 14:49 Uhr

Erstmals haben die Behörden bei einem Menschen in Deutschland die Mpox-Variante Ib nachgewiesen. Wie gefährlich ist sie? Und wie kann man sich schützen?

Von Daniela Remus, NDR

Seit Anfang des Jahres grassiert das Mpox-Virus - früher als Affenpocken-Virus bekannt - auf dem afrikanischen Kontinent. Ausgehend von der Demokratischen Republik Kongo sind mittlerweile Infektionen aus 16 afrikanischen Staaten bekannt.

Nun gibt es auch in Deutschland einen ersten Fall mit der neueren Variante, der Klade I. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte wegen dieses Typs im August die höchste Alarmstufe ausgerufen.

Wie viele Fälle gibt es?

Seit Beginn des Jahres hat das CDC (Centers for Disease Control and Prevention), in dem afrikanische Zentren für Seuchenkontrolle zusammenarbeiten, rund 15.000 Fälle oder Verdachtsfälle sowie mindestens 460 Todesfälle durch das Mpox-Virus gemeldet. Das ist ein Anstieg von 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wie zuverlässig diese Zahlen sind, ist nicht klar, da sowohl in der Demokratischen Republik Kongo als auch in den angrenzenden Staaten kaum Kapazitäten vorhanden sind, um etwa Testungen und Sequenzierungen vorzunehmen. Deshalb liegt die Dunkelziffer vermutlich weitaus höher.

Was ist bisher über das Virus bekannt?

Das Mpox-Virus ist zoonotischen Ursprungs. Es ist also von Wildtieren auf Menschen übergesprungen und verwandt mit dem klassischen Pockenvirus und dem Kuhpockenvirus. 1970 wurde der Krankheitserreger das erste Mal bei einem Menschen nachgewiesen. Es existieren zwei unterschiedliche Virustypen: Klade I und Klade II. In der Demokratischen Republik Kongo und den angrenzenden Staaten dominiert Klade I und eine Sublinie davon, die sogenannte Klade Ib.

Nach allem, was bisher bekannt ist, lässt sich Klade I - und speziell die Sublinie Ib - leichter übertragen. Der Virustyp geht mit schwereren Krankheitsverläufen und einer höheren Sterblichkeit einher. Aber wissenschaftlich belegt ist das noch nicht, dafür liegen aus den betroffenen afrikanischen Staaten zu wenig Daten vor.

Anders war der Mpox-Ausbruch 2022 in Europa und auch in Deutschland. Auch dieser Mpox-Ausbruch in mehr als 60 Ländern weltweit wurde von der WHO als internationaler gesundheitlicher Notfall bezeichnet. Es gab vor allem in den Industrieländern Impf- und Aufklärungskampagnen. Außerdem wurden die schwere Krankheitsverläufe mit antiviralen Medikamenten behandelt. Nach wenigen Monaten gingen die Infektionszahlen deshalb deutlich zurück.

Damals wurden die Infektionen durch den Typ Klade II ausgelöst. Betroffen waren damals vor allem Männer, die Sex mit Männern hatten. Es gab auch Todesfälle, aber die meisten Krankheitsverläufe waren relativ mild.

Wie überträgt sich das Virus?

Das Virus überträgt sich von Mensch zu Mensch vor allem durch engen Haut- und Körperkontakt - auch, aber nicht ausschließlich, über Sexualkontakte. Ebenfalls möglich ist eine Ansteckung über den Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Gegenständen.

Das ist vermutlich der Grund, warum sich in den betroffenen Regionen viele Kinder damit anstecken. Mehr als 60 Prozent der Erkrankten seien Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, sagte Jean Kadeya, Direktor der CDC, der FAZ.

Wie kann man sich vor einer Infektion schützen?

Es existieren zwei Impfstoffe, die ursprünglich gegen die klassischen Pocken entwickelt wurden, und auch antivirale Medikamente. Wie schon in der Corona-Pandemie zu beobachten war, sind die Industrieländer relativ gut versorgt mit Medikamenten und Impfstoffen.

Der globale Süden ist es nicht. Dort herrscht ein Mangel an Impfstoffen und Medikamenten. Konkret heißt das laut CDC: Es werden in den betroffenen Regionen rund zehn Millionen Impfdosen benötigt, aber vorhanden sind lediglich 200.000.

Was müssen Kontaktpersonen tun?

Wer engen Kontakt mit einem oder einer Infizierten hatte, sollte sich nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) an das örtliche Gesundheitsamt wenden und sich für 21 Tage beobachten. "In dieser Zeit sollten Kontakte gemieden werden."

Kontaktpersonen sollten außerdem zeitnah überlegen, ob eine Impfung infrage komme. Das Gesundheitsamt könne dazu beraten. Eine Quarantäne ist nach RKI-Angaben nicht erforderlich, solange die Kontaktperson frei von Symptomen ist.

Wie steht es um die Wirksamkeit der Impfung?

Der verfügbare Impfstoff wurde auch beim Mpox-Ausbruch 2022 beispielsweise in Deutschland eingesetzt und hat eine gute Wirksamkeit, sodass die Ständige Impfkommission und auch das Robert Koch-Institut (RKI) seinen Einsatz empfehlen.

Was versteht man unter einem "gesundheitlichen Notfall internationaler Tragweite"?

Das bedeutet, dass sich eine Krankheit über Landesgrenzen hinweg auszubreiten droht und so zum Gesundheitsrisiko für andere Länder und den internationalen Verkehr werden könnte. Und dass die Lage in den betroffenen Staaten so schwierig ist, dass internationale Kooperationen notwendig sind, um die Lage in den Griff zu bekommen. Für Europa hat diese Alarmstufe zunächst keine unmittelbaren Konsequenzen.

Die WHO hat vor mehr als einer Woche bereits an die Impfstoffhersteller appelliert, sie mögen dringend die Impfstoffproduktion hochfahren. Es wird erwartet, dass das nun durch diesen Schritt passiert. Außerdem dient der ausgerufene Notfall als Aufforderung an alle Länder, das Geschehen im eigenen Land genau zu beobachten, bei Neuinfektionen zu sequenzieren und die Bevölkerung aufzuklären.

Droht eine Situation wie bei Corona?

Es ist nach gegenwärtigem Wissensstand nicht wahrscheinlich, dass sich die Mpox-Epidemie zu einer Pandemie wie bei SARS-CoV-2 ausweiten wird.

Es sei längst nicht so leicht zu übertragen und das Virus selbst sei nicht so mutationsfreudig wie SARS-CoV-2 oder die Influenza-Viren, erklären beispielsweise Andreas Nitsche und Janine Michel vom RKI in Berlin. "Pockenviren besitzen ein aus DNA bestehendes Genom, dies verändert sich im Vergleich zu Viren mit RNA-Genom, wie SARS-CoV-2 oder Influenzaviren, sehr wenig."

Und Marion Koopmans, die das Institut für Virusforschung an der Erasmus-Universität in Rotterdam leitet, ergänzt: "Pockenviren können ihre Eigenschaften ändern, wenn Teile ihres Genoms verändert werden. Aber es gibt meines Wissens keine Hinweise auf eine erhöhte Erkrankungsschwere von Viren der Subvariante Ib."