Die Sonne scheint am Rand von dunklen Wolken.

Bilanz des Wetterdienstes 2024 war deutlich zu warm und zu nass

Stand: 30.12.2024 16:58 Uhr

Auch in diesem Jahr folgte ein Temperatur-Rekord auf den nächsten. Das macht 2024 zum wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen - sowohl in Deutschland als auch weltweit. Experten sind zunehmend alarmiert.

Das Jahr 2024 war das wärmste Jahr seit dem flächendeckenden Messbeginn im Jahr 1881. Das stand für den Deutschen Wetterdienst (DWD) bereits Mitte Dezember fest. "Erschreckend ist vor allem, dass 2024 das Vorjahr gleich um außergewöhnliche 0,3 Grad übertroffen hat", sagte Uwe Kirsche, Pressesprecher des DWD laut einer Mitteilung. "Das ist beschleunigter Klimawandel."

Gleichzeitig sei dieses Jahr deutlich zu nass gewesen. Der sehr milde Winter 2023/2024 sowie das rekordwarme Frühjahr hätten ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen gebracht, teilte der DWD in seiner vorläufigen Jahresbilanz mit.

Karsten Schwanke, Meteorologe ARD-Wetterkompetenzzentrum, über die Wetterextreme im Jahr 2024

tagesschau24, 19.12.2024 17:00 Uhr

Erderwärmung deutlich schneller als erwartet

Auch weltweit wird 2024 voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein, wie die Weltmeteorologieorganisation (WMO) im schweizerischen Genf mitteilte. "Der Klimawandel findet fast täglich vor unseren Augen statt in Form von häufigeren extremen Wetterereignissen mit stärkeren Auswirkungen", erklärte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Weitere Details etwa zu den Temperaturen will die WMO im kommenden Jahr veröffentlichen.

Dem DWD zufolge habe sich hierzulande der beschleunigte Erwärmungstrend 2024 fortgesetzt, nachdem er bereits in beiden Jahren davor zu Höchstwerten geführt hatte. Dieses Jahr habe das Temperaturmittel 10,9 Grad betragen. Es lag 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode von 1991 bis 2020 habe das Plus 1,6 Grad betragen. Der Vergleich aktueller Werte mit den vieljährigen Werten ermöglicht nach Angaben des DWD eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels.

Temperaturen bis 48 Grad?

In früheren Prognosen aus 2018 hatten Expertinnen und Experten noch vermutet das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens werde zwischen 2030 und 2052 gerissen, erklärte ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke im Jahresrückblick des Ressorts Wissen der tagesschau. "Wir haben 2024 und haben dieses Ziel deutlich gerissen", sagte er. Das hieße vor allem, dass wir uns bei der globalen Erwärmung deutlich schneller bewegten als es die pessimistischsten Szenarien der Klimamodelle zeigten.

"Wenn das so weitergeht und wir nichts unternehmen, dann werden wir in Deutschland Ende des Jahrhunderts Höchsttemperaturen im Bereich von 46 bis 48 Grad haben", so Meteorologe Schwanke. "Das ist ein Niveau, auf das dieses Land nicht vorbereitet ist."

2023 sei aufgrund eines El-Niño-Ereignisses ein herausragendes Jahr bei den Temperaturen gewesen. Anfang dieses Jahres hätten viele Wissenschaftler angenommen, dass 2024 wahrscheinlich wieder etwas kälter werde - weil El Niño zu Ende gehe. Und ja, so Schwanke: El Niño gebe es nicht mehr. "Aber was wir in den letzten Jahren nie gesehen haben ist, dass gleichzeitig alle anderen Ozeanflächen rot sind." Das treibe die Erwärmung an Land.

Von minus 19 bis plus 36 Grad

Den Tiefstwert des Jahres verzeichnete der Wetterdienst im Januar mit minus 19,5 Grad in Leutkirch-Herlazhofen in Baden-Württemberg. Die bundesweit höchste Temperatur für 2024 wurde demnach mit 36,5 Grad am 13. August in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz gemessen.

Nach ersten Auswertungen des DWD fielen in diesem Jahr gut 903 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Das Mittel der Referenzperiode von 1961 bis 1990 mit 789 Litern und von 1991 bis 2020 mit 791 Litern sei damit deutlich übertroffen worden.

Auch die Sonnenscheindauer habe ihr Soll aus der Periode von 1961 bis 1990 übertroffen: Die Sonne schien knapp 1.700 Stunden, das Soll lag nach Angaben des DWD bei 1.544 Stunden. Der Wetterdienst bezog sich bei seiner vorläufigen Bilanz auf erste Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2.000 Messstationen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. Dezember 2024 um 14:00 Uhr in den Nachrichten.