Klimaschutz-Index Deutschland steigt im Länder-Vergleich ab
Welches Land schneidet wie beim Klimaschutz ab? Das zeigt der neue Klimaschutz-Index. Deutschland landet nur im Mittelfeld - und steigt sogar zwei Plätze ab. Der Norden Europas macht es besser.
Es ist die Geschichte, die auf dieser Klimakonferenz in Baku immer wieder erzählt wird. Der Ausbau von Wind und Sonne boomt. Doch dem positiven Trend steht eine andere Entwicklung entgegen, sagt Thea Uhlich von der Umweltorganisation Germanwatch: "Auf der anderen Seite steigen die Emissionen noch. Der Emissionsgipfel ist noch nicht erreicht." Dabei seien die Emissionen die relevante Messgröße, die es beim Aufhalten der Erderhitzung zu betrachten gilt.
Uhlich vergleicht mit ihrem Kollegen Jan Burck und anderen Forschenden, unter anderem auch des New Climate Institutes, jedes Jahr, wie gut die Länder in Sachen Klimaschutz aufgestellt sind. Dafür nehmen sie in 64 Ländern vier Kategorien in den Blick. Für den Index ist ein Land dann beim Klimaschutz Vorreiter, wenn es Treibhausgase einspart, Erneuerbare Energien ausbaut, mehr Energieeffizienz und starke Klimapolitik fördert.
Gewinner in der Kategorie Erneuerbare Energien in diesem Jahr: Die Länder Norwegen, Schweden und Dänemark. "Das ist das erste Mal, dass wir alle drei Plätze belegen können", sagt Uhlich. Es zeigt: Die Erneuerbaren seien auf dem Vormarsch. Die ersten drei Plätze bleiben wie in den Vorjahren allerdings leer. Der Grund: Den Autoren zufolge tut kein Land genug für den Klimaschutz, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.
Deutschland steigt ab
Deutschland dagegen hat es gerade mal auf Platz 16 geschafft - und schneidet damit eher mäßig gut ab. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Abstieg um zwei Plätze. Hauptsächlich dafür verantwortlich: Die weiterhin hohen Treibhausgase aus dem Verkehrs- und Gebäudebereich.
"Deutschland kann von Dänemark, die ähnliche Bedingungen hatten, als sie gestartet sind, lernen", sagt Experte Burck. Vor allem könne Deutschland lernen, dass ambitionierte Klimaschutzpolitik kontinuierlich fortgesetzt werden sollte. "Deutschland hatte zwischendrin immer wieder Pausen, gerade beim Ausbau der Erneuerbaren. Und das hat Dänemark nicht gemacht."
Ölstaaten wie Saudi-Arabien Schlusslichter
Diesem Trend klar entgegen und damit auf den letzten Plätzen stehen Ölstaaten: Iran und Saudi-Arabien. "Das ist so ein Klassiker im Klimaschutz-Index, dass diese Staaten wirklich auch unten stehen", sagt Uhlich. Das sei eben immer dann der Fall, wenn der Energiemix zum großen Teil aus fossilen Energien wie Kohle, Öl und Gas stammt.
Dabei könne selbst China, das Land mit den weltweit höchsten Treibhausgas-Emissionen, noch aufsteigen im Index. Denn gerade steht es zwar auf den unteren Rängen - Platz 55 von 64 - doch es gebe Anzeichen für Verbesserung. "Wenn sich der Trend Chinas beim Ausbau der Erneuerbaren Energien fortsetzt, und gleichzeitig auch ein Ausstieg aus der Kohle erfolgt, dann gehen wir davon aus, dass China auch in den nächsten Jahren im Index weiter aufsteigt", so Uhlich.
USA auf Rang 57
Noch zwei Ränge unter China listet der Index die USA. Verantwortlich dafür: Die hohen Pro-Kopf-Emissionen. Doch anders als bei China sind zwar die Ausgangsbedingungen gut, für die Zukunft ist die Expertin aber pessimistisch. Der Inflation Reduction Act habe sehr positive Impulse in Richtung Transformation gesetzt. Aber: "Inwieweit sich der Trend jetzt fortsetzen wird, ist natürlich unter dem neuen Präsidenten gerade schwierig zu sagen. Aber sehr optimistisch sind wir da nicht."
Zu den größten Absteigern gehören die Schweiz mit minus zwölf Plätzen auf Rang 33 sowie Finnland, das um elf Plätze auf den 37 gerutscht ist. Zu den größten Aufsteigern zählt Großbritannien: Der Staat verbesserte sich von Platz 20 auf Platz sechs.
Neue nationale Klimapläne im Februar fällig
Die Idee des Index: Er soll ein klares Bild dessen zeichnen, wo die Staaten derzeit beim Klimaschutz stehen. Bis nächstes Jahr sollen die Länder der UN-Klimarahmenkonvention ihre Nationalen Klimaschutzpläne, kurz NDCs, vorlegen.
Der Index könne im besten Fall die Länder motivieren, da nochmal nachzuschärfen, hofft Uhlich. "Wir haben natürlich die Hoffnung, dass das ein bisschen dazu anregen kann, dass diese NDCs ein bisschen besser formuliert werden oder ambitionierter sind." Letztlich gehe es eben darum, die weltweiten Treibhausgase im besten Fall ab 2026 sinken zu lassen. Vielleicht, sagt die Expertin, könne also im nächsten Jahr schon der Höhepunkt der Emissionen erreicht sein.
Germanwatch, das NewClimate Institute und das Climate Action Network veröffentlichen den Klimaschutz-Index seit 2005 jährlich. Er soll zeigen, wie ambitioniert die Länder in der Bekämpfung der Erderhitzung vorgehen. Obwohl das Thema Klimaschutz bei vielen Ländern auf der Agenda stehe, sagen die Autorinnen und Autoren, seien die Anstrengungen noch nicht ausreichend. Die Länder der UN-Klimarahmenkonvention haben sich in Paris 2015 auf der Weltklimakonferenz darauf geeinigt, die Erderhitzung bestenfalls auf 1,5-Grad zu begrenzen. Um dieses Ziel zu halten, ist neben einem Ausbau Erneuerbarer Energien auch ein entschlossener und schneller Ausstieg aus den fossilen Energien wie Kohle, Öl und Gas notwendig. Der Klimaschutz-Index (CCPI) wird von rund 450 Klima- und Energieexpertinnen und -experten erstellt, die die nationale und internationale klimapolitische Leistung der Länder bewerten.