Das Logo des UN-Klimagipfels COP29 ist durch ein Kunstwerk vor dem Veranstaltungsort sichtbar.

UN-Klimakonferenz Erste Länder legen neue Klimaziele vor

Stand: 13.11.2024 17:45 Uhr

Mehr Erneuerbare Energien und weniger CO2-Ausstoß - das sind die angepassten Klimaschutzziele der Vereinigten Arabischen Emirate. Als erstes Land haben sie sie vorgestellt. Wie ambitioniert sind sie?

Von Janina Schreiber, SWR, zzt. in Baku

Es ist ein 101 Seiten langes Dokument, was die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gleich in den ersten Tagen der Weltklimakonferenz in Baku präsentieren. Auf dem Titelbild ein leuchtend blauer Ozean. Im Inhalt: Bilder von weiten Solarfeldern und Erzählungen von Windpark-Projekten.  

Große Erwartungen an die Troika der Klimakonferenz

Damit sind die Emirate eines der ersten Länder auf der Weltklimakonferenz im aserbaidschanischen Baku, das ihren neuen Fahrplan zum Klimaschutz bis 2035 vorlegt. Zusammen mit Aserbaidschan und Brasilien bilden sie die Konferenz-Troika. Das heißt, die Gruppe der Länder, die den vergangenen, den gegenwärtigen und den kommenden Klimagipfel leiten. Bereits im Vorfeld hatte es große Erwartungen dazu gegeben.

Es gilt, mit gutem Beispiel voranzugehen, die Ambitionen direkt zum Start der Konferenz auch für die anderen Länder zu erhöhen, sagt Fentje Jacobsen von WWF Deutschland. "Für die Verhandlungsdynamik hier vor Ort in Baku ist es sehr wichtig, dass wir nationale Klimabeiträge bekommen, die wirklich mit einem 1,5-Grad-Ziel kompatibel sind."

Ausbau von Wind und Solar und fossiler Energie

Der Ausbau der Erneuerbaren sei ein gutes Zeichen, sagt Sarah Zitterbarth von Greenpeace mit Blick auf den Klimaschutzplan der Emirate. Doch: "Gleichzeitig planen die Vereinigten Arabischen Emirate ja auch fossile Energien weiter zu fördern." Das sei mit einem 1,5-Grad-Ziel nicht kompatibel.

Außerdem, sagt Klimaforscher Niklas Höhne vom NewClimate Institute, wolle das Land bis 2030 nur wenige Klimagase reduzieren. Dann aber bis 2035 - also nur fünf Jahre später - die Emissionen im Vergleich zu 2019 zu halbieren. "Das scheint mir sehr unrealisitisch."

Bis 2050 wollen die Emirate demnach klimaneutral sein. Dafür setzen sie auch auf technische Lösungen, wie CO2-Abscheidung. Laut Höhne besteht die Gefahr, dass sich die VAE ihre Bilanz durch Kohlenstoffzertifikate von anderen Ländern verbessern. "Auch das ist keine gute Idee, die eigenen Emissionen müssen runter", sagt der Experte. "Wir haben keine Zeit uns das jetzt noch schön zu rechnen."

Großbritannien gilt als Vorbild

Als "leuchtendes Vorbild" dagegen wird zumindest das bereits angekündigte Klimaziel von Großbritannien auf der Konferenz gefeiert. Ein ausdeklinierter Plan wie das 101-seitige Dokument der VAE ist das zwar nicht, aber immerhin eine Ansage. Bis 2035 will das Königreich 81 Prozent ihrer Emissionen einsparen, im Vergleich zu 1990. "Das ist sehr gut. Das ist genau der richtige Weg", sagt Höhne. Allerdings gelte auch hier, dass die Regierung nun auch Maßnahmen ergreifen müsse, diese dann auch umzusetzen.

Historische Verantwortung für die Klimakrise

Außerdem hat das Königreich sehr früh damit angefangen, Treibhausgase in die Luft zu pusten. Deshalb, so Höhne, müsse es seiner Verantwortung für die Klimakrise auch international gerecht werden, indem es gleichzeitig auch andere Länder finanziell unterstützt. "Und da hapert es bei Großbritannien."

Im Laufe der Konferenz sollen weitere Klimaziele vorgelegt werden, um die Ambitionen für alle zu erhöhen. Bis Februar 2025 müssen die finalen Pläne dann bei der UN eingegangen sein. Auch Brasilien hat sich bereits dazu geäußert, bis 2035 - verglichen mit 2005 - bis zu 67 Prozent einsparen zu wollen. Die Staaten blicken vor allem auch auf den Klimaplan des Gastgebers Aserbaidschan. Höhne sagt, große Ambitionen erwarte er sich davon allerdings nicht.

Tage der Staats- und Regierungschefs

In den ersten Tagen treffen sich üblicherweise die Staats- und Regierungschefs der Länder auf der Weltklimakonferenz. Doch in diesem Jahr fehlten gerade einige Oberhäupter der emissionsstärksten Länder in Baku: Sowohl der noch amtierende Präsident Joe Biden, als auch Chinas Präsident Xi Jinping hatten ihre Teilnahme abgesagt. Genauso wie der indische Premierminister Narendra Modi, Südafrikas Cyril Ramaphosa und Australiens Premierminister Anthony Albanese.

Bundeskanzler Olaf Scholz wollte am Dienstag da sein, hatte dann aber wegen des Ampel-Bruchs seine Teilnahme abgesagt. Von Aktivisten von Fridaysforfuture erntete er dafür Kritik. Mit Pappschildern demonstrierten sie vor dem deutschen Stand auf der Klimakonferenz. In großen Lettern: "Klimakrise wartet nicht auf Regierungskrise."