Vereinte Nationen 500 Tote bei Massaker in Mali im vergangenen Jahr
Hunderte Tote, Vergewaltigungen und Folter - darüber berichten die UN in ihrem Untersuchungsbericht zum Massaker in Mali im vergangenen Jahr. Auch russische Söldner der Wagner-Truppe sollen eine Rolle gespielt haben.
Bei einem Massaker im westafrikanischen Land Mali im vergangenen Jahr sind nach neuesten Erkenntnissen mehr als 500 Menschen getötet worden. Das geht aus einem Bericht einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen hervor.
Sie hatte den Einsatz des malischen Militärs und ausländischer Soldaten gegen mutmaßliche Islamisten in dem Dorf Moura mehrere Monate lang analysiert.
Massaker dauert fünf Tage
Dem Papier zufolge hatte am 27. März 2022 zunächst ein Militärhubschrauber das Dorf Moura überflogen und das Feuer eröffnet. Währenddessen seien weitere Hubschrauber mit Soldaten an Bord gelandet. Einige Mitglieder der islamistischen Bewegung Katiba Macina hätten aus der Menge heraus auf die Truppen geschossen.
Etwa 20 Zivilistinnen und Zivilisten sowie mehr als zehn Islamisten wurden dem Bericht zufolge an diesem Tag getötet. In den darauffolgenden vier Tagen seien mindestens 500 Menschen getötet worden. Der UN-Untersuchungskommission lägen die Namen von fast 240 Opfern vor. Mindestens 58 Frauen und Mädchen seien vergewaltigt worden. Die meisten der Opfer gehörten den Vereinten Nationen zufolge der Minderheit der Peuhl an.
UN bekamen keinen Zugang zum Dorf
Laut Bericht schilderten Zeugen, dass auch "bewaffnete weiße Männer" vor Ort waren und offenbar eine Aufsichtsfunktion hatten. Sie sollen Angehörige der russischen Söldner-Gruppe Wagner sein. Bei der Suche nach mutmaßlichen Terroristen seien offenbar Männer mit langen Bärten oder Einkerbungen an der Schulter, die auf das regelmäßiges Tragen eines Gewehr hindeuteten, beiseite gebracht und erschossen worden. Auch Männer, die Anzeichen von Angst gezeigt hätten, seien als mutmaßliche Terroristen abgeführt worden.
Bei der Vorstellung des Berichts sagte der UN-Kommissar für Menschenrechte, Volker Türk, die malischen Behörden hätten der Untersuchungskommission den Zugang zum Dorf verweigert. Der Bericht beruhe auf Aussagen von Zeugen und Überlebenden. Auch Satellitenbilder seien ausgewertet worden. Die Regierung von Mali hatte kurz nach dem Vorfall eine Untersuchung angekündigt, bislang aber keine Ergebnisse vorgestellt. Die Behörden erklärten, ihr Einsatz im März 2022 habe die Extremisten neutralisiert.
"Extrem verstörende Ergebnisse"
Türk sprach von extrem verstörenden Ergebnissen. "Massenhinrichtungen, Vergewaltigung und Folter in bewaffneten Konflikten sind Kriegsverbrechen und könnten, je nach Gegebenheiten, den Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen", so Türk.
In Mali haben sich in den vergangenen elf Jahren mehrere Terrorgruppen ausgebreitet, die der Al Kaida und dem Islamischen Staat nahe stehen. 2012, 2020 und 2021 gab es zudem drei Staatsstreiche. Derzeit ist der Militär Assimi Goita an der Macht, der seit 2021 mit Wagner kooperiert. Wagner-Söldnern wurden zuvor bereits in der Zentralafrikanischen Republik schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.